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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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dieses Beweisstückes voll rehabilitiert werden können. Kapitän Gunnar Larson.«
     

Ein Araber im wilden Westen
     
    Ein Araber, der in der Wüste kniet — das ist ein ganz normaler Anblick. Ein Araber, der mitten in einer Sandwüste in Richtung Mekka auf den Knien liegt — daran ist nichts Außergewöhnliches... Hadschi Ali betet gerade, und niemand um ihn herum käme auf die Idee, sich darüber zu wundern, wäre er in seiner heimatlichen Wüste — in Ägypten, wo er geboren wurde.
    Aber hier, mitten in der steinigen Wüste von Arizona, und noch dazu im Jahre 1875, ist es überhaupt nicht selbstverständlich, und die rauhen Burschen der Neuen Welt wundern sich nicht nur — sie lachen sich krumm dabei! Was hat auch ein Araber 1875 im Wilden Westen zu suchen?
    Das ist eine ganz schön verrückte Geschichte.
    Hadschi Ali wurde auserwählt, einen sonderlichen Auftrag zu übernehmen. Aber es ist schon lange her, und langsam fragt er sich, ob er wohl jemals die Pyramiden wiedersehen wird. Dennoch nimmt er sein seltsames Schicksal hin. Und da er sehr fromm ist, folgt er zwar willig dem Zug der neuen Siedler und berauschten Goldsucher, der Tag für Tag weiter nach Westen vordringt — aber... fünfmal am Tag wendet er sich nach Osten! Daran hält er fest, wie es sich für einen Moslem mit dem Ehrentitel eines Hadschi gehört: Das bedeutet nämlich, daß er bereits die Pflicht aller Kinder Allahs erfüllt hat, wenigstens einmal im Leben nach Mekka zu pilgern. Also Pioniere hin — Indianer her, fünfmal am Tag legt er einen kleinen Teppich auf den Wüstenboden, zieht seine Babuschen aus — diese Schlappschuhe, die nur zu dem Zweck erfunden wurden, daß man ganz schnell herausschlüpfen kann — und wirft sich gen Osten zu Boden. Eine strapaziöse Angelegenheit! Denn schon genau fünf Minuten vor fünf Uhr, muß er jeden Morgen den Propheten grüßen. Mit 4 Gebeten. Dann wieder um 14 Uhr — 4 Gebete, 18 Uhr — 4 Gebete, 21 Uhr — da nur 3 Gebete, und schließlich noch einmal um 22 Uhr 45 — wieder 4 Gebete: »Allah ist Groß!...« 19 mal am Tag.
    Ein heiliges Ritual, worüber sich niemand lustig zu machen hat. Aber die Goldgräber und Abenteurer im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts haben keine Ahnung, worum es geht, und sie haben eben ihren Spaß an der Sache!
    Sie spotten nicht bösartig über Hadschi Ali, das nicht! Er ist ihnen sogar eher sympathisch. Aber eine komische Figur halt.
    Ali hat sich relativ schnell an die Sitten des Wilden Westens angepaßt. Nur was seine Kleidung betrifft, da bleibt er hartnäckig. Für nichts auf der Welt würde er sich von seiner Dschellaba, seinem Turban und den sandfreundlichen Babuschen trennen. Und im Saloon trinkt er natürlich immer nur Tee.
    Sonst hat er sich wirklich gut akklimatisiert und sich sogar an seinen neuen Namen gewöhnt: Aus »Hadschi Ali« ist »High Jolly« geworden!
    An einem Abend galoppiert ein Reiter wie der Blitz durch die Straße der Blockhüttensiedlung, hält in einer aufgewirbelten Staubwolke vor dem Saloon, springt von seinem schäumenden, dampfenden Pferd ab und beginnt mit wild rollenden Augen zu brüllen:
    »Hilfe! Alle herkommen! Ich hab ein Ungeheuer gesehen! Dort unten im Canyon... Ein schreckliches Biest... es ist... es ist riesig! Viel höher als eine Postkutsche!«
    Da hört Hadschi Ali mitten in seinem Abendgebet abrupt auf — zum ersten Mal in seinem Leben! Möge ihm Allah verzeihen, aber er ahnt, was passiert ist. Und er muß schnell handeln. Bevor diese Ungläubigen ihre Gewehre holen!
    Das Abenteuer von Hadschi Ali hatte vor zehn Jahren in Ägypten begonnen. Damals war er Kameltreiber im unteren Niltal und wunschlos glücklich. Doch eines schönen Tages bestellte ihn der Scheich seines Stammes zu sich:
    »Hadschi Ali, ich brauche eine Vertrauensperson für eine wichtige Mission. Es handelt sich darum, diesen Fremden hier mit einer Kamelkarawane in sein Land zu begleiten. Er braucht gute Kameltreiber und den besten Karawanenführer. Du bist der Beste. Bist du einverstanden?«
    Hadschi Ali überlegt nicht lange. Er ist stolz darauf, von seinem Scheich auserwählt worden zu sein. Und so dreht er sich zu dem Fremden und sagt ihm:
    »Wenn der Scheich es so bestimmt, will ich die Karawane in dein Land führen. Wo liegt dein Land?«
    Doch das war der Haken an der Sache! Der Fremde, der da im Zelt des ägyptischen Kaiden saß, war Leutnant in der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika! Und dieser Leutnant Beals hatte den amerikanischen

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