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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Claire, deine
    Tochter Susan und Helen Agee. Daß sie gute Studentinnen
    sind und bessere Juristinnen werden als ihre Väter.«
    Sie stießen an. »Von denen keiner je praktiziert hat.«
    »Du warst immerhin Assessor. Und sollst Abschiebever-
    fügungen ausgefertigt haben, die zur Verhandlung kamen.«
    »Somit stehen wir gar nicht so schlecht da. Du wenigstens
    nicht. Wer zahlt dir die feudale Unterkunft?«
    »Mein neuer Arbeitgeber hat mir ein Zimmer draußen
    in Midway gebucht, aber mir war nach Extravaganz zumute,
    und so habe ich die Mehrkosten aus eigener Tasche bezahlt.
    Der Preisunterschied zwischen dem Skyliner Motel und dem
    Ambassador East ist ziemlich unverschämt.«
    Littell lächelte. »Was für ein neuer Arbeitgeber? Arbeitest
    du jetzt für eine Detektei?«
    »Nein, was viel Interessanteres. Ich sag’s dir ein paar Drinks
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    später, wenn du anfängst, blasphemisch zu werden; dann
    kannst du nämlich sagen, oh, Gott, scheiß drauf.«
    »Ich sag’s sofort. Du hast unser Vorgeplänkel so oder so
    abgewürgt, also sag ich’s, scheiß drauf , gleich.«
    Boyd nippte an seinem Martini. »Noch nicht. Was lau-
    nische Töchter angeht, hast du das große Los gezogen. Das
    sollte deine Laune bessern.«
    »Laß mich raten. Claire wechselt von Tulane nach Notre
    Dame.«
    »Nein. Helen hat Tulane ein Semester früher abgeschlos-
    sen. Sie ist von der Juristischen Fakultät der University of
    Chicago angenommen worden und wird nächsten Monat
    hierher ziehen.«
    »Mein Gott.«
    »Ich wußte, daß dich das freut.«
    »Helen ist ein mutiges Mädchen. Die wird mal eine
    Spitzen-Juristin.«
    »Wird sie. Und eine verdammt tolle Gefährtin für einen
    Kerl, wenn wir sie nicht für Männer ihres Alters verdorben
    haben.«
    »Vorausgesetzt, daß –«
    »– er ein besonderer junger Mann ist, der über ihre Ent-
    stellung hinwegkommt.«
    »Allerdings.«
    Boyd zwinkerte. »Nun, sie ist 21. Stell dir vor, wie sich
    Margaret wegen euch beiden aufregen würde.«
    Littell trank aus. »Von meiner eigenen Tochter ganz zu
    schweigen. Übrigens hat mir Susan erzählt, daß Margaret
    die Wochenenden mit einem Mann in Charlevoix verbringt.
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    Aber sie heiratet ihn nicht, solange sie auf meinen Monats-
    scheck abonniert ist.«
    »Du bist ihr Teufel. Du bist der Seminarist, der sie ge-
    schwängert hat. In deinen geliebten religiösen Begriffen aus-
    gedrückt, die Ehe ist euer Fegefeuer gewesen.«
    »Das trifft eher auf meinen Job zu. Ich bin heute bei ei-
    nem Kommunisten eingebrochen und habe ein ganzes Buch
    abfotografiert, worin ausschließlich Doughnuts abgerechnet
    werden. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, wie lange ich das
    noch aushalten kann.«
    Ihre neuen Drinks kamen. Der Kellner verbeugte sich –
    Kemper gegenüber wurde man leicht untertänig.
    »Dabei habe ich was begriffen«, sagte Littell, »genau
    zwischen den Doughnuts mit Schokolade und denen mit
    Zuckerguß.«
    »Was?«
    »Daß Mr. Hoover die Linken haßt, weil sie davon ausgehen,
    daß der Mensch schwach ist, während er selber strengste
    Rechtschaffenheit fordert, die jegliche Schwäche leugnet.«
    Boyd erhob sein Glas. »Du enttäuschst mich nie.«
    »Kemper –«
    Kellner rauschten vorbei. Kerzenlicht brach sich in ver-
    goldetem Porzellan. Crêpes Suzette flammten auf – eine alte
    Dame kreischte.
    » Kemper –«
    »Mr. Hoover hat mich zu verdeckten Ermittlungen beim
    McClel an-Untersuchungsausschuß eingesetzt. Er haßt Bobby
    Kennedy und seinen Bruder Jack und fürchtet, ihr Vater
    könne Jack 1960 das Weiße Haus kaufen. Ich bin jetzt ein
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    falscher FBI-Rentner mit zeitlich unbegrenztem Auftrag, mich
    an die beiden Brüder ranzumachen. Ich habe mich um eine
    Stelle beim Ausschuß als Untersuchungsbeamter auf Zeit
    beworben und heute erfahren, daß Bobby mich nehmen
    will. Ich fliege in ein paar Stunden nach Miami, um einen
    verschwundenen Zeugen zu suchen.«
    »Jesus Christus, scheiß drauf«, sagte Littell.
    »Du enttäuschst mich nie«, sagte Boyd.
    »Ich nehme an, daß du zwei Gehälter kassierst?«
    »Du weißt, daß ich Geld mag.«
    »Ja, aber magst du die Brüder?«
    »Ja. Bobby ist ein scharfer Hund, und Jack ist charmant,
    aber nicht so gerissen, wie er glaubt. Bobby ist der Stärkere,
    und er hat den gleichen Haß auf das organisierte Verbrechen
    wie du.«
    Littell schüttelte den Kopf. »Du hast gar keinen Haß, auf
    nichts und niemanden.«
    »Kann ich mir nicht leisten.«
    »Ich habe nie kapiert, wem eigentlich deine

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