Ein amerikanischer Thriller
auf eine Serviette.
»Bist du sicher, daß das alles hinhaut?«
»Absolut sicher. Drück du nur die Daumen, daß Castro
nicht plötzlich amerikafreundlich wird.«
»Und das sagt ein Kennedy-Mann.«
»Jack würde die feine Ironie zu schätzen wissen.«
Pete ließ die Knöchel knacken. »Jimmy meint, du sollst
Jack ausrichten, daß er Bobby zurückpfeifen soll.«
»Bestimmt nicht. Ich will ja, daß Jack Präsident wird,
und ich werde mich bei den Kennedys keinesfalls für Hoffa
verwenden. Bei mir bleibt –«
»– alles streng separiert, ich weiß.«
Kemper hielt den Ring hoch. »Stanton will, daß ich mit-
helfe, Jacks Kubapolitik zu prägen. Wir wollen, daß das
Kubaproblem andauert, Pete. Hoffentlich bis in eine Kennedy-
Regierung hinein.«
Pete ließ die Daumen knacken. »Jack hat einen prächtigen
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Haarschopf, aber als Präsidenten der Vereinigten Staaten sehe
ich ihn nicht.«
»Mit Qualifikationen hat das nichts zu tun. Alles, was
Ike vorzuweisen hat, ist die Invasion in Europa und daß er
aussieht wie der gute Onkel.«
Pete reckte sich. Der Hemdzipfel rutschte ihm über zwei
Revolver.
»Egal, was passiert, ich bin dabei. Eine solche verdammte
Riesengelegenheit lass’ ich mir nicht entgehen.«
Am Armaturenbrett seines Mietwagens war diskret ein kleiner
Jesus angebracht. Kemper streifte ihm den Ring über.
Hinter Miami streikte die Klimaanlage. Ein Radiokonzert
lenkte ihn von der Hitze ab.
Ein Virtuose spielte Chopin. Kemper dachte an die Szene
im Pavillon.
Jack hatte den Friedensstifter gespielt und die Wogen
geglättet. Der alte Joe war allmählich aus seiner Starre auf-
getaut. Sie blieben auf einen etwas verkrampften Drink.
Bobby schmollte, Ava Gardner war total verblüfft. Sie
hatte schlicht keine Ahnung, was es mit der Szene auf
sich hatte.
Joe schickte ihm am nächsten Tag eine Botschaft.
Der Schlußsatz lautete: »Laura verdient einen Kerl mit
Schneid.«
Am gleichen Abend sagte Laura zu ihm: »Ich liebe dich.«
Er war nun entschlossen, Weihnachten um ihre Hand
anzuhalten.
Er konnte sich Laura jetzt leisten. Er kassierte drei Gehälter
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und hatte zwei Hotelsuiten angemietet. Er hatte über 100.000
auf dem Konto.
Und wenn Trafficante ja sagte …
Trafficante verstand abstrakte Ideen.
Begriffe wie »Eigenfinanzierung«, »Autonomie« und »Se-
parierung« amüsierten ihn.
Bei den »CIA-freundlichen Lieferquellen pharmakologi-
scher Produkte« lachte er laut auf.
Er trug einen rohseidenen Anzug. Das Büro war modern
in skandinavischem Stil mit hellem Holz möbliert.
Er fand Kempers Plan ausgezeichnet. Er hatte den poli-
tischen Zusammenhang sogleich verstanden.
Die Unterhaltung dauerte länger als vorgesehen. Ein höf-
licher Mitarbeiter servierte Anisette und Kuchen.
Das Gespräch nahm unerwartete Wendungen. Trafficante
kritisierte den Mythos, der Big Pete Bondurant umgab. Die
Papiertüte zu Kempers Füßen wurde nicht erwähnt.
Der Mitarbeiter servierte Espresso und Courvoisier. Kemper
machte eine Verbeugung, um den Augenblick zu würdigen.
»Das kommt von Raul Castro, Mr. Trafficante. Pete und
ich möchten es Ihnen als ein Unterpfand unserer ernsthaften
Absichten übergeben.«
Trafficante hob die Tüte hoch. Er lächelte über das Ge-
wicht und quetschte sie ein bißchen zusammen.
Kemper ließ seinen Cognac im Glas kreisen. »Sollten
unsere Bemühungen direkt oder indirekt zu Castros Sturz
führen, werden Pete und ich dafür sorgen, daß Ihr Beitrag
gewürdigt wird. Wichtiger noch, wir werden uns bemühen,
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den neuen kubanischen Machthaber zu überzeugen, daß er
Ihnen, Mr. Giancana, Mr. Marcel o und Mr. Rossel i gestattet,
wieder die Kontrolle über Ihre Casinos zu übernehmen und
neue zu errichten.«
»Und wenn er nicht will?«
»Bringen wir ihn um.«
»Und was wollen Sie und Pete für Ihre Bemühungen?«
»Wenn Kuba befreit wird, steht uns ein ständiger Anteil
von fünf Prozent an allen Profiten der Casinos der Hotels
Capri und Nacional zu.«
»Und wenn Kuba kommunistisch bleibt?«
»Kriegen wir nichts.«
Trafficante verbeugte sich. »Ich werde mit den anderen
Jungs reden, und was mich angeht, natürlich lautet meine
Antwort ›Ja‹.«
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(Chicago, 4. 9. 59)
Littell empfing statische Störungen. Ein Haus vom Wagen
aus abzuhören war stets eine knifflige Angelegenheit.
Die Signalquel e war 45 Meter entfernt. Sid Kabikoff trug
das Mikrophon mit Heftpflaster am Oberkörper befestigt.
Mad Sal
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