Ein amerikanischer Thriller
Idiot. Fidel Castro bleibt an der
Macht. Meinen Informanten zufolge wird der Fürst
der Finsternis aller Wahrscheinlichkeit nach ver-
suchen, die Beziehungen zu ihm zu normalisieren.
WJL: Der Fürst der Finsternis ist ein kompromißleri-
scher Schwächling, Sir.
JEH: Versuchen Sie nicht, mich einzuseifen. Was die
Brüder betrifft, mögen Sie zum Renegaten geworden
sein, aber Ihre politischen Überzeugungen sind mir
nach wie vor suspekt.
WJL: Wie auch immer, Sir, ich gebe noch nicht auf.
Ich denke mir etwas anderes aus. Ich habe mich
mit King Jack nicht abgefunden.
JEH: Damit zeigen Sie Sportsgeist. Aber nehmen Sie
bitte zur Kenntnis, daß ich von Ihren Plänen nichts
hören will.
WJL: Ja, Sir.
JEH: Hat Miss Jahelka ihr normales Leben wieder
aufgenommen?
WJL: Sie ist dabei, Sir. Augenblicklich macht sie mit
einem unserer franko-kanadischen Freunde Urlaub
in Mexiko.
JEH: Bleibt nur zu hoffen, daß sich die beiden nicht
fortpflanzen. Ihre Nachkommen dürften an einem
schweren moralischen Defekt leiden.
WJL: Ja, Sir.
819
JEH: Auf Wiederhören, Mr. Littell.
WJL: Auf Wiederhören, Sir.
DOKUMENTENEINSCHUB: Chronologisch aufgelis-
tete FBI-Abhöraufnahmen. »STRENG GEHEIM/VER-
TRAULICH/NUR FÜR DEN DIREKTOR BESTIMMT.«
– »KEINE WEITERGABE AN MITARBEITER DES
JUSTIZMINISTERIUMS.«
Chicago, 10. 6. 62. BL4-8869 (Celano’s Tailor Shop)
an AX8-9600 (Haus von Johnny Rosselli, THP-Akte
Nr. 902.5, Büro Chicago). Teilnehmer: Johnny Rosselli,
Sam »Mo«, »Momo«, »Mooney« Giancana (Akte Nr.
480.2). Dauer des bisherigen Gesprächs: 9 Minuten.
SG: Also hat es der verdammte Bobby von allein
rausgekriegt.
JR: Was mich, offen gesagt, nicht weiter erstaunt.
SG: Wir haben ihm geholfen, Johnny. Klar, es war
größtenteils nicht so toll. Aber was wahr ist, muß
verdammt noch mal wahr bleiben: Wir haben ihm
und seinem Bruder echt geholfen.
JR: Wir waren gut zu ihnen, Mo. Wir waren nett. Und
sie haben uns immer wieder verarscht und verarscht
und verarscht.
SG: Das ist durch so eine Scheißerpressung vorzeitig
herausgekommen. Durch so eine hirnverbrannte Nö-
tigung hat Bobby das geschnallt. Angeblich sollen
Jimmy und der Franzmann Pete dahinterstecken.
820
Jemand ist unvorsichtig geworden, und Jewboy
Lenny hat sich umgebracht.
JR: Man kann Jimmy und Pete doch nicht übelnehmen,
daß sie die Kennedys drankriegen wollten.
SG: Da ist nichts gegen zu sagen.
JR: Und dabei ist herausgekommen, daß Lenny eine
Schwuchtel war. Kannst du dir das vorstellen?
SG: Wer hätte sich das vorstellen können?
JR: Er war Jude, Mo. Bei den Juden gibt es im Durch-
schnitt mehr Homos als bei echt weißen Leuten.
SG: Genau. Aber Heshie Ryskind ist kein warmer Bru-
der. Er hat sich sechzigtausendmal einen blasen
lassen.
JR: Heshie ist krank, Mo. Echt krank.
SG: Ich wünschte, die Kennedys würden seine Scheiß-
krankheit kriegen. Die Kennedys und Sinatra.
JR: Der hat uns vielleicht was eingebrockt. Der hat
behauptet, er habe bei den Brüdern was zu melden.
SG: Einen Scheißdreck. Der Haarschopf hat den Arsch
von der Gästeliste des Weißen Hauses gestrichen.
Bei Frank brauchst du gar nicht erst nachzufragen,
ob er bei den Brüdern ein gutes Wort für uns ein-
legen könnte.
Weiteres Gespräch irrelevant.
Cleveland, 4. 8. 62. BRI-8771 (Sal’s River Lounge) an
BR4-0811 (öffentlicher Fernsprecher in Bartolo’s Risto-
rante). Teilnehmer: John Michael D’Allesio (THP-Ak-
te Nr. 180.4, Büro Cleveland), Daniel »Donkey Dan«
821
Versace (Akte Nr. 206.9, Büro Chicago). Dauer des
bisherigen Gesprächs: 16 Minuten.
DV: Sind doch alles bloß Gerüchte. Du mußt überlegen,
wo es herkommt, und dich dort erkundigen.
JMD: Hast du was gegen Gerüchte?
DV: Wie käme ich dazu? Ich stehe auf Gerüchte wie
jeder andere auch, und ob die nun stimmen oder
nicht, ist mir schnuppe.
JMD: Danny, ich hab’ ein heißes Gerücht.
DV: Dann mal raus mit der Sprache. Laß mich nicht
so zappeln.
JMD: J. Edgar Hoover und Bobby Kennedy sollen ei-
nander auf dem Kieker haben.
DV: Ist das alles?
JMD: Kommt noch was.
DV: Hoffentlich. Daß die Krach miteinander haben, ist
doch ein alter Hut.
JMD: Bobbys Polypen sollen jetzt Spitzel anwerben.
Bobby soll Hoover nicht an seine Scheißspitzelkandi-
daten ranlassen. Außerdem soll der Scheiß-McClel-
lan-Ausschuß wieder zusammentreten. Wollen es
der Firma wieder einmal gründlich besorgen. Bobby
soll gerade dabei sein, einen wichtigen
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