Ein altes Haus am Hudson River

Titel: Ein altes Haus am Hudson River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Wharton

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nun kommen, was ihr Mann sagen und sie dabei empfinden würde.«Unsinn, Lewis», rief sie.« Ich glaube nicht, dass er so etwas gesagt hat.»
    Tarrant lachte.«Wir alle wissen, dass du ihm keine Verfehlung zutraust. Aber dass er sie um Geld gebeten hat, wirst du ihr doch glauben?»
    Halo überlegte. Vor Schreck über diese neue Sorge hatte sie sich und Tarrant vergessen.«Der arme Kerl – warum er es wohl so dringend gebraucht hat?»
    « Das bekümmert mich offen gestanden weniger. Mich plagt, dass er uns regelrecht ruiniert hat, denn wir haben all unsere Hoffnungen darauf gesetzt, dass der Preis uns am Jahresende Auftrieb gibt. Für eine neue Zeitschrift hätte das viel bedeutet. Aber Rücksicht auf uns ist wohl das Letzte, was ihm durch den Kopf geht.»
    « Ja, vermutlich, wenn er das Geld so dringend brauchte. Und so muss es gewesen sein, wenn er auf den Einfall kam, Jet Pulsifer zu fragen.»
    « Ach, ich weiß nicht. Das ist schon Veranlagung. Wenn so ein Mann merkt, dass eine Frau von ihm hin und weg ist …»
    « So einer ist er nicht!», rief Halo. Auch sie stand auf, zitternd vor unerklärlichem Entsetzen.«Welchen Grund hat er denn genannt – hat sie das gesagt?»
    « Ach, das Übliche, glaube ich. Knapp bei Kasse, kranke Frau oder so was, sie erzählen immer die gleiche Geschichte. Wenn man überlegt, dass dieser Idiot nur hätte stillhalten und sich anhimmeln lassen müssen …»
    Es folgte ein langes Schweigen. Tarrant gab sein nervöses Wandern auf, kehrte zu seinem Sessel zurück und ließ sich mit einem ungeduldigen Stöhnen hineinfallen.«Dieser Preis hätte uns gehört!»
    « Uns?»
    « Ja. Haben nicht wir ihn entdeckt?»Er lachte.«Oder du, wenn du so willst. Bitte sehr. Ich habe kein Interesse an Erpressern. »
    Sie blickte ihn erstaunt an. Plötzlich hatte er Vance Weston aus ihrem Kopf verdrängt und sich selbst in den Mittelpunkt gerückt.«An Erpressern?», wiederholte sie. Langsam sprach sie das Wort ein paarmal nach. Dann:«Aber Lewis, wenn er ein Erpresser ist, was sind dann wir? Was ist die ‹Neue Stunde›?»
    Tarrant warf seinen schönen Kopf zurück und erwiderte ihren Blick mit leicht fragend erhobenen Brauen und einem resignierten Blick, als wollte er sagen:«Ach, ich gebe es auf!»
    « Was sind wir», fuhr seine Frau fort,«die wir doch gewusst haben, wie Jet ist, und ihr den Jungen über den Weg geschickt und ihre Phantasie angeheizt haben, nur um …»Sie brach ab, verärgert durch ihre übertriebene Gemütsbewegung und doch außerstande, sie zu unterdrücken.
    Tarrants Ton wurde im Gegensatz dazu vollkommen ruhig.« Nur um was?»
    « Um den Preis für unsere Zeitschrift zu ergattern.»
    Er blickte sie an, immer noch mit ironisch erhobenen Brauen.« So nennst du das? Ergattern?»
    « Du nicht? Wir haben schon vor Monaten dafür gesorgt, dass Jet und der Junge einander über den Weg laufen, in diesem Haus und auf deinen Vorschlag hin.»Oh, natürlich, unterbrach er sie, am Ende gebe sie immer ihm alle Schuld.«Nein, das tue ich nicht», fuhr Halo fort,«auch ich habe beträchtlich zu alldem beigetragen, und ich stehe dazu. Aber ich erkenne jetzt, dass wir uns beide schämen sollten, viel mehr als Vance. Und ich schäme mich, es widert mich an. Wenn Literatur unter diesen Bedingungen auf den Markt gebracht wird, hört man lieber ganz damit auf. Wenn man sie den Leuten andrehen muss wie Schönheitsmittel und Patentkragenknöpfchen, beweist das nur, dass die Leute sie eigentlich gar nicht haben wollen, das ist alles.»
    Tarrant lehnte sich zurück und streckte die Hand nach einer Zigarre aus.«Hast du jemals das Gegenteil geglaubt?»
    Sie errötete.«Ich habe vermutlich gar nicht darüber nachgedacht – bin nur mit dem Strom geschwommen. Aber jetzt …»
    « Was ist jetzt?»
    « Jetzt scheint mir, dass es nur eins gibt, wodurch wir unsere Seelen retten können – wir müssen dem Jungen das Geld leihen.»
    Tarrant schwieg kurz, ganz mit dem Anzünden seiner Zigarre beschäftigt.«Wir?»
    « Du», korrigierte sie sich, hochrot im Gesicht. Sein Tonfall schien – vielleicht unfreiwillig – anzudeuten, dass da, wo es um die Vergabe von Geld ging, die Verwendung der Pluralform des Pronomens nicht angemessen war. Aber seine nächste Antwort schob diese Deutungsmöglichkeit beiseite.
    « Wir – ich? Ihm Geld leihen? Wovon redest du überhaupt? Er wirft uns Knüppel zwischen die Beine, und wir sollen ihn noch dafür belohnen?»Sie schwieg.«Ist das deine Vorstellung von der