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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Und wie
    ein Derwisch entrol te er den Wasserschlauch des Parkplatzes.
    Pete warf Cruz in den Kofferraum. Fulo spülte Cruz’
    Eingeweide mit dem Schlauch in den Gully.
    Es war stockfinster. Autos fuhren die Flagler entlang, offen-
    sichtlich nahm niemand die geringste Notiz von der Scheiße.
    Pete griff sich den Molotow-Cocktail. Fulo parkte sei-
    nen Chevrolet. Er murmelte ständig irgendwelche Zahlen
    vor sich hin – Salcido schien die Adresse des Unterschlupfs
    preisgegeben zu haben.
    Der Kubaner-Wagen hatte eine purpurfarbene Metallic-
    Lackierung und Fellsitze – ein brandneuer 58er Impala,
    niggermäßig frisiert.
    369
    Fulo setzte sich ans Steuer. Pete nahm hinten Platz. Sal-
    cido versuchte, durch seinen Knebel zu brüllen.
    Sie fuhren die Flagler hinab. Fulo schrie ihm eine Adres-
    se zu: 1809 Northwest 53rd Street. Pete drehte das Radio
    voll auf.
    Bobby Darin sang »Dream Lover« – daß einem die Ohren
    weh taten.
    Pete schoß Salcido in den Hinterkopf – die explodierenden
    Zähne rissen ihm das Klebeband vom Mund.
    Fulo fuhr GANZ GANZ LANGSAM. Vom Armatu-
    renbrett und von den Sitzen tropfte Blut.
    Sie erstickten fast am Pulverdampf. Doch hielten sie die
    Fenster geschlossen, damit der Gestank nicht aus dem Wa-
    gen drang.
    Fulo bog nach links und nach rechts ab. Fulo setzte recht-
    zeitig den Blinker. Sie fuhren in ihrem Leichenwagen auf
    den Coral Gables Causeway – GANZ GANZ LANGSAM.
    Sie fanden einen einsamen Bootssteg. Er ragte fast dreißig
    Meter in die Bucht.
    Die Bucht war menschenleer. Keine Betrunkenen, keine
    Liebespaare, keine Nachtfischer.
    Sie stiegen aus. Fulo schaltete in den Leerlauf und schob
    das Auto auf die Planken. Pete zündete den Molotow-Cocktail
    an und warf ihn in den Wagen.
    Sie rannten los.
    Die Flammen erfaßten den Tank. Der Impala explodierte.
    Die Planken brannten lichterloh.
    Der Steg floß zu einem einzigen riiiiiesigen Feuerball zu-
    sammen. Die Wellen schlugen zischend dagegen.
    370
    Pete hustete sich fast die Lungen aus dem Leib. Er hatte
    den Geschmack von Pulverdampf und vom Blut der toten
    Männer im Mund.
    Der Steg brach ein. Der Impala sackte auf Felsklippen.
    Eine ganze Minute lang stieg Dampf aus dem Wasser.
    Fulo kam wieder zu Atem. »Chuck wohnt hier in der
    Nähe. Ich habe den Schlüssel zu seinem Zimmer und weiß,
    daß er die nötige Ausrüstung besitzt.«
    Sie fanden Revolver mit Schalldämpfern und kugelsichere
    Westen. Sie fanden Chucks Tiger Kab am Straßenrand.
    Sie nahmen die Pistolen und zogen die Westen an. Pete
    schloß die Zündung des Taxis kurz.
    Fulo fuhr einen Hauch zu schnell. Pete mußte die ganze
    Zeit an die alte Ruth Mildred denken.
    Das Haus wirkte baufällig. Die Tür hundertprozentig ein-
    bruchsicher. Das Haus war von Palmhainen umgeben – und
    die einzige heruntergekommene Hütte in der Gegend.
    Die Vorderzimmer waren erleuchtet. Die Fenster von Ga-
    zevorhängen verhüllt. Darauf zeichneten sich exakte Schat-
    tenrisse ab.
    Sie kauerten neben der Veranda, genau unter dem Fenster-
    sims. Pete konnte vier Schatten erkennen und vier Stimmen
    unterscheiden. Er stel te sich vier Männer vor, die sich vol au-
    fen ließen, auf einem Sofa GEGENÜBER DEM FENSTER.
    Fulo schien seine Gedanken lesen zu können. Sie über-
    prüften Westen und Pistolen – vier Revolver mit insgesamt
    vierundzwanzig Schuß.
    371
    Pete zählte. Sie standen auf und feuerten bei »drei« – durch
    die Scheibe hindurch.
    Glas zerbarst. Der dumpfe Klang der Schalldämpfer ging
    in Schreien über.
    Das Fenster stürzte ein. Die Vorhänge stürzten herab. Jetzt
    hatten sie reale Ziele – kubanische Kommunistenschweine
    vor einer blutbespritzten weißen Wand.
    Die Latinos griffen hastig nach ihren Waffen. Die La-
    tinos trugen Schulterhalfter und kreuzweise um die Hüfte
    gegürtete Patronengürtel.
    Pete schwang sich über die Fensterbrüstung. Kugeln häm-
    merten gegen die Weste und warfen ihn rücklings um.
    Fulo griff ein. Die Roten feuerten ungenau; die Roten
    ballerten fast unkontrolliert. Sie verwendeten großkalibrige
    Pistolen ohne Schalldämpfer – gottverdammt irrsinnig laut.
    Ein ungeheurer Abpraller wirbelte Fulo um die eigene
    Achse. Pete stolperte zur Couch und schoß beide Pistolen
    aus allernächster Nähe leer.
    Er erzielte Kopf- und Halstreffer, erstickte beinahe an
    etwas Grauem, Glibberigem – Ein Diamantring rollte über
    den Boden. Fulo ergriff ihn und küßte ihn. Pete wischte sich
    das Blut aus den Augen. Neben dem Fernseher

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