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Ein altes Haus am Hudson River

Ein altes Haus am Hudson River

Titel: Ein altes Haus am Hudson River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Wharton
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dass sie draußen auf dem Land das Echo habe, das sie gewohnt sei … In New York sei es eben chic, sich zurückzulehnen und so zu tun, als wäre einem alles längst bekannt.
    Vance verlor allen Mut. Er fragte, ob er nicht jetzt gleich hineingehen könne, solange der Mann noch da sei – und in diesem Augenblick öffnete sich eine Tür, und Mrs Scrimser betrat die Diele.«War mir doch so, als hörte ich die Stimme meines Jungen», sagte sie und eilte mit offenen Armen auf ihn zu. Sie bat ihn, hereinzukommen und den Herrn kennenzulernen, der sie wegen einer Vortragsreise aufgesucht habe – sein Vorschlag sei hochinteressant. Vance folgte ihr und fand sich Auge in Auge mit Bunty Hayes wieder, der ihm unvermindert herzlich die Hand entgegenstreckte.«Tja», sagte er mit einem erklärenden Blick Richtung Großmutter und Enkel,«‹Storecraft› hat sich zum Ziel gesetzt, alle menschlichen Bedürfnisse abzudecken. Da können wir die Religion nicht außen vor lassen, genauso wenig wie Kunst oder Klosetts. Und wie ich von Mrs Scrimsers phantastischer religiöser Bewegung hörte, hab ich mir sofort gesagt, das ist genau unsere Branche, niemand wird dem besser gerecht als ‹Storecraft›. Wenn sie sich mit mir in Verbindung gesetzt hätte, bevor sie nach New York kam, hätte sie in der Steinway Hall vor dreitausend menschlichen Zuhörern gesprochen, statt zu versuchen, ein paar eingebildeten Intellektuellen aus der Park Avenue eine Reaktion zu entlocken.»
    Vance stand schweigend zwischen den beiden. Seine Großmutter sah im Morgenlicht älter aus. Trotz ihrer zunehmenden Leibesfülle wirkte sie kleiner, als hätte das Schicksal ihr künftiges Schrumpfen schon mit Furchen und Falten auf ihrem Körper vorgezeichnet. Bunty Hayes’ Fleisch hingegen war straff und fest unter der Hochglanzpolitur des Wohlstands. Und er strahlte Vance mit fröhlicher, ungebrochener Herzlichkeit an, als hätte ein glücklicher Zufall zwei langjährige Freunde hier zusammengeführt.« Wenn man bedenkt, dass sie Ihre Großmutter ist! Sieht so aus, als wäre in Ihrer Familie eine Ecke für Berühmtheiten reserviert», sagte er.
    « Oh, unsere eigentliche Berühmtheit ist Vanny», murmelte Mrs Scrimser, und ihre müden Augen, die auf ihrem Enkel ruhten, wurden feucht.
    « Na, ich denke, es ist genug für alle da», ermutigte Hayes sie beide.«Ich will damit sagen …»
    Mrs Scrimsers Blick lag immer noch liebevoll auf Vance. Sie ergriff seine Hand.«Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, dann trägt er überall in den Vereinigten Staaten seine Werke vor», sagte sie.
    « Na gut, dann ist ‹Storecraft› bereit, auch ihn zu betreuen – wir nehmen Sie beide ins selbe Programm», witzelte Mr Hayes.
    Mrs Scrimser gab launig zurück, das hänge davon ab, wie gut« Storecraft»sie betreue, und er erwiderte herausfordernd, sie solle sich doch mal umsehen, ob irgendwo ein anderes Unternehmen bereit sei, es besser zu machen. Sie kamen überein, dass sie seinen Vorschlag überdenken und ihm am nächsten Tag antworten werde. Daraufhin verabschiedete er sich.
    Als sie allein waren, umarmte Mrs Scrimser ihren Enkel lange und sagte nur:«Vanny, mein Junge, die Mapledale Avenue ist wie ein Grab, seit du fort bist.»Er spürte, wie ihre Zärtlichkeit ihn ansteckte, und wünschte sich sehnsüchtig, seine Sorgen in diese einladenden Arme zu legen. Sie erkundigte sich nach Laura Lou und warum Vance sie gestern Abend oder heute nicht mitgebracht habe, und als er sagte, sie liege krank im Bett, rief sie vorwurfsvoll, warum er das nicht eher erwähnt habe, sie werde sofort nach dem Lunch zu Mrs Hubbard gehen. Sie begann Vance auszufragen, wie sie wohnten, ob Laura Lou es bequem habe, ob sich jemand um sie kümmere, ob das Essen auch nahrhaft und ob er mit dem Arzt zufrieden sei, und allmählich ließ er sich dazu hinreißen, ihr seine finanziellen Schwierigkeiten zu gestehen und dass er seiner Frau nicht das Zuhause bieten könne, dass sie eigentlich haben sollte. Mrs Scrimsers Vorstellungen von Geld waren noch vager als die ihres Enkels, aber ihr Mitgefühl war umso glühender, weil sie nicht verstand, warum ein erfolgreicher Romancier, der alle Verleger und Kritiker in New York kannte, kein riesiges Einkommen hatte. Sie war empört über eine solche Ungerechtigkeit, flehte Vance jedoch an, sich keine Sorgen zu machen. Das Angebot von«Storecraft»versetze sie in die Lage, ihm und Laura Lou zu helfen, sobald sie zurückgezahlt habe, was sie seinem Vater schulde. Vance

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