Ein amerikanischer Thriller
gerichtet war.
»Jemand hat uns verpfiffen«, sagte Pete.
Carlos ließ seine Zigarre in die Bratkartoffeln fallen und
rannte zum Fenster.
»Eine Flugstunde von hier gibt es ein CIA-Lager. Wenn wir
Chuck auftreiben und rausfliegen können, ist es zu schaffen.«
Carlos schaute nach unten. Carlos sah den Aufruhr. Carlos
schob den Servierwagen durchs Fenster und beobachtete, wie
er, achtzehn Stockwerke tiefer, exakt ins Ziel traf.
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(Ländliches Guatemala, 8. 4. 61)
Sengende Hitze stieg von der Rollbahn auf. Ein Schmelz-
ofen – Kemper hätte ihn vorwarnen können. Er hätte sich
möglichst leicht anziehen sollen.
Kemper hatte ihn wegen Bondurant vorgewarnt. Der Mar-
cel o vor drei Tagen aus Guatemala City herausgeschmuggelt
und dafür gesorgt hatte, daß die CIA ihn aufnahm.
Kemper hatte beim Abschied leichthin bemerkt: Pete wisse,
daß er die Pensionskassenbücher habe.
Littell trat aus dem Schatten des Flugzeugs heraus. Ihm
schwindelte. Von Houston aus war er mit einem Truppen-
transporter aus dem Zweiten Weltkrieg geflogen.
Die Propel er machten die Hitze noch unerträglicher. Das
Camp war groß und staubig – ein Sammelsurium eigenartiger
Gebäude, die man in einer Dschungellichtung mit rotem
Lehmboden hochgezogen hatte. Ein Jeep bremste scharf. Der
Fahrer salutierte.
»Mr. Littell.«
»Ja.«
»Ich bin Ihr Fahrer, Sir. Ihre Freunde erwarten Sie.«
Littell stieg ein. Im Rückspiegel konnte er einen Blick
auf sein verwegenes neues Gesicht erhaschen.
Er hatte in Houston drei Schnäpse gekippt. Tagsüber , um
der einmaligen Gelegenheit gerecht zu werden.
Sie fuhren in einen Kasernenhof. Der Fahrer hielt vor
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einer kleinen Baracke. Littell griff sich seinen Koffer und
ging kerzengerade hinein.
Der Raum hatte eine Klimaanlage. Bondurant und Carlos
Marcello standen an einem Billardtisch.
Pete zwinkerte ihm zu. Littell zwinkerte zurück. Dabei
zog sich sein ganzes Gesicht zusammen.
Pete ließ die Knöchel knacken – die alte Einschüchterungs-
masche. »Seid ihr Schwuchteln«, sagte Marcello, »zwinkert
ihr euch darum zu?«
Littel stel te den Koffer ab. Die Schlösser ächzten. Er hatte
sich mit dem Packen überstürzt und zuviel reingeworfen.
»Wie geht es Ihnen, Mr. Marcello?«
»Ich verliere Geld. Jeden Tag behandeln mich Pete
und meine CIA-Freunde besser, als stifte ich jeden Abend
mehr Geld für die Sache. Ich glaube, der Aufenthalt in
dem Hotel hier hat mich täglich fünfundzwanzig Riesen
gekostet.«
Pete rieb die Spitze eines Billardqueues mit Kreide ein.
Marcello steckte die Hände in die Taschen.
Kemper hatte ihn gewarnt: Der Mann reicht niemandem
die Hand.
»Ich habe mich vor wenigen Stunden mit Ihren Anwäl-
ten in New York unterhalten. Sie lassen fragen, ob Sie was
brauchen?«
Marcello lächelte. »Ich brauche einen Kuß von meiner
Frau und einen Fick von meiner Freundin. Ich brauche eine
Ente Rochambeau im Galatoire, und all das kann ich hier
nicht kriegen.«
Bondurant legte die Kugeln auf dem Tisch zurecht. Littell
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schwang seinen Koffer hoch und stellte ihn mitten auf den
grünen Filz.
Marcello kicherte: »Alte Feindschaft rostet nicht.«
Pete zündete sich eine Zigarette an. Littell bekam den
Rauch voll ins Gesicht.
»Ich habe Ihnen einige Akten mitgebracht, Mr. Marcello.
Wir müssen uns zusammensetzen und die Geschichte Ih-
rer Einwanderung in allen Einzelheiten absprechen, damit
Mr. Wasserman etwas in den Händen hat, wenn er seinen
Antrag auf Aufhebung der Ausweisung stel t. Einigen äußerst
einflußreichen Leuten liegt an Ihrer Repatri erung, und auch
sie sind zur Zusammenarbeit mit mir bereit. Mir ist durchaus
bewußt, daß eine derart unerwartete Reise sehr anstrengend
sein muß, weswegen Kemper Boyd und ich Sie in ein paar
Tagen von Chuck Rogers nach Louisiana zurückfliegen lassen,
wo wir Sie verstecken.«
Marcel o vol führte einen kleinen Freudentanz. Der Mann
war geschickt und flink auf den Beinen.
»Was ist nur mit deinem Gesicht passiert, Ward?« sagte Pete.
Littell öffnete den Koffer. Pete nahm die schwarze Acht
und zerdrückte sie mit den bloßen Händen.
Holz brach und splitterte. »Ich weiß nicht«, sagte Marcello,
»ob mir diese Wendung der Unterhaltung recht ist.«
Littell zog die Pensionskassenbücher heraus. Er beruhigte
sich mit einem kurzen Gebet.
»Ich bin sicher, daß Ihnen beiden bekannt ist, daß letz-
ten November in die Villa von Jules Schiffrin eingebro-
chen wurde.
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