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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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dann... was waren es für Positionslichter, die in 6 Meilen Entfernung die sichere Rettung bedeutet hätten? Heute noch — nach fünfundsiebzig Jahren — wird immer wieder von einem »nie identifizierten Geisterschiff« berichtet...
    Es war kein Geisterschiff. Es gibt kein Rätsel um den Untergang der Titanic.
    15. April 1912 — 1 Uhr.
    Kapitän Smith traut seinen Augen nicht! Anstatt sich zu nähern, entfernen sich die Positionslichter des stummen, unbekannten Schiffes und verschwinden bald. Und die Titanic taucht immer tiefer in die Fluten ein — ganz langsam, leise — aber unaufhaltsam.
    1517 Menschen — alle, die sich am Anfang weigerten, in die halbleeren Rettungsboote zu steigen und alle, die am Ende keinen Platz mehr in den letzten Booten bekamen — werden bald ertrinken. Bald, das bedeutet um 2 Uhr 20 genau, als sich die Titanic kerzengerade aufbäumte wie ein Wolkenkratzer und dann innerhalb einer Minute im Atlantik verschwand. Nach zehn Minuten schlug sie in 4000 Meter Tiefe auf dem Grund des Ozeans auf.
    Erst kurz nach vier Uhr morgens kreuzt endlich die >Carpathia< an der Stelle der Katastrophe auf. Sie nimmt die 711 Schiffbrüchigen an Bord — die einzigen Überlebenden der Titanic.
    Drei Stunden später kommt ein zweites Schiff dazu, die >Californian    Jetzt ist es zu spät, um auch nur einen einzigen Menschen zu retten. Kapitän Lord kann nur noch Erfrorene und Ertrunkene auffischen, die in dem eiskalten Wasser zwischen Wrackteilen treiben.
    Das späte Erscheinen der >Californian< wird noch lange von sich reden machen.
    13. Juni 1914: Kapitän Lord steht in Baltimore vor Gericht. Über zwei Jahre sind seit dem Untergang der Titanic vergangen. Vieles ist erzählt worden seit der Katastrophe, und bei einer Tragödie dieses Ausmaßes wird immer nach Verantwortlichen gesucht. Ganz offensichtlich trug Kapitän Smith die Hauptverantwortung, aber er ist mit seinem Schiff untergegangen.
    Und so ist es die >Californian<, die von der Presse und der öffentlichen Meinung angeklagt wird. Zumindest Fahrlässigkeit hat sich die >Californian< zuschulden kommen lassen! Und wenn man jetzt beweisen kann, daß sie doch das mysteriöse Schiff gewesen ist, das die Flucht ergriffen hat, dann wäre es ein Verbrechen ohnegleichen! Das Kreuzverhör beginnt:
    »Kapitän Lord, als die Titanic am 14. April 1912 um 23 Uhr 39 von einem Eisberg gerammt wurde, in welcher Entfernung befand sich da die >Californian    Gefaßt, aber mit bewegter Stimme antwortet Stanley Lord: »Ungefähr 20 Meilen, Euer Ehren.«
    »Wieviel Zeit hätten Sie gebraucht, um den Schiffbrüchigen zu Hilfe zu kommen?«
    »Mit Volldampf voraus, eine Stunde.«
    »Das heißt, alle Menschen an Bord der Titanic hätten gerettet werden können?«
    »Ja, Euer Ehren.«
    Ein entsetztes Gemurmel erhebt sich im Gerichtssaal. Stanley Lord weicht den Fragen nicht aus.
    »Und wie erklären Sie, warum die Notsignale der Titanic von Ihnen nicht beachtet wurden?«
    »Das ist Schicksal, Euer Ehren. Ich habe kein anderes Wort dafür. Der Funker hatte um Mitternacht Dienstschluß. Vor dem Untergang der Titanic war es noch sein gutes Recht, und ich kann ihm keinen Vorwurf daraus machen. Die Titanic hat die SOS-Rufe erst um 0 Uhr 15 ausgesendet.«
    »Und niemand außer dem Funker konnte sie auf der >Californian< empfangen?«
    »Nein. Wir hatten sowieso schon längst wegen der Eiswarnung die Maschinen gestoppt, und es gab keine Stromverbindung mehr in dem Telegraphenraum.«
    »Und die Leuchtraketen, die von der Titanic abgeschossen wurden?«
    »Wir haben sie gesehen. Aber aus einer Entfernung von 20 Meilen waren sie nicht als Notsignale zu erkennen. Wir dachten... das Riesenschiff hätte ebenfalls die Maschinen gestoppt, und es würde für die Passagiere ein Fest veranstaltet...«
    »Warum nahmen Sie Stunden später doch Kurs auf die Titanic?«
    »Um 6 Uhr morgens nahm der Funker seinen Dienst wieder auf, und er hörte sofort die Funksprüche, die andere Schiffe miteinander austauschten. So erfuhren wir, daß die Titanic untergegangen war und fuhren sofort mit Volldampf zur Unglücksstelle. Das Weitere wissen Sie, Euer Ehren.«
    Im Gerichtssaal herrscht atemlose Stille. Jeder weiß: Jetzt kommt die Verhandlung zum Kern der Sache. »Kapitän Lord, wie Sie wissen, gibt es auch eine andere Version des Falles. Laut zahlreicher Berichte von Matrosen und Überlebenden der Titanic wurden gegen ein

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