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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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genau untersucht... und das hier, das ist das einzige, was mich stutzig macht. Ja, dieser kleine blaue Fleck an der rechten Hüfte. Ich weiß nicht, was es ist.«
    Während der Arzt und der Leutnant über die Todesursache rätseln, beginnt die Routinearbeit für die Polizeibeamten der Mordkommission.
    Die Wohnung liegt im neunten Stock eines modernen Hochhauses in der Innenstadt. Draußen ist es bitterkalt — minus 20 Grad, und Calgary erstickt im Schnee wie jedes Jahr. In diesen frostigen kanadischen Wintern bleiben die Fenster monatelang zu. Man kann also nur durch die Tür in die Wohnung eindringen — und sie war zugesperrt. Auch die Beamten der Spurensicherung sind ziemlich ratlos und wissen nicht recht, wo sie eigentlich anfangen sollen. Nichts deutet auf einen Mord hin. Auch nicht auf einen Selbstmord. Und dennoch — so behauptet jedenfalls der Arzt — ist Wanda Downes keines natürlichen Todes gestorben!
    Nun ja, sie photographieren zuerst die Leiche und besonders sorgfältig den seltsamen blauen Fleck an der rechten Hüfte. Sie machen sogar Abdrücke davon. Fergusson unterhält sich mit dem Arzt, Mac Leod beruhigt die Freundin... da wird auf einmal die Tür aufgesperrt. Ein Mann kommt herein — ruhig, ahnungslos. Er gehört hierher, das ist keine Frage. Erst als er den Belagerungszustand in der Wohnung bemerkt, bleibt er abrupt stehen — nur zwei, drei Sekunden lang. Dann läuft er, wie von der Tarantel gestochen, zum Schlafzimmer, wirft sich auf das Bett und bricht verzweifelt über seiner toten Freundin zusammen:
    »Nein! Doch nicht sie! Warum sie?!«
    Plötzlich springt er auf und dreht die Leiche hin und her, als suche er etwas ganz Bestimmtes...
    »Herr Brickner, Sie sind doch Harold Brickner, nicht wahr?«
    »Ja!«
    »Ich verstehe Ihren Schmerz, aber... wir stehen vor einem Rätsel. Können Sie uns weiterhelfen? Was suchen Sie eigentlich?«
    »Das da! Hier! Es war eine Spinne!«
    Eine Spinne also. Eine tödliche Giftspinne! Hier in Kanada, mitten im Winter, bei minus 20 Grad! Und noch dazu im neunten Stock eines modernen Hochhauses! Unmöglich!
    »Herr Brickner, wie kommen Sie überhaupt darauf!«
    »Sie glauben mir nicht? Suchen Sie das Zimmer ab, Sie werden schon sehen! Eine Schwarze Witwe! Sie ist bestimmt noch im Zimmer!«
    Mit einem Sprung sind der Leutnant, der Arzt und der Photograph an der Tür, steif wie gefrorene Spargel. Hier soll irgendwo eine mörderische Spinne sein?!! Der Photograph bringt sich als erster in Sicherheit und verläßt schlagartig die Wohnung. Nein, dafür wird er nicht bezahlt — nicht, um Giftspinnen zu jagen! Rechtsanwalt Mac Leod ist der nächste, der sich empfiehlt... er habe wichtige Termine und so weiter. Der Arzt bleibt, die Freundin darf gehen... Leutnant Fergusson reißt sich zusammen und geht wieder in das Schlafzimmer hinein... ganz vorsichtig. Und erzwingt Brickner, auch den Raum zu verlassen. Während die restlichen Polizeibeamten die Tür des Schlafzimmers mit breiten Klebebändern versiegeln, ruft der Leutnant die Desinfektionskolonne an.
    Am liebsten würden alle die Flucht ergreifen, denn wer weiß, vielleicht ist das Biest schon lange aus dem Zimmer herausgekrabbelt und lauert jetzt in irgendeiner Ecke auf die Männer! Keiner bewegt sich, alle inspizieren mit rollenden Augen die Decke, die Wände, den Teppichboden... Die Polizei Seiner Majestät fürchtet sich nicht vor Spinnen, nein! Sie bleibt mutig am Tatort — wenn auch mit weichen Knien — bis Verstärkung kommt.
    Leutnant Fergusson bemüht sich, die allgemein gespannte Stimmung aufzulockern und unterhält sich mit Brickner, so nebenbei:
    »Wie kommen Sie darauf, daß Ihre Verlobte durch einen Spinnenbiß gestorben sein könnte! Das gibt’s doch nicht! Die kanadischen Spinnen sind harmlos!«
    »Meine Frau ist auch schon so gestorben!«
    »Wie bitte?«
    »Ja, bei uns in Australien, in Townsville.«
    »Und... wie ist es damals passiert?«
    »Es war ein Unglücksfall... an einem heißen Abend. Alle Fenster waren offen, die Spinne ist ins Haus gekrabbelt, ohne daß wir es gemerkt haben... oder vielleicht haben wir sie sogar selber hineingebracht... mit Obst oder so. Bei uns in Australien gibt es viele Spinnen, wissen Sie. Aber nur die Schwarze Witwe ist wirklich gefährlich... und sie taucht selten in Städten auf. Es war ein Unglück!«
    »Tja, Herr Brickner, das ist schon möglich! Aber nicht hier in Kanada!«
    »Sie haben bestimmt recht... ich habe nur die Nerven verloren, als ich Wanda so...

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