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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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das Boot. Der
    Kompaß zeigte Süd-Südost. Wenn keine Sturmbö oder Flut-
    welle dazwischenkam, blieb das Boot auf Kurs.
    Boyd warf die Motoren an. Beide Propeller gingen gleich
    beim ersten Mal an. Sie kletterten über die Reling und be-
    obachteten, wie das Boot davonhüpfte.
    Zwanzig Meilen vor der Küste dürfte es explodieren.
    Pete schüttelte sich. Boyd verstaute die Skalps in seinem
    Rucksack. Orange Beach wirkte völlig unberührt.
    Santo Junior würde ihn anrufen. Er sei von Delsol verscheißert
    worden. Pete solle den Schwanzlutscher auftreiben.
    Einzelheiten ließ Santo bestimmt nicht heraus. Nichts
    über den Handel mit den Kommunisten und nichts von
    dem eindeutigen Verrat des Kaders.
    Pete wartete bei Tiger Kab auf den Anruf. Er hatte den
    Telefondienst übernommen – weil Delsol einfach nicht zur
    Arbeit erscheinen wollte.
    Die Taxibestellungen sammelten sich. Die Fahrer erkun-
    digten sich andauernd, wo Wilfredo nur steckte.
    In einer Geheimwohnung. Von Néstor bewacht. Ein Pfund
    »H« vor Augen.
    Boyd hatte den restlichen Stoff nach Mississippi mitge-
    nommen. Boyd wirkte ein klein wenig fahrig, als hätte er
    beim Töten eine bestimmte Grenze überschritten.
    Pete glaubte zu wissen, was die Grenze war. BEGREIFT
    779
    IHR DENN NICHT, WEN WIR DA VERSCHEISSERT
    HABEN?
    Sie hatten Delsol zwei Wochen rund um die Uhr über-
    wacht. Er hatte sie nicht verraten. Sonst wäre das Rauschgift-
    Rendezvous abgeblasen worden.
    Er steckte in seiner angeblichen Geheimwohnung. Im
    Schnellverfahren zum Junkie geworden – Néstor hatte ihm
    die Arme voller Narben gespritzt. Total vollgedröhnt – in
    Erwartung des gottverdammten Anrufs.
    Es war 16 Uhr 30. Sie hatten Orange Beach vor neun-
    einhalb Stunden überfallen.
    Taxibestellungen gingen ein. Die Apparate klingelten alle
    paar Sekunden. Sie hatten jede Menge Bestellungen, und
    zwölf Taxis waren unterwegs – Pete war danach, zu schreien
    oder sich einfach die Pistole an den Kopf zu setzen.
    Teo Paez legte die Hand über die Muschel seines Apparats.
    »Leitung zwei, Pete. Mr. Santo.«
    Pete nahm betont lässig ab. »Tag, Boss.«
    Santo sagte seinen Spruch auf. Santo lieferte das erwartete
    Stichwort.
    »Wilfredo Delsol hat mich verscheißert. Er versteckt sich,
    und ich möchte, daß du ihn findest.«
    »Was hat er denn angestellt?«
    » Frag nicht so blöd. Find ihn, und zwar sofort. «
    Néstor ließ ihn rein. Er hatte das Wohnzimmer im Schnell-
    verfahren in einen Junkie-Schweinestall verwandelt.
    Herumliegende Spritzen. In den Teppich getretene Scho-
    koriegel. Spuren von weißem Puder überall.
    780
    Dazu Wilfredo Olmos Delsol: vollgeknallt auf einer
    Plüsch-Couch.
    Pete schoß ihm in den Kopf. Néstor schnitt ihm drei
    Finger ab und warf sie in einen Aschenbecher.
    Es war 17 Uhr 20. Auf eine Ein-Stunden-Suche fiel Santo
    bestimmt nicht rein. Sie hatten Zeit, die Täuschung perfekt
    zu machen.
    Néstor verabschiedete sich – er mußte in Mississippi was
    für Boyd erledigen. Pete beruhigte seine Nerven, indem er
    tief atmete und ein Dutzend Zigaretten rauchte.
    Er kippte den Eisschrank um.
    Er schlitzte die Couch bis auf die Sprungfedern auf.
    Riß die Wohnzimmerwände auf, als ob jemand verzweifelt
    nach etwas gesucht hätte.
    Er brannte die Kochlöffel an.
    Schob Heroin auf dem gläsernen Wohnzimmertischchen
    zu Linien zusammen.
    Er fand einen Lippenstift und schmierte damit ein paar
    Filterzigarettenstummel voll.
    Er brachte Delsol mit einem Küchenmesser Schnittwunden
    bei. Versengte ihm mit einem Lötkolben die Hoden.
    Er tauchte die Hände in Delsols Blut und schrieb »Ver-
    räter« auf die Wohnzimmerwand.
    Es war 20 Uhr 40.
    Pete rannte zu einem Münzfernsprecher. Er hatte
    wirklich Angst, und das machte die Nachricht besonders
    glaubhaft.
    Delsol ist tot – gefoltert – hab’ einen Hinweis über das
    Versteck gekriegt – total vollgeknallt – überall Rauschgift
    781
    – jemand hat die Wohnung auseinandergenommen – wird
    mit irgendwelchen Huren gefeiert haben – Santo, sag schon,
    was zum Teufel geht hier vor?
    782
    80

    (Washington, D. C., 7. 5. 62)
    Littel erledigte Geschäftsanrufe. Mr. Hoover hatte ihm einen
    Verzerrer zur Verfügung gestel t, um die Vertraulichkeit seiner
    Telefonate sicherzustellen.
    Er rief Jimmy Hoffa an einem öffentlichen Fernsprecher
    an. Jimmy witterte überall Lauscher.
    Sie besprachen den Taxibetrugs-Vorwurf. Jimmy schlug
    vor, ein paar Geschworene zu kaufen.
    Littell wollte ihm die Liste der

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