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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Porno-Kids, und aus dem
    Kofferraum quoll die Kamera-Ausrüstung.
    Sie gingen in den Coffee Shop. Littel hielt den Augenblick
    durch die Zoomlinse fest.
    Die Kamera surrte. Das Bild fiel heraus und war in einer
    knappen Minute entwickelt.
    Erstaunlich – Kabikoff fuhr vor und hupte. Littell foto-
    grafierte das rückwärtige Nummernschild.
    Tippit und die Kids kamen mit Soft Drinks aus dem
    Coffee Shop. Sie verteilten sich auf beide Wagen.
    Littell zählte bis zwanzig und folgte ihnen. Es herrschte
    kaum Verkehr – sie fuhren fünf Minuten über Schotterstra-
    ßen und waren im Nu an der Grenze.
    Ein Grenzbeamter winkte sie durch. Littell fotografierte
    sie am Tatort: zwei Wagen, unterwegs, Bundesgesetze zu
    übertreten.
    Mexiko war eine staubige Fortsetzung von Texas. Sie
    fuhren an einer endlosen Reihe von Wellblechdörfern
    vorbei.
    Sie kamen in mit Gestrüpp bewachsenes Hügel and. Littell
    359
    orientierte sich an dem Fuchsschwanz, den J. D. an seiner
    Antenne befestigt hatte.
    Bei einem Schild bog Kabikoff rechts ab: »Domicilio de
    Estado Policía«, »Staatliche Polizeikaserne« – die Übersetzung
    war nicht weiter schwer. Tippit folgte Kabikoff. Die Straße
    war zum Feldweg geworden – die Wagen wirbelten Staub-
    wolken auf. Sie schlängelten sich einen felsigen Hügel hinauf.
    Littel blieb auf der Hauptstraße und fuhr geradeaus. Etwa
    fünfzig Meter weiter sah er Bäume auf dem Bergkamm –
    dichtes Nadelgehölz, hinter dem er in Deckung gehen konnte.
    Er parkte den Wagen. Er packte die Gerätschaften in den
    Seesack und bedeckte den Wagen mit Ästen und Buschwerk.
    Echos wiesen ihm den Weg. Der »Drehort« war direkt
    jenseits des Kamms.
    Er folgte den Geräuschen. Er schleppte sein Zeug einen
    Steilhang hoch. Vom Bergkamm sah man auf eine schmutz-
    bedeckte Lichtung hinab. Sein Aussichtspunkt war großartig,
    gottverdammt.
    Die »Kaserne« war eine Baracke mit Blechdach. Daneben
    parkten Polizeiwagen – Chevys und Hudson Hornets.
    Tippit schleppte Filmdosen. Fat Sid schmierte mexika-
    nische Bullen. Die Porno-Kids beäugten ein paar Frauen
    in Handschellen.
    Littell kauerte hinter einem Busch und legte sich seine
    Ausrüstung zurecht. Dank des Zooms spielte die Entfernung
    keine Rolle.
    Er sah weit offene Barackenfenster, dahinter lagen Mat-
    ratzen bereit. Er sah die schwarzen Hemden und Armbinden
    der Bullen.
    360
    Die Wagen der Bullen hatten Leopardenfell-Bezüge. Die
    Frauen trugen Armbänder mit Gefängnismarken.
    Die Menge zerstreute sich. Die Schwarzhemden schlossen
    den Frauen die Handschellen auf. Kabikoff schleppte Aus-
    rüstung in die Kaserne. Littell machte sich ans Werk. Es
    war derart heiß, daß ihm die Knie zitterten. Die Zoomlinse
    rückte alles ganz nahe heran.
    Er schoß Bilder und beobachtete, wie sie entwickelt
    wurden. Er stapelte sie säuberlich nebeneinander in den
    Seesack.
    Er schoß Bilder von Pornomädchen, auf einer Matratze
    ineinander verknäult. Er hielt fest, wie Sid Kabikoff sie zu
    lesbischen Szenen antrieb.
    Er fotografierte obszöne Zwischenszenen. Er hielt fest,
    wie die Gruppe mit einem Dildo eine Frau vergewaltigte.
    Er fotografierte die Pornojungs, wie sie eine Mexikanerin
    blutig peitschten.
    Die Polaroid spuckte laufend Nahaufnahmen aus. Fat Sid
    war auf Hochglanz und in Farbe überführt:
    Der Anstiftung zur Unzucht. Der vorsätzlichen
    Körperverletzung.
    Des filmischen Festhaltens pornographischer Vorgänge
    zum Zweck gewerblicher Verbreitung, in Übertretung neun
    bundesstaatlicher Gesetze.
    Littell verschoß die vierzig Filme. Der Boden ringsum
    war mit seinem Schweiß getränkt.
    Sid Kabikoff war per Fotobeweis überführt:
    Des Menschenhandels. Der Beihilfe zu Menschenraub
    und Vergewaltigung.
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    Aufnahme! Eine Essenspause. Bullen, die auf dem Dach
    ihres Streifenwagens Tortillas backen.
    Aufnahme! Eine Gefangene, die zu fliehen versucht. Sie
    wird von zwei Bullen erwischt und vergewaltigt.
    Littell ging zum Wagen zurück. Erst hinter der Grenze
    begann er zu schluchzen.
    Er klebte die Bilder ins Album und kam mit Hilfe von
    Gebeten und einem kleinen Bier zur Ruhe. Er fand eine
    gute Stelle, um sich auf die Lauer zu legen: am Rand einer
    Zufahrtsstraße, eine halbe Meile nördlich der Grenze.
    Es war eine Einbahnstraße. Der einzige Zubringer zur
    Interstate. Gut beleuchtet: Man konnte praktisch die Num-
    mernschilder lesen.
    Littel wartete. Ein gelegentlicher Schwal eisiger Luft aus
    der Klimaanlage hinderte ihn daran einzunicken.

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