Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
nach und feuerte, lud
    nach und feuerte. Holzsplitter zerfetzten ihm das Gesicht. Der
    Pulverdampf verursachte ihm Übelkeit. Die Sicht war gleich
    null: Seine Brille war von einer dicken Staubschicht belegt.
    Littell lud nach und feuerte, lud nach und feuerte, lud
    nach und feuerte. Gut vierzig Runden brachten die Wand
    und die hinteren Deckenträger zum Einsturz.
    Holz barst, Gips krachte zusammen. Möbel aus dem Stock-
    werk darüber stürzten herunter und zersplitterten. Zwei Safes
    fielen aus dem Schutt.
    Littell trat sie frei – bitte, lieber Gott, laß mich atmen.
    Er erbrach Splitter und Scotch. Er hustete Pulverdampf
    527
    und schwarzen Schleim. Er wühlte sich durch Holzhaufen
    und schleppte die Safes zum Seesack.
    ZWEIUNDSIEBZIG MINUTEN VERGANGEN.
    Die Bibliothekswand war zum Eßzimmer durchgesprengt.
    Gut vierzig Explosionen hatten die Kunstwerke von den
    Wänden gerissen.
    Der Cézanne war intakt. Der Matisse ein wenig am Rah-
    men beschädigt. Vom Van Gogh hatten die Schrotpatronen
    nichts übriggelassen.
    Littell ließ den Zeitungsausschnitt fallen.
    Littell befestigte den Seesack mit Vorhangschnur auf sei-
    nem Rücken.
    Littell griff sich die Gemälde und hastete zur Vordertür
    raus.
    Die reine Luft stieg ihm zu Kopf. Er saugte sie japsend
    ein und rannte los. Er rutschte auf Blättern aus und prall-
    te von Bäumen ab. Er pinkelte sich in die Hosen – ein
    herrlich befreiendes Gefühl. Er stolperte, tief vornüberge-
    beugt – zweihundert Pfund Stahl trieben ihn wie rasend
    nach unten.
    Er stürzte. Sein Körper gab nach – er konnte weder auf-
    stehen noch den Seesack hocheben.
    Er kroch auf allen vieren weiter und schleppte ihn den
    Rest des Weges hinter sich her. Er belud den Wagen und
    schlitterte die Zufahrtsstraße hoch, während er ständig nach
    Luft schnappte.
    Er betrachtete sein Gesicht im Rückspiegel. Der Ausdruck
    »heroisch« erschien ihm zu matt.
    528
    Er fuhr eine Achterbahn-Strecke Richtung Nord-Nordost. Er
    fand die für die Sprengung vorgesehene Stelle: eine Wald-
    lichtung bei Prairie du Chien. Er verbrannte die Bilder und
    zerstreute die Asche.
    Er drückte das hintere Ende von sechs Dynamitstangen
    flach und legte sie am Gehäuse des Kombinationsschlosses an.
    Er rollte die Zündschnüre gut hundert Meter aus und
    zündete ein Streichholz an.
    Die Panzerschränke explodierten. Die Türen flogen bis in
    die Baumwipfel. Ein Windstoß ergriff angekokelte Geldbündel.
    Littel ließ sie zwischen den Fingern zerbröseln. Die Spren-
    gung hatte mindestens hunderttausend Dollar vernichtet.
    Unbeschädigt:
    Drei große, in Plastikfolie eingewickelte Bücher.
    Littell vergrub die Geldreste und warf die Safeteile in
    einen Abwassergraben, der an der Lichtung vorbeiführte. Er
    fuhr zu seinem neuen Motel, wobei er sämtliche Geschwin-
    digkeitsbegrenzungen penibel beachtete.
    Drei Bücher. Jeder Band zweihundert Seiten dick. Jedes Blatt
    mit Quereintragungen, der Buchhaltungspraxis entsprechend
    durch senkrechte und horizontale Striche unterteilt.
    Hohe Summen, die von links nach rechts stetig zunahmen.
    Littel legte die Bücher aufs Bett. Sein erster Gedanke: Die
    Zahlen überstiegen bei weitem die mögliche Gesamtsumme
    der monatlichen oder jährlichen Pensionskassen-Beiträge.
    Die beiden in braunes Leder gebundenen Bücher waren
    codiert. Die Länge der Zahlen-Buchstaben-Kombinationen
    in der Spalte entsprach in etwa der eines Namens.
    529
    AH795/WZ458YX
    Ein Vorname mit fünf Buchstaben und ein Nachname
    mit sieben.
    VIELLEICHT.
    Das schwarze Buch war unverschlüsselt. Es enthielt ebenso
    hohe Summen – und in der Spalte ganz links standen jeweils
    zwei oder drei Buchstaben.
    Möglicherweise waren das die Initialen von Gläubigern
    oder Schuldnern.
    Das schwarze Buch war in vertikale Spalten unterteilt.
    Sie waren mit »Darlehensverzinsung« und »Überweisungs-
    nummer« bezeichnet.
    Littel legte das schwarze Buch weg. Sein zweiter Gedanke:
    Den Code zu knacken war alles andere als leicht.
    Er wandte sich erneut den braunen Büchern zu.
    Er ging Symbole und Ziffern durch und stellte fest, daß
    das Geld in der horizontalen Spalte immer mehr zunahm.
    Exakt verdoppelte Summen ließen einen Rückschluß auf
    die Rückzahlungsrate der Pensionskasse zu: ein Wucherzins
    von 50 Prozent.
    Er entdeckte Buchstabenwiederholungen – Gruppen von
    vier bis sechs Zeichen – die wahrscheinlich einen einfachen
    Datencode darstel ten. A für 1, B für 2 – er hatte das sichere
    Gefühl, daß

Weitere Kostenlose Bücher