Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
nicht die
    Absicht.«
    »Das überrascht mich nicht, Sir.«
    »Ich habe einige wunderbar beleidigende Ausbrüche zu-
    sammengestellt. Sie sind herrlich bodenständig und profan.«
    »Ja, Sir.«
    Hoover lächelte. »Sagen Sie mir, was Sie denken.«
    Littell lächelte. »Daß Sie mir trauen. Daß Sie mir trauen,
    weil ich die beiden ebenso hasse wie Sie.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Hoover. »Und, Gott im Him-
    mel, würde es Kemper nicht das Herz brechen, wenn er
    hören könnte, was King Jack über ihn denkt?«
    »Allerdings. Gott sei dank weiß er von der Operation
    nichts.«
    Ein kleines Mädchen hüpfte vorbei. Hoover lächelte und
    winkte ihr zu.
    »Howard Hughes braucht eine neue rechte Hand. Er hat
    mich gebeten, ihm jemanden mit Ihren Qualifikationen zu
    empfehlen, und ich habe Sie genannt.«
    Littell hielt sich an der Bank fest. »Ich fühle mich sehr
    geehrt, Sir.«
    »Mit Recht. Bitte nehmen Sie allerdings zur Kenntnis,
    772
    daß Howard Hughes ein sehr gestörter Mann ist mit einem
    eher beschränkten Verhältnis zur Realität. Er kommuniziert
    ausschließlich per Telefon und Brief, und ich denke, Sie
    werden ihm möglicherweise nie direkt gegenübertreten.«
    Die Bank erzitterte. Littell faltete die Hände über dem
    Knie.
    »Soll ich mich bei ihm melden?«
    »Er wird sich bei Ihnen melden, und ich rate Ihnen, das
    Angebot anzunehmen. Der Mann hat die dumme, aber nütz-
    liche Absicht, in ein paar Jahren in Las Vegas Hotel-Casinos
    zu erwerben, und ich gehe davon aus, daß sich dabei gute
    Gelegenheiten zur nachrichtendienstlichen Erfassung ergeben
    werden. Ich habe Hughes die Namen Ihrer anderen Klienten
    genannt, und er war recht beeindruckt. Was den Job betrifft,
    so brauchen Sie, denke ich, nur zuzugreifen.«
    »Ich will den Job«, sagte Littell.
    »Natürlich«, sagte Hoover. »Sie haben zeit Ihres Lebens
    unter Entbehrungen gelitten und endlich Ihr Gewissen mit
    Ihren Bedürfnissen versöhnt.«
    773
    79

    (Orange Beach, 4. 5. 62)
    Sie hatten Mondlicht um 3 Uhr früh. Das war halb ein Fluch
    – völ ige Dunkelheit hätte ÜBERRASCHUNG bedeutet.
    Pete bog von der asphaltierten Straße ab. Sah Sanddünen
    vor sich – groß und hoch.
    Néstor stützte seine Beine auf Wilfredo Delsol ab. Wilfredo,
    die Mumie, war von Kopf bis Fuß in Lassoband gewickelt
    und zwischen Vorder- und Hintersitz geklemmt.
    Boyd hielt das Gewehr schußbereit. Delsol atmete mühsam
    durch die Nase. Sie hatten ihn, als sie Miami verließen, aus
    seiner Wohnung entführt.
    Der Jeep hüpfte durch die Dünen. Boyd überprüf-
    te die Spurenverwischer – an Metallgestängen befestigte
    Rechenharken.
    Néstor hustete. »Der Strand ist eine halbe Meile lang. Ich
    bin ihn zweimal auf und ab gegangen.«
    Pete bremste und stel te den Motor ab. Die Brandung war
    ausgesprochen laut. »Hört euch das an«, sagte Boyd. »Wenn
    wir Schwein haben, können sie uns nicht hören.«
    Sie stiegen aus. Néstor schaufelte ein Loch und begrub
    Delsol bis an die Nasenspitze im Sand.
    Pete warf eine sandfarbene Plane über den Jeep.
    Néstor baute den Rechen zusammen. Boyd überprüfte
    ihre Gerätschaften.
    Sie hatten mit Schalldämpfern versehene .45er und MPs.
    774
    Eine Kettensäge, eine Bombe mit Zeitzünder und zwei Pfund
    Plastiksprengstoff.
    Sie schmierten sich schwarze Tarnfarbe ins Gesicht. Schul-
    terten ihre Bündel.
    Sie machten sich auf den Weg. Néstor schleifte den Re-
    chen hinter sich her. Reifen- und Fußspuren verschwanden.
    Pete hob das Infrarot-Sichtgerät. In dreihundert Meter
    Entfernung machte er klumpige Erhebungen aus.
    »Gehen wir dichter ran«, sagte Boyd.
    Pete streckte sich – die schußsichere Weste saß ziemlich
    eng. »Hinter der westlichen Düne liegen neun oder zehn
    Männer. Wir sollten die Küste entlangkommen und hoffen,
    daß uns das gottverdammte Wellenrauschen Deckung gibt.«
    Néstor bekreuzigte sich. Boyd packte sich beide Hände
    und den Mund vol – mit zwei .45ern und einem Jagdmesser.
    Pete spürte, wie er innerlich schlotterte – ein Scheißrie-
    senerdbeben, 9,999 auf der Richter-Skala.
    Sie stapften durch den feuchten Sand. Warfen sich nie-
    der und robbten über den Boden. Pete hatte die verrückte
    Vorstellung: ICH BIN DER EINZIGE, DER BEGREIFT,
    WAS WIR DA TREIBEN.
    Boyd machte den Anführer. Die Schatten nahmen Gestalt
    an. Die Brandung übertönte ihre Geräusche.
    Die Schatten waren schlafende Männer. Ein Schlafloser
    hatte sich aufgesetzt – das glühende Zigarettenende mußte
    man im

Weitere Kostenlose Bücher