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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Mitternacht
    kam. Mitternacht ging vorüber.
    Scheinwerfer glitten vorüber. Littell überprüfte jedesmal
    die Nummernschilder. In der kalten Luft der Air Condition
    wurde ihm allmählich übel.
    Kabikoffs Cadillac fuhr vorbei – Littell klemmte das
    Blinklicht aufs Dach und zog die Ski-Maske über. Das Licht
    wirbelte leuchtendrot auf. Littell blendete die Scheinwerfer
    auf und drückte auf die Hupe.
    Kabikoff fuhr an den Straßenrand. Littell schnitt ihm
    den Weg ab und ging zur Tür.
    Kabikoff schrie auf – die Maske war feuerrot mit weißen
    Teufelshörnern.
    Littell glaubte, sich an Drohungen erinnern zu können.
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    Littell erinnerte sich daran, daß er ihn schließlich ange-
    schrien hatte: DU GEHST ZU GIANCANA MIT EINEM
    MIKRO AM LEIB.
    Er erinnerte sich an einen Wagenheber.
    Er erinnerte sich an Blut auf dem Armaturenbrett.
    Er erinnerte sich an sein Flehen. LIEBER GOTT, LASS
    MICH IHN NICHT UMBRINGEN.
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    (Miami, 29. 8. 59)
    »Scheißkommunistenschweine, schießen mir meinen Taxi-
    stand zusammen! Zuerst Bobby Kennedy, und jetzt diese
    roten kubanischen Schufte!«
    Leute drehten sich nach ihnen um – Jimmy Hoffa tat sich,
    was seine Lautstärke anging, keinen Zwang an. Ein Essen
    mit Jimmy war stets riskant – der Knilch verteilte jedesmal
    Essen und Kaffee um sich herum.
    Pete hatte Kopfweh. Der Tiger Kab-Schuppen war schräg
    gegenüber – ständig tanzten ihm die Scheißtigerstreifen vor
    den Augen.
    Er wandte sich vom Fenster ab. »Jimmy, wir sol ten vom –«
    Hoffa fiel ihm ins Wort. »Bobby Kennedy hetzt mir jede
    beschissene Grand Jury Amerikas auf den Hals. Jeder Scheiß-
    staatsanwalt der Welt will Jimmy Hoffa an die Wäsche.«
    Pete gähnte. Der Jetlag war brutal.
    Boyd hatte ihn hierher geschickt. Boyd hatte befohlen:
    »Mit Jimmy über den Taxistand ins Geschäft kommen. Ich
    brauche in Miami eine Anlaufstelle für Rekrutenanwerbung
    und Informationen. Bald treffen weitere Bananenboote ein.
    Wenn Blessington funktioniert, werden wir unsere Jungs als
    Taxifahrer unterbringen müssen.«
    Eine Kellnerin brachte frischen Kaffee – Hoffa hatte die
    Tasse leergespritzt. »Jimmy, wir sollten was Geschäftliches
    besprechen«, sagte Pete.
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    Hoffa schüttete Sahne und Zucker in den Kaffee. »Ich habe
    nicht angenommen, daß du wegen dem Roastbeefsandwich
    aufgekreuzt bist.«
    Pete zündete sich eine Zigarette an. »Die CIA möchte mit
    einer Fünfzig-Prozent-Beteiligung beim Taxistand einsteigen.
    In der CIA und in der Firma sind immer mehr Leute wegen
    Kuba immer saurer, und die CIA glaubt, daß sich der Ta-
    xistand prima eignet als Rekrutierungsposten. Bald treffen
    Massen von Exilkubanern in Miami ein, und das bedeutet
    gigantische Geschäftsmöglichkeiten, sofern der Taxistand in
    Sachen Castro früh genug Flagge zeigt.«
    Hoffa rülpste. »Was verstehst du unter ›einsteigen‹?«
    »Das bedeutet, Sie garantieren dir 5.000 Dollar im Mo-
    nat, bar, dazu bekommst du die Hälfte der Reineinnahmen
    plus eine CIA-Intervention beim Finanzamt, für alle Fälle.
    Davon gehen meine 5 Prozent ab, der Taxistand wird nach
    wie vor von Chuck Rogers und Fulo geleitet, und ich schaue
    regelmäßig vorbei, sobald ich mit dem Job in Blessington
    angefangen habe.«
    Jimmys Augen glitzerten – Dollars! Dollars! Dollars!
    »Könnte mir gefallen. Aber Fulo hat gesagt, Kemper Boyd
    steckt mit den Kennedys unter einer Decke, und das paßt
    mir ganz und gar nicht.«
    Pete zuckte die Achseln. »Da hat Fulo recht.«
    »Könnte Boyd mir Bobby vom Hals schaffen?«
    »Ich glaube, das wäre zuviel verlangt. Bei Boyd mußt du
    mit dem Angenehmen das Unangenehme in Kauf nehmen.«
    Hoffa tupfte einen Fleck von der Krawatte. »Unangenehm
    sind mir die Kommunistenärsche, die mir den Taxistand
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    zusammenschießen. Solltest du dich ihrer annehmen, wäre
    mir das derart angenehm, daß ich geneigt wäre, das Angebot
    zu akzeptieren.«
    Pete rief die Crew in der Taxibaracke zusammen. Hand-
    feste Burschen: Chuck, Fulo und Boyds Mann Teo Paez.
    Sie rückten ihre Stühle vor die Klimaanlage. Chuck ließ
    eine Flasche herumgehen.
    Fulo wetzte die Machete an einem Stein. »Soweit ich weiß,
    haben sämtliche sechs Verräter ihre Wohnungen verlassen.
    Ich habe gehört, daß sie in ein sogenanntes ›sicheres Haus‹
    gezogen sind. Es sol ganz in der Nähe liegen und wird wohl
    von den Kommunisten finanziert.«
    Chuck wischte den Speichel von der Flasche. »Ich habe
    gestern beobachtet, wie Rolando Cruz den

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