Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
überführen will,
    was sich weit mehr auf seine Unterlassungssünden als auf
    seine Taten stützt. So weit kommt’s, wenn man besonders
    schlau sein und den Kommunismus hinnehmen wil . Kapiert?
    Irgendwann geht’s hart auf hart.«
    Pete ließ ein paar Knöchel knacken. »Hol mir Lockhart
    her. Du weißt, was Boyd wil , und das erklärst du ihm. Deine
    Predigten steckst du dir in Zukunft sonstwohin.«
    Banister zuckte zusammen. Banister wollte etwas sagen.
    »Buh!« machte Pete.
    Banister kletterte, so schnel er konnte, zur Fal tür hinaus.
    Die Stille und die kalte Luft taten gut. Die Dosenvorräte
    395
    und der Schnaps sahen verlockend aus. Die Tapete bot einen
    entzückenden Anblick – insbesondere Miss July.
    Mal angenommen, die Russen werfen die Atombombe. Mal
    angenommen, man sitzt in diesem Loch. Viel eicht kriegt man
    den Hüttenkoller und bildet sich ein, die Frauen wären echt.
    Lockhart schwang sich durch die Falltür. Er trug eine
    Kutte mit schwarzen Rußflecken, die von einem doppelt
    bestückten Pistolengürtel zusammengehalten war.
    Er hatte feuerrotes Haar und Sommersprossen. Und einen
    schweren Mississippi-Akzent.
    »Das Geld mag ich, und der Umzug nach Florida macht
    mir nichts aus. Aber das Lynch-Verbot muß weg.«
    Pete knal te ihm eine. Dougie Frank blieb stehen – A-plus
    für Gleichgewichtsgefühl.
    »Mann, ich hab’ zu groß geratenen weißen Abschaum
    schon für weniger umgelegt!«
    Großkotzerei. Das gab ein C-minus.
    Pete versetzte ihm noch eine Ohrfeige. Lockhart zog die
    rechte Waffe – legte aber nicht an.
    Nerven: A-plus. Gefahrensinn: B-minus.
    Lockhart wische sich das Blut vom Kinn. »Ich mag Ku-
    baner. Wenn ich bei der Rassenlehre ein Auge zudrücke,
    kann ich mich ja beim Klan für die Aufnahme eurer Jungs
    verwenden.«
    Sinn für Humor: A-plus.
    Lockhart spuckte einen Zahn aus: »Ihr müßt mir auch
    was bieten. Oder bin ich nur euer Punchingball?«
    Pete zwinkerte ihm zu. »Mr. Boyd und ich beteiligen
    dich möglicherweise an einem Prämienplan. Und die CIA
    396
    könnte dir unter Umständen zu einem eigenen Ku-Klux-
    Klan verhelfen.«
    Lockhart führte einen kleinen Negertanz auf. »Danke,
    Massah! Wären Sie ein Mann des Klans wie ein echter Wei-
    ßer, würde ich den Saum Ihrer Robe küssen.«
    Pete trat ihm in die Eier.
    Er ging zu Boden – aber ohne Stöhnen und Wimmern.
    Er entsicherte die Waffe – aber er feuerte nicht.
    Insgesamt hatte der Mann bestanden.
    397
    34

    (New York City, 29. 9. 59)
    Das Taxi kroch im Schneckentempo durch die Stadt. Kemper
    balancierte Papiere auf seiner Aktentasche.
    Eine Graphik zeigte die Staaten, in denen Vorwah-
    len stattfanden, nach Counties gegliedert. Diesen wa-
    ren Tabellen zugeordnet mit den Namen ihm bekannter
    Strafverfolgungsbeamter.
    Mutmaßliche Demokraten markierte er farbig. Die ein-
    gefleischten Republikaner strich er durch.
    Eine langweilige Tätigkeit. Warum konnte Joe seinem
    Jack das Weiße Haus nicht einfach kaufen?
    Der Verkehr staute sich. Der Taxifahrer drückte auf die
    Hupe. Kemper spielte eine Runde Advocatus Diaboli – ein
    bißchen Übung in Heuchelei konnte nie schaden.
    Bobby wollte wissen, was es mit den ständigen Reisen
    nach Florida auf sich hatte. Seine Antwort war am Rande
    der Empörung.
    »Bin ich nun beauftragt, Beweismaterial des McClellan-
    Untersuchungsausschusses weiterzuleiten, oder nicht? Jedenfal s
    mag ich mich nicht damit abfinden, daß im Sun-Valley-Fall
    alles so bleibt, wie es ist, und Florida muß sich bei den all-
    gemeinen Wahlen für Jack entscheiden. Ich habe mich da
    unten mit ein paar unzufriedenen Teamstern unterhalten.«
    Das Taxi fuhr durch Slums. Auf einmal mußte er an
    Ward Littell denken.
    398
    Sie hatten sich seit einem Monat weder gesprochen noch
    geschrieben. Der Mord an D’Onofrio hatte kurz Schlagzei-
    len gemacht und blieb ungelöst. Ward äußerte sich weder
    mündlich noch schriftlich dazu.
    Er mußte mit Ward Verbindung aufnehmen. Er mußte
    rauskriegen, ob der Tod von Mad Sal etwas mit seiner Tä-
    tigkeit als Informant für Ward zu tun hatte.
    Der Fahrer hielt vor dem St. Regis. Kemper zahlte und
    ging rasch zur Rezeption.
    Ein Hotelangestel ter sah ihn erwartungsvol an. »Wenn Sie
    in meiner Suite anrufen«, sagte Kemper, »und Miss Hughes
    zu mir herunterbitten würden?«
    Der Angestellte setzte Kopfhörer auf und machte sich an
    der Schalttafel zu schaffen.
    »Sie telefoniert gerade, Mr. Boyd. Sie ist mitten in einem
    Telefongespräch.«
    Kemper

Weitere Kostenlose Bücher