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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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bis zum Obstfeld, wo alle auf ihn warten. Er sieht schon die Menschen in kleinen Gruppen um »sein« Haus versammelt, die Gendarmen... und seine Mutter.
    Alle sind still, als er aussteigt. Mit ausgestreckten Armen läuft die alte Elise zu diesem großen Mann, der heute genauso aussieht, wie damals sein Vater, als der Junge gegangen ist — vor fünfzehn Jahren.
    Hinter den geschlossenen Fensterläden beobachtet der Bauer die Szene.
    Nach einer Weile sagt einer der Gendarmen:
    »Ich sehe das Gewehr nicht mehr. Monsieur Resnay, was haben Sie vor? Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Zuerst müssen alle von hier verschwinden. Ja, auch du, Mutti. Keine Zeugen! Vater würde es nicht ertragen. Seit Tagen hält er alle zum Narren, er hat den Krieg erklärt und will ihn auch gewinnen. Bis jetzt hat er sein Gesicht gewahrt, gut. Aber für den Waffenstillstand keine Zeugen! Es ist eine Sache zwischen ihm und mir. Es ist mein Risiko.«
    Die Gendarmen sind zwar ganz anderer Meinung, doch die Mutter unterstützt ihren Sohn:
    »Edmond hat recht. Wir müssen alle gehen.«
    Also fahren die Wagen langsam ab, und die Menschen verschwinden hinter dem Hügel. Auch die Gendarmen und die Journalisten. Sogar die Mutter.
    Und Edmond steht endlich allein vor dem Zaun, vor dem Gartentor. Etwa 100 Meter vom Haus entfernt, hat sich ein Gendarm mit einem Funkgerät und einem Fernglas hinter einem Busch versteckt. Elise sitzt neben ihm auf dem Boden mit ihrem Rosenkranz. Beide murmeln. Sie betet, er berichtet:
    »Der Sohn sitzt auf dem Zaun. Sonst tut sich nichts.« Und die Zeit vergeht. Zehn Minuten. Zwanzig Minuten. Edmond bewegt sich nicht. Er bleibt völlig ruhig auf dem Zaun sitzen — wie ein ausgestopfter Vogel. Für welche Taktik hat er sich nun entschieden?!
    Endlich steht er auf, ganz vorsichtig, und der Gendarm flüstert in seinen Apparat: »Er geht zum Haus... Er hält an... Er setzt sich auf den Boden... Er schaut zur Tür... Ich glaube, er spricht.« Wieder vergeht eine Viertelstunde. Im Haus tut sich nichts. Der Gendarm atmet auf:
    »Der Alte wird nicht schießen. Wenn er gewollt hätte, wär’ der Sohn schon tot!«
    Elise belehrt ihn aber gleich:
    »Ein Vater tötet nicht seinen Sohn. Aber ein Sohn kann, ohne es zu wollen, seinen Vater töten. Wenn Alfred schießt, dann nur auf sich selber!«
    »Psst... Die Tür geht auf. Ich sehe ihn! Mit dem Gewehr im Anschlag!«
    Der Sohn zeigt ihm ein Stück Papier... er spricht... aber bleibt sitzen .Jetzt geht der Alte zu ihm. Er schnappt das Papier... ich kann nicht erkennen, was es ist!«
    Die Mutter weiß es ganz genau:
    »Es ist das Bild unseres Enkels — Jean-Alfred. Er ist vierzehn Jahre alt. Ich bin sicher, daß es das ist! Lieber Gott... steh’ ihm bei! Daß er versteht... daß er ja sagt!« Festgeklammert an sein Fernglas berichtet der Gendarm weiter:
    »Der Sohn steht auf... er geht mit dem Alten zum Haus. Sie gehen hinein... nein! Der Alte knallt die Tür wieder zu...der Sohn kommt zurück... er geht zum Wagen.« Schon will der Gendarm aus seinem Versteck herausspringen, da schreit die Elise:
    »Bleiben Sie da! Bitte! Lassen Sie ihn ganz allein! Jetzt ist alles wieder gut. Ich weiß es... es ist vorbei!«
     
    Käsebleich, torkelnd vor Müdigkeit und Anstrengung, fällt Edmond einige Minuten später in die Arme seiner Mutter:
    »Ich hab’s geschafft, Mutti! Aber nur unter einer Bedingung!! Das Ungeheuer verlangt, daß sein Enkel sofort hierher kommt! Er wird das Haus erst verlassen, wenn Jean-Alfred da ist!«
    Alle, die sich in der Nähe versteckt hielten und jetzt wieder um Mutter und Sohn herumstehen, können es gar nicht fassen. Endlich fragt einer:
    »Was hat er verlangt?!«
    »Meinen Sohn. Meinen einzigen Sohn! Jean-Alfred. Der Junge träumt schon seit Jahren davon, nach Frankreich zu gehen. Nun ja! Ich habe also die Erziehung meines Sohnes seinem Großvater übergeben. Hier wird er lernen ein richtiger Bauer zu werden. Mein Vater und mein Sohn werden zusammen neu beginnen. Das ist alles. Jetzt muß ich meiner Frau telegraphieren. Der Bengel wird vor Freude in die Luft springen! Na schön, das wär’s... und ich, ich gehe dann gleich schlafen. In drei Tagen ist der Junge hier.«
    »Und was ist mit Ihnen und Ihrem Vater?«
    »Ich bleibe in der Verbannung — aus dem Paradies vertrieben. Betreten verboten! Aber, gell, Mutti, das kriegen wir auch noch hin, oder?«
    »Aber ja, Edmond. Laß nur, bald ist alles wieder gut!« Der teuflische Querulant hat nicht nachgegeben und seine

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