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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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zwei Studentinnen aus Georgetown. Prä-
    sident Jack wies ihn an, die Mädchen für spätabendliche
    Quickies bereitzuhalten.
    Kemper brachte sie in einem der Gästezimmer des Weißen
    Hauses unter. Jack überraschte ihn, als er gähnte und sich
    Wasser ins Gesicht spritzte.
    Es war 3 Uhr früh, wobei die Feierlichkeiten bis weit in
    den Morgen hinein dauern sollten.
    Jack schlug eine kleine Stärkung vor. Sie gingen ins Oval
    Office, wo ein Arzt Ampullen und Spritzen vorbereitete.
    Der Präsident rollte einen Ärmel hoch. Der Doktor gab
    ihm eine Injektion. John F. Kennedy sah aus, als hätte er
    einen Orgasmus.
    Kemper rollte einen Ärmel hoch. Der Arzt verabreichte
    ihm eine Injektion. Es war wie ein Raketenantrieb.
    Der Trip dauerte vierundzwanzig Stunden.
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    Jacks Aufstieg wurde zu seinem eigenen. Das empfand
    er mit geradezu magischer Deutlichkeit. Zeit und Raum
    waren ihm, Kemper Cathcart Boyd, Untertan. So gesehen
    waren Jack und er eins.
    Er trieb eine von Jacks alten Flammen auf, um es mit
    ihr im Willard zu treiben. Er erzählte Senatoren und Ta-
    xifahrern von dem AUGENBLICK. Judy Garland brachte
    ihm Twist bei.
    Der Trip ging vorüber und machte Appetit auf mehr.
    Doch er wußte, daß dies nur eine Entweihung des AUGEN-
    BLICKS bedeuten würde.
    Das Telefon klingelte. Kemper schloß die Reisetasche
    und nahm ab.
    »Kemper Boyd.«
    »Bob hier, Kemper. Der Präsident ist bei mir.«
    »Soll ich ihm meinen letzten Bericht wiederholen?«
    »Nein. Sie sol en uns helfen, ein Kommunikationsproblem
    auszubügeln.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Kuba. Mir ist klar, daß Sie nur informel mit den jüngsten
    Entwicklungen vertraut sind, ich halte Sie aber gleichwohl
    für den besten Mann.«
    »Wofür? Was meinen Sie?«
    Bobby reagierte verärgert. »Die vorgesehene Invasion durch
    Exilkubaner, von der Sie vielleicht gehört haben. Richard
    Bissell war gerade in meinem Büro und behauptet, daß die
    CIA vor Ungeduld schäumt und daß die Kubaner kaum
    mehr zu halten sind. Selbst der Ort der Landung steht bereits
    fest. Playa Girón oder die Schweinebucht.«
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    Das waren NEUE Neuigkeiten. Stanton hatte ihm nie
    gesagt, daß sie in Langley bereits den Ort für die Landung
    festgelegt hatten.
    Kemper schützte Verwirrung vor. »Was kann ich da für Sie
    tun? Sie wissen, daß ich keine Verbindungen zur CIA habe.«
    Jack schaltete sich ein. »Bobby wußte nicht, daß die Dinge
    derart weit gediehen sind, Kemper. Allen Dulles hat uns vor
    meinem Amtsantritt darüber referiert, aber seitdem haben
    wir nie mehr davon gesprochen. Was die verdammte Ange-
    legenheit angeht, sind meine Berater ganz unterschiedlicher
    Meinung.«
    Kemper legte sein Schulterhalfter an. »Und jetzt sind
    wir auf eine unabhängige Einschätzung des tatsächlichen
    Bereitschaftszustands der Exilkubaner angewiesen«, sagte
    Bobby.
    Kemper lachte. »Denn falls die Invasion schiefgeht und
    bekannt wird, daß Sie die sogenannten ›Rebel en‹ unterstützt
    haben, sind Sie vor der Weltöffentlichkeit scheißgründlich
    blamiert.«
    »Das kann man so sagen«, sagte Bobby.
    »Zur Sache«, sagte Jack. »Ich hätte die Angelegenheit schon
    vor Wochen mit Bobby besprechen sollen, aber er war so
    verdammt mit seiner Gangsterjagd beschäftigt. Kemper …«
    »Jawohl, Mr. President?«
    »Was das Datum angeht, bin ich mir al es andere als sicher,
    und Bissell macht ständig Druck. Ich weiß, daß Sie unter
    Hoover castrofeindliche Aktionen unternommen haben und
    sich daher wenigstens ein bißchen …«
    »Ich bin mit den kubanischen Angelegenheiten bis zu
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    einem gewissen Grad vertraut, jedenfalls was die Aktivitäten
    von Castro-Anhängern betrifft.«
    Bobby verlor die Geduld. »Sie haben uns doch andauernd
    wegen Kuba zugesetzt, also sehen Sie zu, daß Sie sich nach
    Florida aufmachen, und schauen Sie sich um. Besuchen Sie
    die Ausbildungslager der CIA, und fahren Sie durch Miami.
    Rufen Sie an, wenn Sie meinen, daß das Unternehmen eine
    Chance auf Erfolg hat, und machen Sie sich verdammt noch
    mal auf die Socken.«
    »Ich reise umgehend ab«, sagte Kemper. »In achtundvierzig
    Stunden kriegen Sie einen Bericht.«
    John starb fast vor Lachen.
    Sie saßen auf Stantons Privatterrasse. Die CIA hatte ihm
    den Umzug ins Fontainebleau gestattet – das Leben in Ho-
    telsuiten war ansteckend. Eine Brise ging durch die Collins
    Avenue. Kemper tat der Hals weh – er hatte ihm das ganze
    Telefongespräch zitiert und ihm Jacks Bostoner Akzent

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