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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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und
    suche nach Bestätigungen oder Widerlegungen.
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    Littell rief die Vermittlung an. Der Apparat war naß von
    seinem Schweiß.
    Eine Stimme meldete sich: »Die gewünschte Rufnummer,
    bitte?«
    »Ich möchte die Security-First National Bank in Boston,
    Massachusetts.«
    »Augenblick, Sir.«
    Littel wartete. Der Adrenalin-Stoß warf ihn fast um. Ihm
    schwindelte, er bekam einen trockenen Mund.
    Ein Mann nahm ab. »Security-First National«.
    »Special Agent Johnson, FBI. Ich möchte mit dem Di-
    rektor sprechen.«
    »Bleiben Sie am Apparat. Ich verbinde Sie weiter.«
    Littel hörte ein Knacken. Eine Männerstimme antwortete:
    »Hier ist Mr. Carmody. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hier ist Special Agent Johnson, FBI. Mir liegt eine Kon-
    tonummer Ihrer Bank vor, und ich muß herausfinden, wem
    sie gehört.«
    »Ist das eine offiziel e Anfrage? Heute ist Sonntag, und ich
    kümmere mich gerade um unsere Monatsinventur.«
    »Dies ist eine offizielle Anfrage. Ich kann einen Gerichts-
    beschluß gegen Sie bewirken, möchte Sie aber lieber nicht
    persönlich behelligen.«
    »Ich verstehe. Nun … ich glaube …«
    Littell ging energisch dazwischen. »Die Nummer lautet
    8111512404.«
    Der Mann seufzte. »Nun, äh, die Endung 404 deutet auf
    Schließfachkonten hin, und sofern Sie an Kontobewegungen
    interessiert sind, fürchte ich –«
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    »Wie viele Schließfächer sind unter dieser Kontonummer
    vermietet?«
    »Nun, ich bin mit dem Konto wegen seines Umfangs
    recht vertraut. Sehen Sie –«
    » Wieviele Schließfächer? «
    »Ein Tresor mit neunzig Schließfächern.«
    »Lassen sich Wertgegenstände oder Geld direkt in den
    Tresor transferieren?«
    »Selbstverständlich. Sie können unbesehen in die Schließ-
    fächer gebracht werden, auch von Zweitpersonen, die über
    das Paßwort des Kontoinhabers verfügen.«
    Neunzig vollgestopfte Schließfächer. Millionen von ge-
    waschenem Verbrechergeld, BAR – »Wer ist der Kontoin-
    haber?«
    »Nun …«
    »Soll ich eine Vorladung besorgen?«
    »Nun, ich …«
    Littell brüllte beinahe. » Handelt es sich bei dem Kontoin-
    haber um Joseph P. Kennedy Sr.? «
    »Nun … äh … ja.«
    »Der Vater des Senators?«
    »Ja, der Vater –«
    Das Telefon rutschte ihm aus der Hand. Littell kick-
    te es durchs Zimmer. Das schwarze Buch. Mr. 1408, der
    Wucherermillionär.
    Er überprüfte die Zahlen ein zweites Mal zur Bestätigung.
    Er überprüfte jede einzelne Zahl ein drittes Mal, bis ihm
    die Augen brannten.
    Jawohl: Joe Kennedy hatte der Kasse das Grundkapital
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    zum Sun-Valley-Projekt geliehen. Jawohl: Die Kasse hatte
    das Geld an James Riddle Hoffa weiterverliehen.
    Sun Valley bedeutete betrügerischen Grundstückshandel.
    Sun Valley hatte zu zwei Pete-Bondurant-Morden geführt:
    an Anton Gretzler und Roland Kirpaski.
    Littell spürte der 1408 durch alle Bücher nach. Er sah
    nur Kommata – und keinen endgültigen Barprofit.
    Joe nahm nur die Zinsen. Joes ursprüngliches Darlehen
    blieb stets in der Pensionskasse verfügbar.
    Wo es sich ständig mehrte.
    Gewaschen, versteckt, spurlos untergebracht, steuerfrei
    und zinsbringend angelegt – indem es Gewerkschaftsschlä-
    gern, Rauschgifthändlern, Wucherern und dem organisierten
    Verbrechen hörigen faschistischen Diktatoren zur Verfügung
    gestellt wurde.
    Das völ ig codierte Buch betraf die Einzelheiten. Er konnte
    den Code knacken und exakt nachweisen, wohin das Geld
    gegangen war.
    Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben, Bobby – ich
    werde nie zulassen, daß du deinen Vater haßt.
    Littell ging acht Drinks über sein Limit. Er brüllte Zahlen,
    als er zusammenklappte.
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    (Hyannis Port, 8. 11. 60)
    Jack hatte eine Million Stimmen Vorsprung und eine große
    Mehrheit unter den Wahlmännern. Doch Nixon rückte im-
    mer dichter auf – der Mittlere Westen schien problematisch.
    Kemper sah sich drei Fernsehprogramme an und jong-
    lierte mit vier Telefonen. Sein Motelzimmer war eine einzige
    riesige Steckdose – der Geheimdienst hatte mehrere offene
    Leitungen verlangt.
    Das rote Telefon war sein persönlicher Anschluß. Die
    beiden weißen Telefone verbanden ihn unmittelbar mit dem
    Kennedy-Anwesen. Über den blauen Apparat kommunizierte
    der Geheimdienst mit dem Beinahe-Präsidenten.
    Es war 23 Uhr 45.
    CBS zufolge wurde es in Illinois eng. NBC sprach von
    einem »Kopf-an-Kopf-Rennen!« Laut ABC hatte Jack mit 51
    Prozent der Stimmen gewonnen.
    Kemper schaute durchs Fenster. Draußen liefen

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