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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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macht mir Mut, obwohl ich noch einmal betonen
    möchte, wie wichtig es ist, daß Kleiner Bruder nichts
    über die Beziehungen zwischen Exilkubanern, CIA
    und Firma erfährt.
    Damit möchte ich mich von meiner Tätigkeit für
    die CIA absentieren und mich ausschließlich meiner
    Doppelaufgabe fürs Justizministerium zuwenden. Ich
    glaube, daß ich der CIA am besten dienen kann, wenn
    ich als ihr Verbindungsmann zu Kleinem Bruder auf-
    trete. Jetzt, wo die kubanische Angelegenheit einer
    derart profunden Neubewertung unterzogen wird, bin
    ich der CIA und der Sache um so nützlicher, je näher
    ich den Männern zu stehen vermag, die die künftigen
    politischen Entscheidungen treffen.
    In geschäftlicher Hinsicht wirft der Kader weiterhin
    satte Gewinne ab. Ich traue Fulo und Néstor zu, das
    Unternehmen weiterhin in unserem Sinne zu führen.
    Santo hat mir versichert, daß unsere italienischen Kol-
    legen unverändert größere Beiträge zuschießen werden.
    Playa Giron hat uns allen einen Vorgeschmack auf das
    gegeben, was sein könnte. Keiner mag aufhören. Wäre
    das Leben nicht viel einfacher, wenn Kleiner Bruder
    nicht einen derart ausgeprägten Haß auf Italiener hätte?
    Mit freundlichen Grüßen
    Kemper
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    (Miami/Blessington, Juni bis November 61)
    Bei Tiger Kab hing ein großes Dartboard. Die Fahrer hefteten
    Fidel-Castro-Fotos dran und verwandelten sie in Konfetti.
    Pete hatte seine eigenen Lieblingsziele.
    Wie Ward Littel . Der Carlos Marcel os Mann war, Gangs-
    terkumpel und unberührbar.
    Wie Howard Hughes – seinen Ex -Boss und Ex- Wohltäter.
    Hughes hatte ihn gefeuert. Laut Lenny Sands hatte er das
    den Mormonen zu verdanken. Und dem Hush-Hush -Fiasko.
    Boyd hatte im Krankenhaus gelegen, im Morphiumrausch.
    Er hatte Lenny nicht anrufen können, damit er die ganze
    Auflage einstampfen ließ. Lenny hatte sich gerade unerreich-
    bar mit irgendeinem Schnucki eingeigelt. Ohne die geringste
    Ahnung, daß die Invasion fehlgeschlagen war.
    Dracula liebte seine Mormonen. Obermormone Duane
    Spurgeon hatte ein paar Rauschgiftkontakte aufgetan. Drac
    kam nun an Stoff, ohne bei Pete Bondurant Männchen ma-
    chen zu müssen.
    Die gute Nachricht: Spurgeon hatte Krebs. Die schlechte:
    Hughes stellte Hush-Hush ein.
    Der Artikel über die Schweinebucht hatte einige unerfreu-
    liche Kommentare nach sich gezogen. Hughes behielt Lenny
    auf der Gehaltsliste, damit der ihm ein privates Schmuddel-
    blatt vollschrieb.
    Was darin stand, war zu schmuddelig für die Öffentlichkeit.
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    Das Schmuddelblatt war für nur zwei Schmuddelfans be-
    stimmt: für Dracula und J. Edgar Hoover.
    Drac schob Lenny fünf Hunderter die Woche rüber. Drac
    rief Lenny jeden Abend an. Lenny hatte Drac und dessen
    feuchten Traum von der »Herrschaft über Las Vegas« satt.
    Doch Hughes und Littell waren nur Übungsziele.
    Die schärfsten Pfeile hatte er Präsident John F. Kennedy
    vorbehalten.
    Der: zögerte, zauderte, zagte und zitterte, um sich aus
    der Schweinebucht zu verzwitschern.
    Der: bedachte, delegierte, dackelte und duckmäuserte, um
    Kuba schließlich den Kommunistenschweinen zu überlassen.
    Der: hin- und hermachte, ja und nein sagte, vor- und
    zurückschritt, während elf Männer aus Blessington hinge-
    schlachtet wurden.
    Er hatte Jack seinerzeit die Sache mit dem Hughes/Ni-
    xon-Darlehen gesteckt. Er hatte mit dafür gesorgt, daß der
    Arsch überhaupt ins Weiße Haus gelangt war. Der Boyd/
    Bondurant-Casino-Deal – etwa so aktuell wie der Schleimer
    Dick Nixon.
    Die CIA bildete unverdrossen neue Exilkubaner aus.
    Schnellbootmannschaften versetzten der kubanischen Küste
    weiterhin Nadelstiche. Alles nur Wichtigtuerei.
    Jack bezeichnete eine zweite Invasion als »durchaus im
    Rahmen des Möglichen«. Ein Datum war nicht von ihm
    zu bekommen.
    Jack ist ein Angsthase. Jack ist eine schmählich schmol-
    lende Schwuchtel. Blessington war nach wie vor rappelvoll.
    Das Rauschgiftgeschäft des Kaders blühte. Fulo bestach die
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    Zeugen von Boyds Schießerei – vierzig Leute hatten großen
    Zahltag.
    Néstor rettete Boyd das Leben. Néstor kannte keine Furcht.
    Néstor schlich sich einmal die Woche nach Havanna, um der
    unwahrscheinlichen Chance willen, auf den Bart zu treffen.
    Wilfredo Delsol leitete den Taxistand. Der Bursche war
    jetzt zuverlässig. Die Pro-Castro-Phase hatte nur kurz gedauert.
    Jimmy Hoffa schaute gelegentlich bei Tiger Kab vorbei.
    Jimmy war der verbissenste Kennedy-Hasser – aus scheiß-
    guten

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