Ein amerikanischer Thriller
jetzt Schluß mit den Artigkeiten, und spucken Sie was
aus, das mich überzeugt, daß Sie für Ihre Aufgabe taugen.«
Littell hüstelte. »Ich bin auf Ausweisungsbescheide spezi-
alisiert. Ich bin fast zwanzig Jahre lang FBI-Agent gewesen.
Ich bin ein guter Freund von Kemper Boyd und bin, bei al er
Skepsis hinsichtlich seiner Kennedy-Verehrung, fest davon
überzeugt, daß seine Bindung an die kubanische Sache tiefer
geht. Er will Sie sicher und legal mit Ihrer Familie vereint
wissen, und ich werde dafür sorgen, daß das glatt über die
Bühne geht.«
Pete wurde schwindelig. BOYD, DU SCHEISS –
Marcello zerbrach Salzstangen. »Kemper sagte, Sie sind
zehn Riesen wert. Also, wenn Sie liefern, wie Sie schwatzen,
sind zehn Riesen nur der Anfang.«
Littell liebdienerte. »Es ist mir eine Ehre, mit Ihnen zu-
sammenarbeiten zu dürfen. Und Kemper bittet, die Un-
annehmlichkeiten zu entschuldigen. Er hat erst in letzter
Sekunde von dem Vorgang erfahren und dachte nicht, daß
die zuständigen Beamten derart schnell reagieren würden.«
Marcel o kratzte sich mit einer Salzstange am Hals. »Kem-
per leistet immer ganze Arbeit. Ich habe keine Klagen über
ihn, nichts was nicht warten könnte, bis mir seine allzugut
aussehende Visage wieder vor die Augen kommt. Und was
die Kennedys betrifft, so haben die 49,8 Prozent der ame-
rikanischen Wähler reingelegt, einschließlich einiger sehr
guter Freunde von mir, und von mir aus kann er sie verehren,
soviel er will, solang’s mir nicht an Leib und Leben geht.«
»Das wird ihn freuen«, sagte Littel . »Ich möchte Sie darauf
hinweisen, daß ich einen vorläufigen Aufhebungsbescheid
600
beantrage, der von drei Bundesrichtern geprüft werden wird.
Ich rufe Ihren Anwalt in New York an, damit wir gemeinsam
eine langfristige Strategie erarbeiten können.«
Marcello streifte die Schuhe ab. »Tun Sie das. Rufen Sie
meine Frau an, und richten Sie ihr aus, daß es mir gut
geht, und sorgen Sie dafür, daß ich verdammt nochmal
hier rauskomme.«
»Gewiß. Ich werde Ihnen einige Dokumente zur Unter-
schrift vorlegen. Sie können mich in etwa zweiundsiebzig
Stunden erwarten.«
»Ich will heim«, sagte Marcello.
Pete legte den Hörer auf. Die Ohren qualmten ihm, wie
in einem Scheißtrickfilm.
Sie vertrieben sich die Zeit. In dem Riesenapartment jeder
auf seine Weise und völlig ungestört.
Chucky guckte sich in der Glotze das Kanakenprogramm
an. König Carlos brachte seine Sklaven mit Ferngesprächen
zum Rotieren. Pete dachte sich neunundneunzig Todesarten
für Ward Littell aus.
John Stanton meldete sich. Pete ergötzte ihn mit der Ge-
schichte vom Klo-Klau. Stanton buchte die Bestechungsgelder
auf CIA-Spesen.
Pete sagte, daß Boyd Carlos einen Anwalt besorgt habe.
Stanton sagte, er habe gehört, daß der einen ganz guten
Ruf habe. Pete verkniff sich den Satz, daß er ihn nun nicht
mehr umlegen konnte.
BOYD, DU ARSCH.
Stanton behauptete, die Geschichte im Griff zu haben.
601
Für zehn Riesen bekam Carlos ein vorläufiges Visum. Der
Außenminister von Guatemala gab eine öffentliche Erklä-
rung ab:
Mr. Marcello sei in Guatemala geboren. Seine Geburts-
urkunde legal. Justizminister Kennedy irre. Mr. Marcellos
Herkunft sei keineswegs ungewiß.
Mr. Marcello sei nach Amerika ausgewandert – legal.
Bedauerlicherweise verfüge sein Land über keinerlei entspre-
chende Dokumente. Womit die Beweislast bei Mr. Kennedy
liege.
Laut Stanton hatte der Minister einen Haß auf Jack K.
Laut Stanton hatte Jack sowohl seine Ehefrau wie seine
beiden Töchter gefickt.
Pete erzählte ihm, daß Jack seine ehemalige Freundin
gefickt habe. Stanton war verblüfft. Und da habe er mitge-
holfen, ihn zu wählen.
Stanton sagte, Chuck solle den Minister bestechen. Und
übrigens vögele sich Jack nach wie vor munter durch die
Weltgeschichte.
Pete legte auf und schaute zum Fenster hinaus. Guatemala
City bei Nacht – das allerletzte Rattenloch.
Al e gingen früh zu Bett. Pete erwachte früh – er hatte einen
Alptraum gehabt und sich in die Bettücher verwickelt und
bekam keine Luft mehr.
Chuck war auf Bestechungstour. Carlos bei der zweiten
Zigarre.
Pete öffnete die Wohnzimmervorhänge. Und sah den
Riesenkrawall vor dem Hotel.
602
Er sah Transporter auf dem Bürgersteig. Männer mit
Kameras. Kabel, die in die Lobby führten.
Er sah, wie Leute zu ihm hinaufgestikulierten.
Er sah eine große Filmkamera, die genau auf ihre Fens-
terfront
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