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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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einer gewis-
    sen Gelda Rae Mattson. Jules Schiffrin war jeden Samstag
    zwischen 19 Uhr und 2 Uhr von zu Hause abwesend. Das
    Anwesen wurde alle zwei Stunden von der Polizei überprüft
    – die sich auf oberflächliche Kontrollen beschränkte.
    Er wußte, wo der Safe stand und wie das Alarmsystem
    funktionierte. Nachdem er in siebzehn Betrieben nachge-
    forscht hatte. Er hatte sich als Polizeileutnant aus Milwau-
    kee ausgegeben und jedesmal sein Äußeres verändert. Zwei
    stahlgepanzerte Tresore waren im Haus eingebaut. Sie wogen
    jeder 95 Pfund. Der genaue Aufstel ungsort war ihm bekannt.
    Letzte Überprüfungen:
    Das neue Motelzimmer bei Beloit: Reservierung okay.
    Der Zeitungsartikel über Schiffrins Kunstsammlung: aus-
    geschnitten. Um am Tatort zurückgelassen werden zu können.
    524
    Littell atmete tief durch und nahm drei Schluck hinterei-
    nander. Die Nervosität wich allmählich, und er fühlte sich
    beinahe ausgeglichen.
    Er überprüfte sein Gesicht im Badezimmerspiegel: ein
    letzter Blick, um sich Mut zu machen –
    Der Mond war hinter tiefhängenden Wolken verschwunden.
    Littell näherte sich dem Zielobjekt bis auf eine halbe Meile.
    Es war 23 Uhr 47. Er hatte zwei Stunden und dreizehn
    Minuten.
    Ein Polizeiauto kam ihm in östlicher Richtung entgegen.
    Pünktlich: 23-Uhr-45-Routine-Überprüfung der Umgebung.
    Littell bog von der Straße ab. Der schwere Boden nahm
    die Reifenspuren auf. Er stel te die Scheinwerfer an und fuhr
    in Schlangenlinien bergab.
    Der Abhang flachte aus. Er ließ die Hinterreifen durch-
    drehen, um Reifenspuren zu verwischen.
    Die Lichtung war dicht von Bäumen umstanden – von
    der Straße aus konnte man den Wagen nicht sehen.
    Er schaltete das Licht aus und holte den Seesack. Er konn-
    te oben auf dem Berg, in westlicher Richtung, die Lichter
    des Hauses erkennen – eine schwache, aber wahrnehmbare
    Richtungsangabe.
    Er ging darauf zu. Das feuchte Laub machte die Spuren
    unkenntlich. Das Licht wurde immer heller.
    Er erreichte die Einfahrt neben der Garage. Schiffrins
    Eldorado Brougham war weg.
    Er rannte zum Bibliotheksfenster und kauerte sich hin.
    Eine Lampe drinnen spendete düsteres Arbeitslicht.
    525
    Er holte die Werkzeuge raus und schnitt zwei Drähte
    durch, die am Abflußrohr der Dachrinne befestigt waren.
    Die Bogenlampe an der Außenwand verglühte. Er erkannte
    die Alarmanlagendrähte, die um das äußere Sicherheits-
    fenster herumführten – zwischen zwei dicken Glasscheiben
    angebracht.
    Er schätzte die Breite ab.
    Er schnitt Magnetbandstreifen zurecht, um sie abzudecken.
    Er klebte sie beinahe deckungsgleich auf die Glasaußenseite.
    Die Beine taten ihm weh. Der kalte Schweiß brannte,
    wo er sich beim Rasieren verletzt hatte.
    Er führte den Magneten über das Band. Mit dem Glas-
    schneider setzte er zu einem Kreis an.
    Das Glas war DICK – nur mit beiden Händen und seiner
    ganzen Kraft konnte er eine Rille hineinkratzen.
    Kein Alarm erklang. Keine Lichter blitzten auf.
    Er schnitt Kreise ins Glas. Keine heulenden Sirenen;
    keine akustischen Anzeichen einer plötzlich einsetzenden
    Menschenjagd.
    Der Arm tat ihm weh. Die Klinge wurde stumpf. Der
    Schweiß gefror auf der Haut und ließ ihn frösteln.
    Die äußere Glasscheibe brach. Er stopfte die Ärmel in
    die Handschuhe und ging noch entschlossener zur Sache.
    NEUNUNDZWANZIG MINUTEN VERGANGEN.
    Er drückte die innere Scheibe der Sicherheitsverglasung
    mit dem Ellenbogen heraus. Und brach das Glas vom Rah-
    men, um sich ein Loch zum Durchkriechen zu verschaffen.
    Er kroch ins Innere. Er paßte nur knapp durch die Öff-
    nung – die Glasscherben ritzten ihm die Haut.
    526
    Die Bibliothek war eichengetäfelt und mit grünen Leder-
    sesseln ausgestattet.
    An den Wänden hing Kunst: ein Matisse, ein Cézanne,
    ein Van Gogh. Stehlampen gaben ihm Licht – gerade genug,
    um seine Arbeit tun zu können.
    Er legte die Geräte zurecht.
    Er fand die Tresore: hinter den Wandpaneelen, in 60
    Zentimeter Abstand. Er bedeckte jeden Zentimeter der Wand
    mit dickem Schalldämm-Material. Er hämmerte es fest –
    Fünfpenny-Nägel in poliertes Eichenholz.
    Er markierte die Stelle, wo sich die Panzerschränke be-
    fanden, mit einem X. Er legte die Schutzbrille an und tat
    sich die Stöpsel in die Ohren.
    Er lud die Flinte und feuerte los.
    Eine Runde, zwei Runden – riesige, gedämpfte Explosionen.
    Drei Runden, vier Runden – Fetzen von Dämm-Material
    und Splittern von Hartholz.
    Littell lud nach und feuerte, lud

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