Ein amerikanischer Thriller
das Boot. Der
Kompaß zeigte Süd-Südost. Wenn keine Sturmbö oder Flut-
welle dazwischenkam, blieb das Boot auf Kurs.
Boyd warf die Motoren an. Beide Propeller gingen gleich
beim ersten Mal an. Sie kletterten über die Reling und be-
obachteten, wie das Boot davonhüpfte.
Zwanzig Meilen vor der Küste dürfte es explodieren.
Pete schüttelte sich. Boyd verstaute die Skalps in seinem
Rucksack. Orange Beach wirkte völlig unberührt.
Santo Junior würde ihn anrufen. Er sei von Delsol verscheißert
worden. Pete solle den Schwanzlutscher auftreiben.
Einzelheiten ließ Santo bestimmt nicht heraus. Nichts
über den Handel mit den Kommunisten und nichts von
dem eindeutigen Verrat des Kaders.
Pete wartete bei Tiger Kab auf den Anruf. Er hatte den
Telefondienst übernommen – weil Delsol einfach nicht zur
Arbeit erscheinen wollte.
Die Taxibestellungen sammelten sich. Die Fahrer erkun-
digten sich andauernd, wo Wilfredo nur steckte.
In einer Geheimwohnung. Von Néstor bewacht. Ein Pfund
»H« vor Augen.
Boyd hatte den restlichen Stoff nach Mississippi mitge-
nommen. Boyd wirkte ein klein wenig fahrig, als hätte er
beim Töten eine bestimmte Grenze überschritten.
Pete glaubte zu wissen, was die Grenze war. BEGREIFT
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IHR DENN NICHT, WEN WIR DA VERSCHEISSERT
HABEN?
Sie hatten Delsol zwei Wochen rund um die Uhr über-
wacht. Er hatte sie nicht verraten. Sonst wäre das Rauschgift-
Rendezvous abgeblasen worden.
Er steckte in seiner angeblichen Geheimwohnung. Im
Schnellverfahren zum Junkie geworden – Néstor hatte ihm
die Arme voller Narben gespritzt. Total vollgedröhnt – in
Erwartung des gottverdammten Anrufs.
Es war 16 Uhr 30. Sie hatten Orange Beach vor neun-
einhalb Stunden überfallen.
Taxibestellungen gingen ein. Die Apparate klingelten alle
paar Sekunden. Sie hatten jede Menge Bestellungen, und
zwölf Taxis waren unterwegs – Pete war danach, zu schreien
oder sich einfach die Pistole an den Kopf zu setzen.
Teo Paez legte die Hand über die Muschel seines Apparats.
»Leitung zwei, Pete. Mr. Santo.«
Pete nahm betont lässig ab. »Tag, Boss.«
Santo sagte seinen Spruch auf. Santo lieferte das erwartete
Stichwort.
»Wilfredo Delsol hat mich verscheißert. Er versteckt sich,
und ich möchte, daß du ihn findest.«
»Was hat er denn angestellt?«
» Frag nicht so blöd. Find ihn, und zwar sofort. «
Néstor ließ ihn rein. Er hatte das Wohnzimmer im Schnell-
verfahren in einen Junkie-Schweinestall verwandelt.
Herumliegende Spritzen. In den Teppich getretene Scho-
koriegel. Spuren von weißem Puder überall.
780
Dazu Wilfredo Olmos Delsol: vollgeknallt auf einer
Plüsch-Couch.
Pete schoß ihm in den Kopf. Néstor schnitt ihm drei
Finger ab und warf sie in einen Aschenbecher.
Es war 17 Uhr 20. Auf eine Ein-Stunden-Suche fiel Santo
bestimmt nicht rein. Sie hatten Zeit, die Täuschung perfekt
zu machen.
Néstor verabschiedete sich – er mußte in Mississippi was
für Boyd erledigen. Pete beruhigte seine Nerven, indem er
tief atmete und ein Dutzend Zigaretten rauchte.
Er kippte den Eisschrank um.
Er schlitzte die Couch bis auf die Sprungfedern auf.
Riß die Wohnzimmerwände auf, als ob jemand verzweifelt
nach etwas gesucht hätte.
Er brannte die Kochlöffel an.
Schob Heroin auf dem gläsernen Wohnzimmertischchen
zu Linien zusammen.
Er fand einen Lippenstift und schmierte damit ein paar
Filterzigarettenstummel voll.
Er brachte Delsol mit einem Küchenmesser Schnittwunden
bei. Versengte ihm mit einem Lötkolben die Hoden.
Er tauchte die Hände in Delsols Blut und schrieb »Ver-
räter« auf die Wohnzimmerwand.
Es war 20 Uhr 40.
Pete rannte zu einem Münzfernsprecher. Er hatte
wirklich Angst, und das machte die Nachricht besonders
glaubhaft.
Delsol ist tot – gefoltert – hab’ einen Hinweis über das
Versteck gekriegt – total vollgeknallt – überall Rauschgift
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– jemand hat die Wohnung auseinandergenommen – wird
mit irgendwelchen Huren gefeiert haben – Santo, sag schon,
was zum Teufel geht hier vor?
782
80
(Washington, D. C., 7. 5. 62)
Littel erledigte Geschäftsanrufe. Mr. Hoover hatte ihm einen
Verzerrer zur Verfügung gestel t, um die Vertraulichkeit seiner
Telefonate sicherzustellen.
Er rief Jimmy Hoffa an einem öffentlichen Fernsprecher
an. Jimmy witterte überall Lauscher.
Sie besprachen den Taxibetrugs-Vorwurf. Jimmy schlug
vor, ein paar Geschworene zu kaufen.
Littell wollte ihm die Liste der
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