Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Erklärungen über deine ver-
    deckte Ermittlung und über die ungeheuer lukrativen finan-
    ziellen Schweinereien von Joseph P. Kennedy in Verbindung
    mit dem organisierten Verbrechen, die an alle städtischen
    585
    Sonderkommissionen zur Gangsterbekämpfung sowie an jeden
    Republikaner im Kongreß und im Senat gehen.«
    »Bravo«, sagte Kemper.
    »Vielen Dank«, sagte Littell.
    Ein Kellner stellte ihnen ein Telefon auf den Tisch. Kem-
    per legte einen Aktenordner daneben.
    »Bist du pleite, Ward?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Du hast mir nicht den leisesten Vorwurf gemacht.«
    »Das würde auch nichts ändern.«
    »Was hältst du nun vom organisierten Verbrechen?«
    »Da bin ich vergleichsweise milde gestimmt.«
    Kemper tippte auf den Aktenordner. »Das ist eine aus
    der Einwanderungsbehörde geklaute Akte. Und du bist der
    größte Spezialist für Deportationsrecht auf Gottes weiter Flur.«
    Littel s Manschetten waren dreckig und abgewetzt. Kemper
    trug Manschettenknöpfe aus Gold.
    »Zehntausend Dol ar für den Anfang, Ward. Ich bin sicher,
    daß ich dir den Auftrag verschaffen kann.«
    » Und was wil st du dafür? Die Bücher?«
    »Vergiß die Bücher. Ich will nur nicht, daß du sie jemand
    anderem aushändigst.«
    »Kemper, was soll –«
    »Der Klient heißt Carlos Marcello. Und Bobby Kennedy
    will ihn abschieben lassen.«
    Das Telefon klingelte. Littell ließ die Kaffeetasse fallen.
    »Das ist Carlos«, sagte Kemper. »Streich ihm ein bißchen
    Honig um den Bart, Ward. Er erwartet ein bestimmtes Maß
    an Unterwürfigkeit.«
    586
    DOKUMENTENEINSCHUB: 2. 4. 61. Wörtliches FBI-Te-
    lefontranskript: »AUFGENOMMEN AUF ANWEISUNG
    DES DIREKTORS.« – »NUR FÜR DEN DIREKTOR BE-
    STIMMT.« Teilnehmer: Direktor Hoover, Justizminister
    Robert F. Kennedy.
    RFK: Bob Kennedy am Apparat, Mr. Hoover. Ich hoffe,
    Sie haben ein paar Minuten Zeit für mich.
    JEH: Selbstverständlich.
    RFK: Ich würde gerne ein paar offizielle Angelegenhei-
    ten mit Ihnen besprechen. Fangen wir mit dem Kom-
    munikationsproblem an. Ich habe Sie aufgefordert,
    uns Kopien sämtlicher Berichte ihrer Top-Hoodlum-
    Staffeln vorzulegen. Die Anweisung erfolgte am
    17. Februar. Heute haben wir den 2. April, und ich
    habe noch keinen einzigen Bericht gesehen.
    JEH: Die Erfüllung derartiger Direktiven erfordert Zeit.
    RFK: Sechs Wochen scheinen mir Zeit genug.
    JEH: Sie empfinden dies als unangebrachte Verzöge-
    rung. Ich nicht.
    RFK: Wird die Angelegenheit nun zügig erledigt
    werden?
    JEH: Selbstverständlich. Wenn Sie so liebenswürdig
    wären, mir noch einmal die Begründung darzulegen?
    RFK: Ich will alles, was an nachrichtendienstlichem
    Wissen über das organisierte Verbrechen vorliegt,
    überprüfen und den verschiedenen Anklage-Jurys
    zukommen lassen, die ich einzuberufen gedenke.
    JEH: Sie handeln da vielleicht etwas unüberlegt. Die
    587
    Verbreitung von Informationen, die nur aus THP-
    Quellen stammen können, stellt eine mögliche Ge-
    fährdung der THP-Informanten und Überwachungs-
    einrichtungen dar.
    RFK: Sämtliche weitergegebenen Informationen wer-
    den auf Sicherheitsfragen überprüft.
    JEH: Derartige Entscheidungen sollten ausschließlich
    dem FBI vorbehalten bleiben.
    RFK: Da muß ich entschieden widersprechen. Sie
    werden Ihre Informationen weitergeben müssen,
    Mr. Hoover. Die bloße Erhebung nachrichtendienstli-
    cher Erkenntnisse wird das organisierte Verbrechen
    nicht in die Knie zwingen.
    JEH: Das Mandat des Top-Hoodlum-Programms sieht
    keinerlei Weitergabe von Informationen zur Beförde-
    rung von Anklageerhebungen durch Grand Juries vor.
    RFK: Dann wird das Mandat eben revidiert werden
    müssen.
    JEH: Mir erscheint ein solches Vorgehen überstürzt.
    RFK: Halten Sie das, wie Sie wollen, aber halten Sie
    sich daran. Gehen Sie davon aus, daß das Mandat
    des Top-Hoodlum-Programms durch meine direkte
    Anweisung aufgehoben ist.
    JEH: Auf eines möchte ich Sie doch hinweisen: Man
    kann nicht gegen die Mafia vorgehen und gewinnen.
    RFK: Ich möchte Sie darauf hinweisen, daß Sie jahre-
    lang bestritten haben, daß die Mafia existiert. Ich
    weise Sie darauf hin, daß das FBI nur ein Rädchen
    im Getriebe des Justizministeriums ist. Daß das FBI
    588
    nicht die Politik des Justizministeriums bestimmt.
    Daß der Präsident und ich 99 Prozent aller linken
    Gruppierungen, die das FBI routinemäßig überwacht,
    für harmlos, wenn nicht irrelevant halten und für
    schlichtweg lächerlich unschuldig im Vergleich mit
    dem organisierten

Weitere Kostenlose Bücher