Ein amerikanischer Thriller
Die
Stromspannung hatte das Gesicht zu einer glänzendschwarzen
Masse verbrannt.
Littell rief in Fat Sids Hotel an. Der Mann an der Rezep-
tion sagte, Mr. Kabikoff sei auf seinem Zimmer – vor einer
knappen Stunde habe er zwei Besucher gehabt.
»Stören Sie ihn nicht«, sagte Littell. Er genehmigte sich
in einer Kneipe noch zwei weitere Whiskeys und fuhr dann
im Hotel vorbei, um selber nachzusehen.
Sie hatten die Tür unverschlossen gelassen. Sie hatten Sid
in eine überlaufende Badewanne gesteckt. Sie hatten einen
laufenden Fernsehapparat auf ihn geworfen.
Das Wasser war noch immer am Kochen. Der Stromschlag
hatte Kabikoffs Schädel kahlgesengt.
Littell versuchte zu weinen. Doch der Whiskey hatte ihn
zu sehr betäubt.
Wie sagte Kemper Boyd – SIEH DICH NIE UM.
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(New Orleans, 20. 9. 59)
Banister legte ihm Akten- und Lebensläufe vor. Pete strich
die Liste auf drei Kandidaten zusammen.
Das Hotelzimmer quol über von Akten. Er versank unter
Vorstrafenregistern und FBI-Berichten – dem bürokratischen
Niederschlag des gesamten rechtsradikalen Südens.
Er hatte Insiderinfos über Ku-Klux-Klan-Clowns und Neo-
Nazis. Er erfuhr von der Existenz einer Nationalen Partei
für die Rechte der Einzelstaaten. Er war verblüfft über die
vielen Spinner auf der FBI-Gehaltsliste – die Klans im Süden
mußten zur Hälfte aus FBI-Agenten bestehen. Spitzel in
Staatsdiensten, die kastrierten und lynchten. Wobei Hoover
sich al enfal s für die Verstöße gegen das Postrecht interessierte.
Lose Akten flatterten im Luftstrom des Ventilators. Pete
streckte sich auf dem Bett aus und blies Rauchringe in die
Luft.
Aktennotiz an Kemper Boyd:
Die CIA soll einen Ableger des Ku-Klux-Klans bei Bles-
sington finanzieren. Rings um das Lager wohnt bitterarmes
weißes Pack, allesamt Ausländerfresser. Die Klan-Spielchen
würden sie ablenken.
Pete sah die Vorstrafenregister durch. Da war er sich nach
wie vor sicher – die weniger durchgedrehten Typen waren noch
am ehesten geeignet. Seine Wahl war gefallen auf diese drei:
Reverend Wilton Tompkins Evans, ein ehemaliger Knacki,
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der sich zum Rundfunkmessias gemausert hatte. Prediger
des »Radiokreuzzugs gegen die Kommunisten«, einer einmal
wöchentlich ausgestrahlten Kurzwel entirade. Spricht fließend
spanisch; ehemaliger Fal schirmjäger; dreimal verurteilt wegen
Vergewaltigung. Banisters Beurteilung:
»Intelligent und zäh, aber vielleicht zu antikatholisch, um
mit Kubanern zusammenarbeiten zu können. Er dürfte einen
hervorragenden Ausbildungsoffizier abgeben und wäre, da
er seine Sendungen von überall ausstrahlen kann, bestimmt
ohne weiteres zum Umzug bereit. Enger Freund von Chuck
Rogers.«
Douglas Frank Lockhart, FBI-Informant/Klan-Mitglied.
Ex-Feldwebel bei den Panzertruppen; Ex-Polizist in Dal as; Ex-
Waffenschmuggler für den rechten Diktator Trujil o. Banisters
Einschätzung: »Der wohl bedeutendste Klan-Informant der
Südstaaten und selber ein begeisterter Klan-Anhänger. Hart
und mutig, nimmt ohne weiteres Befehle entgegen, obwohl
er gelegentlich zur Unberechenbarkeit neigt. Scheint nichts
gegen Latinos zu haben, vor allem, wenn sie ausgesprochene
Antikommunisten sind.«
Henry Davis Hudspeth, größter Verbreiter von Hetzpro-
paganda im Süden. Spricht fließend spanisch, ist ein Meis-
ter im Hapkido Jiu-Jitsu. Flieger-As im Zweiten Weltkrieg,
mit dreizehn Abschüssen im pazifischen Raum. Banisters
Einschätzung: »Ich mag Hank, aber er kann störrisch und
ungemein bösartig sein. Er fungiert gegenwärtig als mein Ver-
bindungsmann zwischen meinem Exilkubanerlager bei Lake
Ponchartrain und Dougie Frank Lockharts nahegelegenem
Klan-Treff. (Die Grundstücke beider Einrichtungen gehören
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mir.) Hank ist ein guter Mann, aber nicht unbedingt zum
zweiten Mann in der Befehlshierarchie geeignet.«
Al e drei Männer waren ganz in der Nähe. Al e drei hatten
heute nacht etwas vor – der Klan zündete bei Guys Lager
ein Kreuz an.
Pete versuchte, sich vor der Kreuzverbrennung etwas hin-
zulegen. Er litt an Schlafmangel – die letzten drei Wochen
waren hektisch und anstrengend gewesen.
Boyd hatte ihm diskret ein bißchen Morphium von der
CIA-freundlichen Rauschgiftfarm besorgt. Er flog damit nach
L. A. und übergab es Mr. Hughes.
Mr. Hughes wußte das Geschenk zu schätzen. Mr. Hughes
gab ihm seinen Segen und schickte ihn nach Miami zurück.
Er sagte Mr. Hughes nicht, daß er sich zum
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