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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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nicht
    vorenthalten.
    »John …«
    Stanton kam zu Atem. »Tut mir leid, aber ich habe nie
    gedacht, daß die Unentschlossenheit eines Präsidenten derart
    gottverdammt komisch sein kann.«
    »Was soll ich ihm denn sagen?«
    »Wie wär’s mit ›Die Invasion ist die Garantie für Ihre
    Wiederwahl‹?«
    Kemper lachte. »Ich muß in Miami Zeit totschlagen. Ir-
    gendwelche Vorschläge?«
    »Ja, zwei.«
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    »Lassen Sie hören. Und sagen Sie mir, wieso Sie mich
    sehen wollten, wo Sie doch wußten, daß ich in Alabama
    mit Arbeit eingedeckt bin.«
    Stanton goß sich einen kleinen Scotch ein und verdünnte
    ihn mit Wasser. »Der Bürgerrechtsjob muß recht belastend
    sein.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ich empfinde das Stimmrecht für Neger als durchaus
    zwiespältigen Segen. Sind die nicht sehr autoritätsgläubig?«
    »Eindeutig weniger fügsam als unsere Kubaner. Und bei
    weitem nicht so kriminell.«
    Stanton lächelte. »Aufhören. Bringen Sie mich nicht wie-
    der zum Lachen.«
    Kemper schwang die Füße aufs Geländer. »Ich glaube,
    daß Ihnen ein bißchen Lachen gut tut. Die CIA hält Sie
    ganz schön auf Trab, und Sie trinken schon mittags um
    eins Scotch.«
    Stanton nickte. »Allerdings. Jeder, von Mr. Dulles an-
    gefangen, möchte genau wie ich in den nächsten fünf Mi-
    nuten mit der Invasion beginnen. Und um auf Ihre erste
    Frage zurückzukommen, so stellen Sie bitte in den nächsten
    achtundvierzig Stunden realistisch klingende Informationen
    über die Bereitschaft unserer Truppen zusammen, die dem
    Präsidenten vorgelegt werden können, und fahren Sie mit
    Fulo und Néstor Chasco durch unser Kadergebiet. In Miami
    können wir am ehesten feststel en, was man auf den Straßen
    so redet, und Sie sol en herausfinden, wie weit und wie genau
    sich die Gerüchte über eine bevorstehende Invasion unter
    den Kubanern verbreitet haben.«
    614
    Kemper mixte sich einen Gin Tonic. »Ich mache mich
    gleich an die Arbeit. Noch was?«
    »Ja. Die CIA will eine ›Exilregierung‹ einsetzen, die wir
    während der eigentlichen Invasion in Blessington unterbringen
    wollen. Es geht hauptsächlich um die Wahrung des Scheins,
    aber wir sollten zumindest so tun, als ob wir eine allgemein
    akzeptierte Führung präsentieren könnten, wenn wir Castro
    in, sagen wir, drei oder vier Tagen nach Invasionsbeginn
    gestürzt haben.«
    »Und ich soll Ihnen sagen, wer dafür meiner Meinung
    nach in Frage kommt?«
    »Genau. Ich weiß, daß Sie sich mit kubanischer Exilpolitik
    nicht speziel auskennen, aber Sie werden im Kader dies und
    das gehört haben.«
    Kemper tat, als versinke er in tiefes Nachdenken. Ruhig
    bleiben, soll er warten – Stanton warf die Hände nach oben.
    »Na, kommen Sie schon, ich habe nicht verlangt, daß Sie
    gleich in eine gottverdammte Trance versinken müssen –«
    Kemper blickte auf – hellwach und präsent. »Am besten
    für uns geeignet wären rechtsextreme Kubaner, die ohne wei-
    teres zur Zusammenarbeit mit Santo und anderen Freunden
    in der Firma bereit sind. Wir brauchen einen Strohmann
    an der Spitze, der für Ordnung sorgen kann, und die ku-
    banische Wirtschaft läßt sich am ehesten wieder in Gang
    bringen, wenn die Casinos wieder mit Profit arbeiten. Wenn
    die Lage auf Kuba unsicher bleibt oder wenn die Roten den
    Laden wieder übernehmen, sollten wir nach wie vor in der
    Lage sein, die Firma um finanzielle Unterstützung angehen
    zu können.«
    615
    Stanton legte die Hände um die Knie. »Von Kemper
    Boyd, dem Bürgerrechtler, hätte ich mir einen progressive-
    ren Vorschlag erhofft. Und Sie wissen bestimmt, daß die
    Spenden unserer italienischen Freunde nur einen geringen
    Prozentsatz ausmachen, gegenüber dem legal von der Regie-
    rung finanzierten Budget.«
    Kemper zuckte mit den Schultern. »Kubas Solvenz hängt
    vom amerikanischen Tourismus ab. Dafür kann die Firma
    sorgen. United Fruit ist jetzt aus Kuba draußen, und nur
    ein bestechlicher Rechtsextremer wird es auf sich nehmen,
    ihr Eigentum wieder zu reprivatisieren.«
    »Weiter«, sagte Stanton. »Sie haben mich schon fast
    überzeugt.«
    Kemper stand auf. »Carlos hält sich gemeinsam mit mei-
    nem Rechtsanwaltsfreund im Lager in Guatemala auf. In
    ein paar Tagen wird Chuck ihn nach Louisiana ausfliegen
    und verstecken, und wie ich höre, soll er mit jedem Tag ein
    überzeugterer Anhänger der exilkubanischen Sache werden.
    Ich setze auf das Gelingen der Invasion, gehe aber davon
    aus, daß in Kuba eine ganze Weile das Chaos regiert.

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