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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Untersuchungsausschusses des US-Senats ab-
    gebucht werden. Haben wir Ihnen damit helfen können?«
    Pete legte auf. Hier stimmte was nicht, und zwar einiges.
    Eigenartig: Boyd in einem auf Kosten des Ausschusses
    gemieteten Wagen. Eigenartig: weil Hoover und Bobby
    Kennedy Rivalen waren. Boyd als FBI-Mann und Schnüff-
    ler für den Senatsausschuß? – Das würde ihm Hoover nie
    durchgehen lassen.
    Boyd hatte Klasse, war aalglatt – und der ideale Mann
    für die Übermittlung einer gutgemeinten Warnung.
    Der ideale Mann, um Bobby zu bespitzeln? – »Möglich«,
    wenn nicht sogar »sicher«.
    73
    Sol Maltzman wohnte in Silverlake, in einem miesen Loch
    über einem Smoking-Verleih.
    Pete klopfte. Sol öffnete, stinksauer – ein X-beiniger Clown
    in Bermudas und T-Shirt.
    »Was gibt’s, Bondurant? Ich bin beschäftigt.«
    Die Bude stank durchdringend nach Rauch und Katzend-
    reck. Auf jedem Möbelstück stapelten sich packpapierbraune
    Aktenordner; das einzige Fenster war von einem Aktenschrank
    zugestellt.
    Der hat Akten über Hol ywood-Skandale. Das ist genau der
    Typ, der Schmuddelakten hortet.
    »Bondurant, was ist denn?«
    Pete schnappte sich einen Aktenordner von der Stehlam-
    pe. Zeitungsausschnitte über Ike und Dick Nixon – zum
    Schnarchen.
    »Leg das hin, und sag, was du willst!«
    Pete packte ihn an der Gurgel. »Du bist entlassen bei
    Hush-Hush . Du hast bestimmt ein paar Schmuddelakten
    auf Lager, mit denen wir was anfangen können, und wenn
    du sie rausrückst und mir keinen Kummer machst, red’ ich
    mit Mr. Hughes, damit er dir eine Abfindung rüberschiebt.«
    Sol versuchte ihn abzuschütteln – und zeigte ihm zitternd
    den Stinkfinger.
    Pete ließ ihn los. »Wetten, daß du die scharfen Sachen
    in dem Aktenschrank drin hast?«
    »Nein! Da ist nichts drin, was dich interessieren könnte.«
    »Dann mach ihn auf.«
    »Nein! Der ist abgeschlossen, und die Kombination sag
    ich dir nie!«
    74
    Pete stieß ihm das Knie in die Eier. Maltzman ging zu
    Boden und schnappte nach Luft. Pete riß ihm das T-Shirt
    runter und stopfte es ihm in den Mund.
    Der Fernseher bei der Couch bot eine ausgezeichnete
    akustische Deckung.
    Pete drehte den Ton voll auf. Ein Autoverkäufer erschien
    auf dem Bildschirm, quasselte irgendwelche Scheiße über die
    neueste Buick-Serie. Pete zog die Waffe und zerschoß das
    Vorhängeschloß vom Aktenschrank – Holz splitterte.
    Drei Aktenordner fielen heraus – etwa dreißig Seiten
    Schmuddelkram. Sol Maltzman schrie trotz des Knebels
    auf. Pete trat ihn bewußtlos und stellte den Fernseher leiser.
    Er hatte drei Aktenordner und einen Wolfshunger. Dem konn-
    te er bei Mike Lyman’s und einem De-Luxe-Steak abhelfen.
    Mit De-Luxe-Skandalen als Beilage. Unwichtige Infor-
    mationen hätte Sol nie so sorgfältig aufbewahrt.
    Pete setzte sich in eine diskrete Nische und verdrückte
    ein T-bone-Steak mit Bratkartoffeln. Er legte sich die Ak-
    tenordner zurecht, um sie bequem durchblättern zu können.
    Der erste Ordner enthielt Fotografien von Dokumenten
    und maschinegeschriebenen Notizen. Kein Hollywood-
    Klatsch; kein Hush-Hush- Stoff.
    Auf den Fotos waren Kontoauszüge und Einkommens-
    steuererklärungen. Der Name des Steuerpflichtigen kam ihm
    bekannt vor: George Kil ebrew, ein Kumpel von Mr. Hughes,
    der auch ein Freund von Tricky Dick Nixon war.
    Der Name auf dem Kontoauszug lautete »George Kil-
    l ington. Das Gesamtguthaben betrug 1957 87.416,04 Dollar.
    75
    Versteuertes Einkommen von George Kille brew im gleichen
    Jahr: 16.850 Dollar.
    Ein kleiner Namenswechsel, nur zwei Silben – hinter
    denen sich gut 70 Riesen verbargen.
    Sol Maltzman schrieb: »Bankangestellte bestätigen, daß
    Killebrew die 87.000 Dollar in Raten von fünf- bis zehntau-
    send Dol ar eingezahlt hat. Sie bestätigen außerdem, daß die
    von ihm angegebene Steuernummer falsch ist. Er hat den
    ganzen Betrag einschließlich der etwa sechstausend Dollar
    Zinsen bar abgehoben und das Konto aufgelöst, bevor die
    Bank die übliche Mitteilung an die bundesstaatlichen Steu-
    erbehörden schickte.«
    Unversteuerte Einnahmen und unversteuerte Bankzinsen.
    Bingo: betrügerische Steuerhinterziehung.
    Pete ging ein Licht auf.
    Das House Committee on Un-American Activities, der
    Ausschuß gegen unamerikanische Umtriebe, hatte Sol Malt-
    zman schwer zugesetzt. Dick Nixon gehörte dem HUAC an;
    George Killebrew arbeitete für ihn.
    Akte Nr. 2 enthielt jede Menge Schwanzlutschbilder.
    Der Schwanz: ein Teenager. Der

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