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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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plakatbepflasterter Wohnwagen voneinander getrennt.
    Zu seiner Linken: ein Klan-Kuchenverkaufsstand, eine
    Klan-Schießbude, Verkäufer, die Klan-Kostüme und -Insignien
    an den Mann zu bringen versuchten. Zu seiner Rechten: ein
    Abklatsch des Blessington-Camps.
    Pete sah sich bei den Rednecks um. Kapuzenhäupter zogen
    an ihm vorbei – he, Mann, die Robe zu Hause vergessen?
    Insekten klatschten gegen das Kreuz. Das Geräusch von
    Gewehrschüssen und das Peng der Zieleinschläge überlagerten
    einander. Die Luftfeuchtigkeit betrug annähernd 100 Prozent.
    Nazi-Armbinden kosteten 2,99 Dollar. Rabbiner-Voodoo-
    Puppen gab es im Sonderangebot – drei Stück für 5 Dollar,
    praktisch geschenkt.
    Pete spazierte an den Wohnwagen vorbei. An einem al-
    ten Airstream lehnte die Plakattafel: »WKKK – Rev. Evans’
    Kreuzzug wider die Kommunisten.«
    392
    Ein Hi-Fi-Lautsprecher war auf die Achse geschweißt. Und
    spuckte total übergeschnapptes Kauderwelsch aus.
    Pete guckte zum Fenster rein. Er erblickte an die zwanzig
    Katzen, die pißten, schissen und fickten. Ein langer Lulatsch
    brül te was ins Mikrophon. Eine Katze kratzte an Kurzwel en-
    drähten herum, offensichtlich darauf erpicht, sich umgehend
    in den Katzenhimmel fritieren zu lassen.
    Pete strich einen Kandidaten von der Liste und ging wei-
    ter. Alle Weißen hatten Kapuzen auf – er konnte Hudspeth
    oder Lockhart nicht mit ihren Fahndungsfotos vergleichen.
    »Bondurant! Hierher!«
    Das war die Stimme von Guy Banister, die tief unten
    aus dem Erdreich drang.
    Im Dreck öffnete sich eine Falltür. Ein periskopisches
    Irgendwas fuhr aus und wackelte hin und her.
    Guy hatte sich einen Scheißluftschutzkeller eingerichtet.
    Pete sprang zu ihm runter. Banister machte hinter ihm
    die Klappe dicht. Der Raum maß 12 Quadratmeter. Die
    Wände waren mit Playboy -Pin ups tapeziert. Guy hatte ei-
    nen Riesenvorrat von Van Camps Bohnen mit Speck und
    Bourbon angelegt.
    Banister zog das Teleskop ein. »Du hast einsam gewirkt,
    so mutterseelenallein in deinem Räuberzivil unter all den
    Roben.«
    Pete reckte sich. Er berührte mit dem Kopf die Decke.
    »Wirklich gemütlich, Guy.«
    »Dachte, daß es dir gefällt.«
    »Wer bezahlt das Ganze?«
    »Alle.«
    393
    »Wie meinst du das?«
    »Das heißt, daß der Grund und Boden mir gehört und
    daß die Bauten von der CIA errichtet worden sind. Carlos
    Marcello hat dreihunderttausend für Waffen gestiftet, und
    Sam Giancana hat was springen lassen, um die Staatspolizei zu
    schmieren. Der Klan zahlt Eintritt und Standgebühren, und
    die Flüchtlinge arbeiten vier Stunden am Tag im Straßenbau
    und stiften die Hälfte ihres Lohns der kubanischen Sache.«
    Die Klimaanlage lief auf Hochtouren. In dem Luftschutz-
    keller herrschte eine gottverfluchte Eiseskälte.
    Pete erschauerte. »Du hast gesagt, Hudspeth und Lock-
    hart wären da.«
    »Hudspeth ist heute früh wegen Autodiebstahls verhaftet
    worden. Da das sein drittes Vergehen ist, kann er keine
    Kaution stellen. Evans dagegen ist hier. Und solange du
    die Religion aus dem Spiel läßt, ist der gar nicht so übel.«
    »Der muß am Durchdrehen sein«, sagte Pete. »Und Boyd
    und ich wollen keine durchgeknallten Typen im Team.«
    »Aber ich denke, ihr seid gerade darauf aus, vorzeigbare
    Spinner einzustellen.«
    »Nenn es, wie du willst. Wenn ich mich wohl oder übel
    für Lockhart entscheiden muß, möchte ich vorher ein paar
    Minuten mit ihm allein sein.«
    »Warum?«
    »Bei einem, der in ’nem Leintuch rumspaziert, muß ich
    ganz sicher sein, daß er sich darauf versteht, die Dinge von-
    einander zu separieren.«
    Banister lachte: »›Separieren‹ ist ein großes Wort für einen
    Burschen wie dich, Pete.«
    394
    »Das hör’ ich in letzter Zeit öfter.«
    »Weil du jetzt, wo du bei der CIA bist, mit feinen Leuten
    Umgang hast.«
    »Mit Evans zum Beispiel?«
    »Ein Punkt für dich. Unentschieden. Aber, ganz im Ver-
    trauen, der Mann hat bessere antikommunistische Referenzen
    als du.«
    »Kommunismus ist schlecht fürs Geschäft. Tu nicht so,
    als ob mehr dahinterstecken würde.«
    Banister hakte die Daumen in den Gürtel. »Wenn du
    glaubst, das sei besonders schlau von dir, hast du dich
    geschnitten.«
    »So.«
    Etwas Selbstzufriedeneres als Banisters Lächeln gab es
    nicht. »Wer den Kommunismus akzeptiert, verbreitet ihn.
    Dein alter Intimfeind Ward Littell akzeptiert den Kommu-
    nismus, und ein Freund aus Chicago hat mir gesteckt, daß
    Mr. Hoover ihn als Kommunistenfreund

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