Ein amerikanischer Thriller
atemberaubend
brillant.
Carlos der Dankbare brachte ihn mit James Riddle Hoffa
zusammen.
Jimmy war ihm von vornherein wohlgesonnen – gab ihm
Carlos doch die Pensionskassenbücher zurück und ließ ihn
wissen, wie er an die herangekommen war.
Hoffa wurde sein zweiter Klient. Robert Kennedy sein
einziger Gegner.
Er schrieb Eingaben für Hoffas offizielle Anwälte. Die
Resultate bestätigten seine Brillanz.
Juli 1961: Eine zweite Anklageerhebung wegen Sun Val ey
wird abgewiesen. Littells Eingaben beweisen, daß die Zu-
sammensetzung der Grand Jury nicht korrekt war.
August 1961: Eine Grand Jury in Florida kommt gar
nicht erst zum Zug. Eine Littell-Eingabe beweist, daß die
Anklagebehörde das Beweismaterial durch vorsätzliche Täu-
schung erlangt hatte.
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Für ihn hatte sich der Kreis geschlossen.
Er hörte mit dem Trinken auf. Er mietete eine schöne
Wohnung in Georgetown und knackte endlich den Code
der Pensionskassenbücher.
Zahlen und Buchstaben wurden zu Wörtern. Wörter zu
Namen – die sich mit polizeilichen Akten, Adreßbüchern
und sämtlichen öffentlich zugänglichen Finanzdateien ab-
gleichen ließen.
Vier Monate hintereinander tat er nichts anderes, als Na-
men zu überprüfen. Er überprüfte berühmte Namen, von
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, von Kriminellen
und Unbekannten. Er überprüfte Todesanzeigen und Vor-
strafenregister. Er überprüfte jeden Namen, jedes Datum
und jede Zahl, vierfach, und glich sämtliche wichtigen Daten
miteinander ab.
Er überprüfte Namen, die in Rechenschaftsberichten von
Aktiengesellschaften auftauchten. Er trug eine phantastische
geheime Geschichte finanzieller Absprachen zusammen.
Beim Teamster Central States Pension Fund hatten Dar-
lehen aufgenommen:
24 US-Senatoren, 9 Gouverneure, 114 Kongreßabgeordnete,
Allen Dulles, Rafael Trujillo, Fulgencio Batista, Anastasio
Somoza, Juan Péron, nobelpreisverdächtige Wissenschaftler,
drogensüchtige Filmstars, Kredithaie, Gewerkschaftsbosse,
gewerkschaftsfeindliche Fabrikbesitzer, die High-Society
von Palm Beach, betrügerische Unternehmer, rechtsextreme
französische Spinner mit riesigen Besitztümern in Algerien
sowie 67 Opfer ungelöster Mordfälle, die sich nachweislich
als zahlungsunfähig erwiesen hatten.
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Wichtigste Bargeldquel e und wichtigster Kreditgeber: ein
gewisser Joseph P. Kennedy Sr.
Jules Schiffrin war sehr plötzlich gestorben. Möglich,
daß er ungeahntes Pensionskassenpotential gewittert hatte
– Machinationen, die für den Horizont eines gewöhnlichen
Gangsters zu anspruchsvoll waren.
Er konnte Jules Schiffrins Wissen umsetzen. Er konnte
sich mit der ganzen Kraft seines Willens auf diese eine Be-
strebung konzentrieren.
Fünf Monate eisern durchgehaltener Nüchternheit hatten
ihn eines gelehrt:
Du bist zu allem fähig.
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Vierter Teil
Heroin
Dezember 1961 bis September 1963
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(Miami, 20. 12. 61)
Die CIA-Leute sprachen von der »Sonnen-Universität«. Mäd-
chen in Shorts und BHs fünf Tage vor Weihnachten – ohne
Scheiß.
Big Pete suchte eine Frau. Erfahrung in Erpressungen
erwünscht, aber nicht Bedingung.
»Hörst du mir zu?« fragte Boyd.
»Ich höre und schaue«, sagte Pete. »Die Führung ist ganz
nett, aber die Mädchen beeindrucken mich mehr als JM/
Wave.«
Sie kürzten den Weg zwischen zwei Gebäuden ab. Die
Operationszentrale war einen Katzensprung entfernt von der
Frauensporthalle.
»Pete, hörst du mir –?«
»Du hast gesagt, daß Fulo und Néstor den Kader allein
leiten könnten. Daß Lockhart bei der CIA aufgehört hat,
um in Mississippi einen eigenen Klan zu gründen und als
Spitzel fürs FBI zu arbeiten. Chuck sol für ihn in Blessington
einspringen, und mein neuer Job besteht darin, Guy Banister
in New Orleans mit Waffen zu versorgen. Lockhart hat ganz
gute Beziehungen zum Waffenhandel, und Guy zapft gerade
einen Burschen namens Joe Milteer an, der mit einigen Kerlen
von der John Birch Society und den Minutemen verbandelt
ist. Sie haben eine fette Waffenkasse, und Milteer schleppt
uns ein bißchen Spielzeug beim Taxistand an.«
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Sie nahmen auf einer Bank im Schatten Platz. Pete streckte
die Beine aus und sah zur Sporthalle hinüber.
»Für einen gelangweilten Zuhörer hast du ein ganz gutes
Gedächtnis.«
Pete gähnte. »JM/Wave und Mongoose sind langweilig.
Küstenüberfälle, Waffenschmuggel und Flüchtlingsgruppen
überwachen – zum Einschlafen, das
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