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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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erblickte er
    einen Haufen in Plastikfolie eingewickelter Barren.
    Weißes Pulver rieselte heraus. Er war sicher, daß es sich
    um Heroin handelte.
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    (Miami, 30. 8. 59)
    Kemper lag am Swimmingpool des Eden Roc und las. Ein
    Kellner schenkte ihm alle paar Minuten Kaffee nach.
    Es war die Schlagzeile des Herald: »Vier Tote in kubani-
    schem Drogenkrieg.«
    Die Zeitung berichtete weder von Zeugen noch von Hin-
    weisen. Bei den mutmaßlichen Tätern handelte es sich um
    »rivalisierende kubanische Banden«.
    Kemper zählte zwei und zwei zusammen.
    Vor drei Tagen hatte ihm John Stanton einen Bericht
    geschickt. Darin stand, daß das von Präsident Eisenhower
    den kubanischen Operationen zugeteilte Budget weit unter
    den Erwartungen lag. Darin stand, daß Raul Castro sei-
    nen kubanischen Propagandafeldzug mit Heroin-Handel
    finanzierte. Darin stand, daß ein als Verteilungsstelle und
    Unterschlupf dienendes »sicheres Haus« bereits eingerichtet
    war. Darin stand, daß der Heroin-Bande zwei ehemalige
    Tiger-Kab-Leute angehörten: César Salcido und Rolando
    Cruz.
    Er hatte Pete gesagt, daß er einen Vertrag zwischen der
    CIA und dem Taxiunternehmen abschließen solle. Er nahm
    an, daß Jimmy Hoffa sich nur darauf einließ, wenn Rache
    geübt wurde an den Männern, die ihm den Taxistand zu-
    sammengeschossen hatten. Er wußte, daß Pete dies auf die
    ihm eigene energische Art erledigen würde.
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    Er hatte mit John Stanton zu Abend gegessen. Sie sprachen
    den Bericht ausführlich durch.
    Es mit Kommunisten aufzunehmen, die Heroin schmug-
    gelten, hielt John für al es andere als leicht. Später würde Ike
    wohl mehr Geld lockermachen, aber heute ist heute.
    Weitere Bananenboote werden erwartet. Eifrige Castro-
    Gegner werden in Florida einfallen. Hitzköpfige Ideologen
    werden sich der Sache annehmen und darauf drängen, daß
    endlich etwas unternommen wird.
    Nicht auszuschließen, daß alles im Fraktionenstreit un-
    tergeht. Das Ausbildungscamp Blessington ist noch nicht
    funktionsbereit, der Elitekader nach wie vor unerprobt. Nicht
    auszuschließen, daß die Rauschgiftclique den strategischen
    Vorteil und ihre finanzielle Überlegenheit ausspielt.
    »Kommunisten, die Heroin schmuggeln, sind harte Geg-
    ner«, sagte Kemper. »Gegen Männer, die so weit gehen, ist
    man praktisch machtlos.«
    Er legte Stanton die Worte in den Mund. Er brachte
    Stanton dazu, es auszusprechen: »Es sei denn, wir gehen
    noch weiter als sie.«
    Die Unterhaltung wurde immer zweideutiger. Abstrak-
    tionen wurden zu Tatsachen. Euphemismen beherrschten
    ihrer beider Rede.
    »Eigenfinanzierung«, »autonom« und »separiert«. »Mi-
    nimale Wissensbasis« und »unmittelbare Nutzung von
    CIA-Hilfsquellen«.
    »Miteinbeziehung CIA-freundlicher Lieferquellen phar-
    makologischer Produkte auf Cash-and-Carry-Basis.«
    »Unter Nichtangabe des Warenbestimmungsorts.«
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    Die Entscheidung war von zahlreichen Andeutungen und
    Auslassungen bestimmt. Er brachte Stanton so weit, daß
    dieser zuletzt glaubte, das Ganze sei hauptsächlich seine
    Idee gewesen.
    Kemper blätterte die Zeitung durch. Auf Seite vier sprang
    ihm eine Schlagzeile ins Auge:
    »Schreckliche Entdeckung am Causeway.«
    Ein in Brand gesetzter Chevy bringt einen wackligen
    Holzsteg zum Einsturz. Rolando Cruz und César Salcido
    gehen mit in die Tiefe.
    »Von behördlicher Seite wird angenommen, der Mord
    an Cruz und Salcido könne mit den vergangene Nacht er-
    folgten Morden an vier weiteren Kubanern in Coral Gables
    zusammenhängen.«
    Kemper schlug erneut die Titelseite auf. Ein Absatz sprang
    ihm ins Auge.
    »Obwohl es sich bei den Toten angeblich um Heroin-
    Händler handelt, sind in der Wohnung keinerlei Drogen
    gefunden worden.«
    Beeil dich, Pete. Und zeig, daß du so gerissen und weit-
    sichtig bist, wie ich annehme.
    Pete erschien früh, eine große Papiertüte im Arm. Er wür-
    digte die Damen am Pool keines Blickes und gockelte nicht
    wie sonst um sie herum.
    Kemper rückte ihm einen Stuhl zurecht. Pete bemerk-
    te den Herald auf dem Tisch, auf die Seite-1-Schlagzeile
    zurechtgefaltet.
    »Du?« fragte Kemper.
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    Pete stellte die Tüte auf dem Tisch ab. »Fulo und ich.«
    »Alle sechs?«
    »Richtig.«
    »Was ist in der Tüte?«
    »Vierzehnkommasechs Pfund unverschnittenes Heroin
    und ein Diamantring.«
    Kemper fischte den Ring heraus. Die Steine und die
    Goldfassung waren wunderschön.
    Pete schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. »Behalt ihn. Er
    soll meine Ehe mit

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