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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Bobby urteilt messerscharf
    und ist zäh in seinem Haß.«
    »Er haßt ein paar ganz gute Freunde von uns.«
    »Allerdings. Und er haßt Carlos Marcello mehr, als mir
    lieb ist.«
    »Hast du Carlos informiert?«
    »Noch nicht. Aber wenn die Dinge sich noch ein bißchen
    zuspitzen, werde ich dich möglicherweise bitten, ihm aus
    der Patsche zu helfen.«
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    Pete ließ ein paar Knöchel knacken. »Meine Zusage hast
    du bereits. Jetzt sag du was.«
    Boyd legte auf einen Dreckhaufen in zwanzig Yards Ent-
    fernung an.
    »Nein, du darfst Ward Littell nicht umlegen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er die Bücher gegen al e Eventualitäten gesichert hat.«
    »Dann foltere ich ihn eben, bis er auspackt, und lege ihn
    anschließend um.«
    »Das klappt nicht.«
    »Warum nicht?«
    Boyd schoß einer Klapperschlange den Kopf ab.
    »Ich habe dich gefragt, warum nicht.«
    »Weil der lieber sterben würde, nur um zu beweisen, daß
    er dazu fähig ist.«
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    (Washington, D. C.,26.3.61)
    Auf seiner Visitenkarte stand:
    Ward J. Littell
    Rechtsanwalt
    Bundesstaatliche Lizenz
    OL6-4809
    Keine Adresse – er wollte nicht, daß die Klienten erfuhren,
    daß er in seiner Wohnung arbeitete.
    Littel trieb sich auf dem Flur im dritten Stock herum. Die
    Angeklagten nahmen das Kärtchen entgegen und guckten
    ihn mißtrauisch an.
    Winkeladvokat. Rechtsverdreher. Ein nicht mehr ganz
    taufrischer Anwalt, mit dem es bergab ging.
    Das Bundesgericht war fleißig. Sechs Abteilungen und
    volle Anklage-Terminkalender – und jeder Kleinkriminel-
    le ohne Begleitung ein potentieller Kunde. Littell verteilte
    Visitenkarten. Ein Mann schnippte seine Zigarettenkippe
    nach ihm.
    Auftritt Kemper Boyd. Kemper der Strahlemann – der-
    art gestriegelt und gespornt, daß er beinahe zu leuchten
    schien.
    »Darf ich dich zu einem Drink einladen?«
    »Ich trinke nicht mehr wie früher.«
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    »Und zum Abendessen?«
    »Gern.«
    Vom Speisesaal des Hay-Adams sah man aufs Weiße Haus.
    Kemper schaute andauernd durchs Fenster.
    »… meine Arbeit beinhaltet die Aufnahme eidesstattlicher
    Erklärungen und deren Vorlage beim Federal District Court.
    Wir versuchen sicherzustellen, daß die Neger, denen bisher
    das Wahlrecht verweigert wurde, nicht durch illegale Kopf-
    steuern, oder durch Analphabetentests von der Stimmabgabe
    abgehalten werden.«
    Littel lächelte. »Wobei die Kennedys bestimmt per Gesetz
    sicherstellen werden, daß sich jeder Neger in Alabama als
    Demokrat einzutragen hat. Wer eine Dynastie aufbauen wil ,
    kann sich nicht früh genug absichern.«
    Kemper lachte. »Die Bürgerrechtspolitik des Präsidenten
    ist so zynisch nicht.«
    »Und die Art und Weise, wie du sie durchsetzt?«
    »Auch nicht. Unterdrückung habe ich stets für falsch und
    sinnlos gehalten.«
    »Und du magst die Leute?«
    »Ja, das tue ich.«
    »Dein Südstaatenakzent hilft dir bestimmt.«
    »Er entwaffnet die Leute, mit denen ich zu tun habe.
    Sie wissen es zu schätzen, daß ein weißer Südstaatler auf
    ihrer Seite ist. Du grinst, Ward. Was findest du daran so
    komisch?«
    Littel nippte am Kaffee. »Mir ist eingefal en, daß Alabama
    ziemlich nah bei Florida liegt.«
    »Du hast schon immer schnell geschaltet.«
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    »Weiß der Justizminister von deiner Nebentätigkeit?«
    »Nein. Aber meine Floridabesuche sind bis zu einem be-
    stimmten Grad sanktioniert.«
    »Laß mich raten. Mr. Hoover gibt dir Deckung, und so
    sehr Bobby ihn zu hassen vorgibt, er würde nie etwas tun,
    was Mr. Hoover vergrätzen könnte.«
    »Aus dir spricht dein Haß, Ward.«
    »Mr. Hoover hasse ich nicht. Man kann nicht jemanden
    hassen, dessen Tun so genau seinem Wesen entspricht.«
    »Bobby jedoch –«
    Littell senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Du weißt,
    was ich für ihn riskiert habe. Und du weißt, welchen Dank
    ich bekam. Und ich kann nicht ertragen, daß die Kennedys
    vorgeben, besser zu sein, als sie sind.«
    »Du hast die Bücher«, sagte Kemper. Er schob die
    Manschetten zurück und ließ eine massivgoldene Rolex
    hervorblitzen.
    Littell deutete aufs Weiße Haus. »Allerdings. Und sie
    sind zigfach gesichert. Ich habe im Suff ein Dutzend Voll-
    machtserklärungen bei einem Dutzend Anwälte hinterlegt
    und kann mich nicht mal selber an alle erinnern.«
    Kemper faltete die Hände. »Nebst eidesstattlichen Erklä-
    rungen über meinen Kennedy-Job, die im Fal e deines Todes
    oder deines längeren Verschwindens ans Justizministerium
    gehen würden?«
    »Nein. Nebst eidesstattlichen

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