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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Loyalität
    gehört.«
    »Sagen wir, ich bin vielseitig.«
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    DOKUMENTENEINSCHUB: 2. 12. 58. Offizielles FBI-
    Telefontranskript: »Aufgenommen auf Anweisung des
    Direktors.« – »Vertraulichkeitsstufe 1-A: Nur für den
    Direktor bestimmt.« Teilnehmer: Direktor Hoover, Spe-
    cial Agent Kemper Boyd.
    JEH: Mr. Boyd?
    KB: Guten Morgen, Sir.
    JEH: Es ist in der Tat ein guter Morgen. Rufen Sie
    von einem sicheren Telefon an?
    KB: Ja. Von einem Münzfernsprecher. Sollte die Ver-
    bindung schlecht sein, hängt das damit zusammen,
    daß ich aus Miami anrufe.
    JEH: Hat Kleiner Bruder Sie bereits eingestellt?
    KB: Kleiner Bruder ist kein Zeitverschwender.
    JEH: Erklären Sie Ihre rasche Einstellung. Nennen Sie,
    wenn nötig, Namen.
    KB: Kleiner Bruder begegnete mir zunächst mit
    Mißtrauen, und das wird wohl eine Zeitlang
    so bleiben. Ich bin Großem Bruder zufällig im
    Büro von Sally Lefferts begegnet, und unter den
    gegebenen Umständen ergab sich ein privates
    Gespräch fast zwangsläufig. Wir sind auf einen
    Drink gegangen und haben einen Draht zuein-
    ander gefunden. Wie viele charmante Männer ist
    Großer Bruder für Charme auch empfänglich. Wir
    haben beide was füreinander übrig, und ich bin
    sicher, daß er Kleinen Bruder aufgefordert hat,
    mich einzustellen.
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    JEH: Beschreiben Sie die »Umstände«, von denen Sie
    gesprochen haben.
    KB: Wir haben entdeckt, daß wir beide elegante und
    auffallende Frauen mögen, und gingen in die May-
    flower Bar, um uns darüber auszutauschen. Großer
    Bruder hat bestätigt, daß er 1960 antreten wird
    und daß Kleiner Bruder mit der Vorbereitung für
    den Wahlkampf beginnt, sobald das Mandat des
    McClellan-Untersuchungsausschusses ausläuft, also
    kommenden April.
    JEH: Weiter.
    KB: Großer Bruder und ich haben uns über Politik
    unterhalten. Ich habe mich als ungehörig liberal,
    gemessen an FBI-Maßstäben, beschrieben, die
    Großer Bruder –
    JEH: Sie haben keinerlei politische Überzeugungen,
    was unter den gegebenen Umständen erheblich zu
    Ihrer Effizienz beiträgt. Weiter.
    KB: Großer Bruder hat sich für meine angeblichen
    politischen Überzeugungen interessiert und in der
    Folge einiges preisgegeben. Er ließ mich wissen,
    daß er den Haß von Kleinem Bruder auf Mr. H.
    zwar berechtigt, aber übertrieben findet. Sowohl
    Großer Bruder wie Vater haben Kleinen Bruder zu
    einem strategischen Rückzug und einem Vergleich
    mit Mr. H. gedrängt, sofern dieser seine Organisa-
    tion säubert, aber Kleiner Bruder hat abgelehnt.
    Meiner Einschätzung nach ist Mr. H. gegenwärtig
    auf rechtlichem Wege unangreifbar. Großer Bruder
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    teilt diese Meinung, das tun auch mehrere Untersu-
    chungsbeauftragte des Ausschusses. Sir, ich halte
    Kleinen Bruder für wild entschlossen und kompe-
    tent. Mein Gefühl sagt mir, daß er Mr. H. zu Fall
    bringen wird, aber nicht kurz- oder mittelfristig.
    Ich glaube, daß dies Jahre dauern und zahlreiche
    Anklageerhebungen erfordern wird und keinesfalls
    in dem zeitlichen Rahmen erfolgt, auf den sich das
    Mandat des Untersuchungsausschusses beläuft.
    JEH: Das heißt, daß der Ausschuß den Ball an die
    städtischen Anklagejurys abgibt, sobald das Man-
    dat ausläuft?
    KB: Ja. Ich glaube, daß die Brüder erst in etlichen Jah-
    ren politisch von der Geschichte profitieren werden.
    Und ich halte auch einen Rückschlag für Großen
    Bruder nicht ausgeschlossen. Demokratische Kan-
    didaten können es sich nicht leisten, als gewerk-
    schaftsfeindlich angesehen zu werden.
    JEH: Eine scharfsinnige Bemerkung.
    KB: Danke, Sir.
    JEH: Hat Großer Bruder meinen Namen erwähnt?
    KB: Ja. Er weiß um Ihre umfangreichen Akten über
    Politiker und Filmstars, die Sie als subversiv ein-
    schätzen, und fürchtet, Sie könnten auch eine Akte
    über ihn angelegt haben. Ich gab ihm zu verstehen,
    daß Ihre Akte über seine Familie etwa tausend
    Seiten umfaßt.
    JEH: Sehr gut. Wären Sie nicht so offen gewesen,
    hätten Sie Ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt.
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    Worüber haben Sie sich mit Großem Bruder noch
    unterhalten?
    KB: Hauptsächlich über Frauen. Großer Bruder erwähn-
    te eine für den 9. Dezember geplante Reise nach Los
    Angeles. Ich gab ihm die Telefonnummer einer zur
    Promiskuität neigenden Frau namens Darleen Shof-
    tel und drängte ihn, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
    JEH: Glauben Sie, daß er bei ihr angerufen hat?
    KB: Nein, Sir. Aber ich denke, er wird’s tun.
    JEH: Was für Aufgaben haben Sie bisher für den Aus-
    schuß

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