Ein amerikanischer Thriller
hatte das Treffen arrangiert. Sam G. hatte auf
seiner Wohnung bestanden – dort oder nirgendwo. Butch
Montrose hatte Sid an der Vordertür abgepaßt und ihn in
den linken hinteren Raum geführt.
Im Wagen war es kochend heiß. Littell hatte die Fenster
aus Schallschutzgründen hochgedreht.
Kabikoff: »Das ist aber eine schöne Wohnung, Sam. Wirk-
lich, ein Schmuckstück von Wohnung.«
Littell hörte ein schabendes Geräusch – dicht am Mikro.
Er konnte sich genau vorstellen, woher das stammte.
Von Sid, der am Pflaster spielte. Der sich die Prellungen
massierte, die ich ihm in Texas verpaßt habe.
Giancanas Antwort war praktisch unverständlich. Littell
glaubte, den Namen Mad Sal herauszuhören.
Er hatte heute früh versucht, Sal zu finden. Er hatte das
ganze Viertel abgesucht und ihn nicht auftreiben können.
Montrose: »Wir wissen, daß du seinerzeit Jules Schiffrin
gekannt hast. Wir wissen, daß du einige der Jungs kennst,
und wissen durchaus, wen wir vor uns haben.«
Kabikoff: »Dabeisein ist al es. Bist du dabei, bist du dabei.«
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Wagen dröhnten vorbei. Fensterscheiben klirrten.
Kabikoff: »Und wer dabei ist, weiß auch, daß ich der beste
Pornograph im ganzen Westen bin. Weiß doch jeder, daß
Sid der Jid die Mädchen mit den schnuckligsten Muschis
und die Jungs mit den prächtigsten Pimmeln hat.«
Giancana: »Hat dir Sal gesagt, du sollst ausdrücklich um
ein Pensionskassendarlehen bitten?«
Kabikoff: »Ja, genau.«
Montrose: »Ist Sal in irgendwelchen Geldschwierigkeiten,
Sid?«
Verkehrslärm übertönte den Empfang. Littell stoppte die
Störung auf exakt sechs Sekunden.
Montrose: »Ich weiß, daß Sal dabei ist, und wer dabei
ist, der ist dabei, aber ich weiß auch, daß man im Januar in
meinen höchsteigenen kleinen Unterschlupf eingebrochen und
vierzehn Riesen aus meiner Scheißgolftasche geklaut hat.«
Giancana: »Und im April sind einige unserer Freunde um
achtzig Riesen erleichtert worden, die sie in einem Schließfach
verstaut hatten. Und direkt nach den Einbrüchen hat Sal
wieder angefangen, Geld auszugeben. Butch und ich haben
gewissermaßen ein Indiz ans andere gereiht.«
Littell wurde schwindelig. Sein Herz raste.
Kabikoff: »Nein. So was würde Sal nie tun. Nein … be-
stimmt nicht …«
Montrose: »Die Firma ist die Firma und die Pensionskas-
se die Pensionskasse, aber das sind zwei Paar Stiefel. Jules
Schiffrin hat mit der Pensionskasse zu tun, aber daß ihr zwei
mal vor Urzeiten Schweine zusammen gehütet habt, heißt
noch lange nicht, daß er mit einem Darlehen rüberkommt.«
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Giancana: »Wir haben uns halt gedacht, daß da jemand
probiert, durch so einen gottverdammt getürkten Darlehensan-
trag an Jimmy Hoffa und die Pensionskasse heranzukommen.
Wir haben versucht, Sal darauf anzusprechen, aber der hatte
uns nichts zu sagen.«
Littell keuchte. Vor seinen Augen tanzten Punkte.
Montrose: »Also. Ist wer auf dich zugekommen? Das FBI
oder die Bezirkspolizei von Cook County?«
Dumpfe Schläge erschütterten das Mikrophon. Das mußte
Sids pochender Herzschlag sein. Die Schläge wurden von
Zischgeräuschen überlagert – Sids Schweiß hatte die Kon-
takte verklebt.
Der Empfang stotterte und brach ab. Littel drehte an der
Lautstärke und empfing nur noch ein von feinen Störsignalen
begleitetes Rauschen.
Er kurbelte die Fenster herunter und zählte langsam bis
sechsundvierzig. In der frischen Luft konnte er wieder denken.
Er kann mich nicht verpfeifen. Die beiden Male, wo wir
uns unterhalten haben, habe ich die Maske getragen.
Kabikoff taumelte auf den Bürgersteig. Hinten aus seinem
Hemd baumelten Drähte raus. Er stieg ins Auto und raste
mit Vollgas über eine rote Ampel.
Littell schaltete die Zündung ein. Der Wagen rührte sich
nicht – das Empfangsgerät hatte die Batterie lahmgelegt.
Er wußte, was er in Sals Haus vorfinden würde. Nach vier
Whiskeys war er in der Lage, einzubrechen und nachzusehen.
Sie hatten Sal im Keller gefoltert. Sie hatten ihn aus-
gezogen und an ein Deckenrohr gefesselt. Sie hatten ihn
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mit dem Schlauch abgespritzt und ihm mit Starthilfekabeln
Stromschläge versetzt.
Sal hatte geschwiegen. Giancana kannte den Namen Littell
nicht. Der dicke Sid wußte weder, wie er hieß, noch, wie
er aussah.
Es war nicht ausgeschlossen, daß sie Sid nach Texas zu-
rückkehren ließen. Um ihn irgendwann später umzubringen
– oder auch nicht.
An Sals Zunge klemmte noch immer ein Kabel.
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