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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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hatte das Treffen arrangiert. Sam G. hatte auf
    seiner Wohnung bestanden – dort oder nirgendwo. Butch
    Montrose hatte Sid an der Vordertür abgepaßt und ihn in
    den linken hinteren Raum geführt.
    Im Wagen war es kochend heiß. Littell hatte die Fenster
    aus Schallschutzgründen hochgedreht.
    Kabikoff: »Das ist aber eine schöne Wohnung, Sam. Wirk-
    lich, ein Schmuckstück von Wohnung.«
    Littell hörte ein schabendes Geräusch – dicht am Mikro.
    Er konnte sich genau vorstellen, woher das stammte.
    Von Sid, der am Pflaster spielte. Der sich die Prellungen
    massierte, die ich ihm in Texas verpaßt habe.
    Giancanas Antwort war praktisch unverständlich. Littell
    glaubte, den Namen Mad Sal herauszuhören.
    Er hatte heute früh versucht, Sal zu finden. Er hatte das
    ganze Viertel abgesucht und ihn nicht auftreiben können.
    Montrose: »Wir wissen, daß du seinerzeit Jules Schiffrin
    gekannt hast. Wir wissen, daß du einige der Jungs kennst,
    und wissen durchaus, wen wir vor uns haben.«
    Kabikoff: »Dabeisein ist al es. Bist du dabei, bist du dabei.«
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    Wagen dröhnten vorbei. Fensterscheiben klirrten.
    Kabikoff: »Und wer dabei ist, weiß auch, daß ich der beste
    Pornograph im ganzen Westen bin. Weiß doch jeder, daß
    Sid der Jid die Mädchen mit den schnuckligsten Muschis
    und die Jungs mit den prächtigsten Pimmeln hat.«
    Giancana: »Hat dir Sal gesagt, du sollst ausdrücklich um
    ein Pensionskassendarlehen bitten?«
    Kabikoff: »Ja, genau.«
    Montrose: »Ist Sal in irgendwelchen Geldschwierigkeiten,
    Sid?«
    Verkehrslärm übertönte den Empfang. Littell stoppte die
    Störung auf exakt sechs Sekunden.
    Montrose: »Ich weiß, daß Sal dabei ist, und wer dabei
    ist, der ist dabei, aber ich weiß auch, daß man im Januar in
    meinen höchsteigenen kleinen Unterschlupf eingebrochen und
    vierzehn Riesen aus meiner Scheißgolftasche geklaut hat.«
    Giancana: »Und im April sind einige unserer Freunde um
    achtzig Riesen erleichtert worden, die sie in einem Schließfach
    verstaut hatten. Und direkt nach den Einbrüchen hat Sal
    wieder angefangen, Geld auszugeben. Butch und ich haben
    gewissermaßen ein Indiz ans andere gereiht.«
    Littell wurde schwindelig. Sein Herz raste.
    Kabikoff: »Nein. So was würde Sal nie tun. Nein … be-
    stimmt nicht …«
    Montrose: »Die Firma ist die Firma und die Pensionskas-
    se die Pensionskasse, aber das sind zwei Paar Stiefel. Jules
    Schiffrin hat mit der Pensionskasse zu tun, aber daß ihr zwei
    mal vor Urzeiten Schweine zusammen gehütet habt, heißt
    noch lange nicht, daß er mit einem Darlehen rüberkommt.«
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    Giancana: »Wir haben uns halt gedacht, daß da jemand
    probiert, durch so einen gottverdammt getürkten Darlehensan-
    trag an Jimmy Hoffa und die Pensionskasse heranzukommen.
    Wir haben versucht, Sal darauf anzusprechen, aber der hatte
    uns nichts zu sagen.«
    Littell keuchte. Vor seinen Augen tanzten Punkte.
    Montrose: »Also. Ist wer auf dich zugekommen? Das FBI
    oder die Bezirkspolizei von Cook County?«
    Dumpfe Schläge erschütterten das Mikrophon. Das mußte
    Sids pochender Herzschlag sein. Die Schläge wurden von
    Zischgeräuschen überlagert – Sids Schweiß hatte die Kon-
    takte verklebt.
    Der Empfang stotterte und brach ab. Littel drehte an der
    Lautstärke und empfing nur noch ein von feinen Störsignalen
    begleitetes Rauschen.
    Er kurbelte die Fenster herunter und zählte langsam bis
    sechsundvierzig. In der frischen Luft konnte er wieder denken.
    Er kann mich nicht verpfeifen. Die beiden Male, wo wir
    uns unterhalten haben, habe ich die Maske getragen.
    Kabikoff taumelte auf den Bürgersteig. Hinten aus seinem
    Hemd baumelten Drähte raus. Er stieg ins Auto und raste
    mit Vollgas über eine rote Ampel.
    Littell schaltete die Zündung ein. Der Wagen rührte sich
    nicht – das Empfangsgerät hatte die Batterie lahmgelegt.
    Er wußte, was er in Sals Haus vorfinden würde. Nach vier
    Whiskeys war er in der Lage, einzubrechen und nachzusehen.
    Sie hatten Sal im Keller gefoltert. Sie hatten ihn aus-
    gezogen und an ein Deckenrohr gefesselt. Sie hatten ihn
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    mit dem Schlauch abgespritzt und ihm mit Starthilfekabeln
    Stromschläge versetzt.
    Sal hatte geschwiegen. Giancana kannte den Namen Littell
    nicht. Der dicke Sid wußte weder, wie er hieß, noch, wie
    er aussah.
    Es war nicht ausgeschlossen, daß sie Sid nach Texas zu-
    rückkehren ließen. Um ihn irgendwann später umzubringen
    – oder auch nicht.
    An Sals Zunge klemmte noch immer ein Kabel.

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