Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Gründen.
    Bobby K. ließ Jimmy zappeln: an der guten alten Grand-
    Jury-Angel. Jimmy hatte eine fixe Idee – er kam immer wieder
    auf die Darleen-Shoftel-Abhöraffäre zu sprechen.
    »Wir können es noch mal aufziehen«, sagte Jimmy. »Ist
    Jack erledigt, hat Bobby nichts mehr zu sagen. Jack steht
    bestimmt noch auf Weiber.«
    Jimmy gab nicht auf. Er war nicht der einzige
    Kennedy-Hasser.
    »Ich bereue den Tag, an dem ich Jack Illinois gekauft
    habe«, sagte Sam G. »Kemper Boyd hatte was für Jack
    übrig«, sagte Heshie Ryskind, »deshalb glaubten wir, er
    sei koscher.«
    Boyd war zum Tripel- oder Quadrupel-Agenten geworden.
    Er behauptete, an chronischer Schlaflosigkeit zu leiden. Die
    Anstrengung, das eigene Lügengespinst zusammenzuhalten,
    brachte ihn nächtelang um den Schlaf.
    Boyd war Verbindungsmann zur Kuba-Expertengruppe.
    Boyd war beim Kader beurlaubt – um ihm das Leben we-
    nigstens ein bißchen leichter zu machen.
    663
    Boyd spielte Bobby CIA-freundliche Beschönigungen in
    die Hände.
    Und der CIA Untersuchungsausschuß-Geheimnisse.
    Boyd bedrängte Bobby und Jack, Castro mit einem At-
    tentat aus dem Weg zu räumen und eine zweite Invasion
    zu initiieren.
    Die Brüder lehnten ab. Laut Boyd war Bobby der Sache
    freundlicher gesinnt – aber nur bis zu einem gewissen Punkt.
    Eine zweite Invasion wurde von Jack entschieden abgelehnt.
    Jack verweigerte jeglichem geplanten Attentat auf den Bart
    die Zustimmung.
    Der Untersuchungsausschuß entwickelte eine Alternative
    namens Operation Mongoose, Operation Mungo.
    Ein raffinierter Name. Holen wir uns Kuba zurück – ir-
    gendwann in diesem Jahrhundert. Fünfzig Millionen im Jahr
    bar auf die Hand – faß, CIA, faß!
    Mongoose erzeugte JM/Wave. JM/Wave war der elegante
    Deckname für sechs Gebäude auf dem Campus der Uni-
    versität von Miami.
    JM/Wave verfügte über Räume mit beeindruckenden
    Schautafeln an den Wänden und war auf dem allerneuesten
    Stand der verdeckten Ermittlung.
    JM/Wave war eine Clownsuniversität.
    Faß, CIA, faß! Lieg bei den Exilkubanergruppen auf der
    Lauer, aber untersteh dich, irgendwas zu unternehmen – das
    könnte Haircut-Jack ein paar Punkte in den Meinungsum-
    fragen kosten.
    Trotz alledem war Boyds Liebe zu Jack nach wie vor
    ungebrochen. Er steckte zu tief drin, als daß er ihn hätte
    664
    durchschauen können. Boyd behauptete, daß ihm die Bür-
    gerrechtsarbeit so viel bedeutete, weil er da niemandem was
    vorzumachen brauchte.
    Boyd litt an Schlafstörungen. Ein Segen, Kemper – meine
    Alpträume wolltest du nicht haben.
    665
    71

    (Washington, D. C., Juni bis November 61)
    Er liebte das Büro. Carlos Marcello hatte es ihm gekauft.
    Eine geräumige Dreizimmersuite. In nächster Nähe des
    Weißen Hauses.
    Von einem Innenarchitekten eingerichtet. Die Eichentäfe-
    lung und das grüne Leder standen Jules Schiffrins Arbeits-
    zimmer in fast nichts nach.
    Er hatte keine Empfangsdame und keine Sekretärin. Carlos
    hielt nichts von Mitwissern.
    Mit Carlos hatte sich für ihn der Kreis geschlossen. Das
    Phantom von Chicago war zum Gangsteranwalt geworden.
    Den Seitenwechsel empfand er als stimmig. Er hatte seine
    Zukunftsaussichten an die eines Mannes geheftet, der seinen
    Haß teilte. Kemper hatte gewußt, daß es zwischen ihnen
    funken würde.
    Für Kemper hatte sich der Kreis mit John F. Kennedy
    geschlossen. Beide waren sie charmante, seichte Männer,
    die nie erwachsen werden würden. Kennedy hetzte Killer
    gegen ein fremdes Land, um sie zu verraten, als er sah, was
    für einen schlechten Eindruck das machen würde. Kemper
    beschützte einige Neger, um anderen Heroin zu verkaufen.
    Carlos Marcello spielte das gleiche falsche Spiel. Carlos
    benutzte Menschen und stellte sicher, daß sie die Regeln
    kannten. Carlos wußte, daß er seine Lebensführung mit
    ewiger Verdammnis würde büßen müssen.
    666
    Sie waren gemeinsam Hunderte von Meilen gewandert.
    Sie hatten in Dschungelstädten die Messe besucht und ex-
    travagante Almosen gespendet.
    Sie aßen in Dorfkneipen. Hielten ganze Dörfer frei. Er
    schrieb auf wackligen Tischchen Deportationseingaben und
    telefonierte sie nach New York durch.
    Chuck Rogers flog sie nach Mexiko. »Ich vertraue dir,
    Ward«, sagte Carlos. »Wenn du sagst, daß ich mich stellen
    soll, werde ich das tun.«
    Er hatte das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt. Drei
    Richter prüften das Beweismaterial und ließen Marcel o gegen
    Kaution frei. Littells Darlegungen galten als

Weitere Kostenlose Bücher