Ein amerikanischer Thriller
der Kennedys im Carlyle piaziert.«
Kemper schlug hin und her. Ein Mann stellte ihm den
Fuß aufs Gesicht.
»Sands wurde zuvor beobachtet«, sagte ein Mann, »wie
er in die Suite einbrach. Die New Yorker Polizei hat einen
Horchposten entdeckt, nur wenige Häuser entfernt. Die Fin-
gerabdrücke waren abgewischt, und die Bude war ausgeräumt
und ohnehin unter falschem Namen angemietet, aber die Be-
treiber haben eine Menge unbespieltes Band zurückgelassen.«
»Sie waren der Anstifter«, sagte ein Mann.
»Ihre Kubaner und den Franzosen Guéry haben wir fest-
genommen«, sagte ein Mann. »Sie wollen nicht reden, sind
aber ohnehin wegen Waffenvergehens dran.«
»Schluß«, sagte ein Mann.
Der Mann: Justizminister Robert F. Kennedy.
Ein Mann zerrte ihn in einen Stuhl hoch. Ein Mann
löste ihm die Handschel en und fesselte ihn an den vorderen
Bettpfosten. Das Zimmer war gerammelt voll mit Bobbys
Lieblings-FBI-Männern – sechs oder sieben Typen in bil igen
Sommeranzügen.
Die Männer gingen raus und zogen die Tür hinter sich
zu. Bobby setzte sich auf die Bettkante.
»Sie sollen verdammt sein, Kemper. Verdammt für das,
was Sie meinem Bruder antun wollten.«
Kemper hustete. Er sah doppelt. Zwei Betten und zwei
Bobbys.
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»Ich habe nichts getan. Ich habe versucht, die Operation
zu stoppen.«
»Ich glaube Ihnen kein Wort. Ihr Ausbruch in Lauras
Wohnung war nichts anderes als ein klares Eingeständnis
Ihrer Schuld.«
Kemper zuckte zusammen. Die Handschellen schnitten
ihm in die Gelenke bis aufs Blut.
»Glaub doch, was du willst, du keusches Stück Hunde-
scheiße. Und sag deinem Bruder, daß keiner ihn mehr geliebt
und weniger dafür gekriegt hat.«
Bobby kam näher. »Ihre Tochter Claire hat gegen Sie aus-
gesagt. Sie hat mir mitgeteilt, daß Sie seit drei Jahren in den
Diensten der CIA stehen. Daß die CIA Sie beauftragt hat,
meinem Bruder Anti-Castro-Propaganda zuzuspielen. Daß
Lenny Sands ihr gesagt hat, daß Sie maßgeblich daran beteiligt
waren, organisierte Verbrechen bei verdeckten CIA-Aktionen
mit einzubeziehen. Ich habe über all das nachgedacht und
bin zu dem Schluß gekommen, daß mein anfänglicher Ver-
dacht begründet war. Ich gehe davon aus, daß Mr. Hoover
Sie geschickt hat, um hinter meiner Familie herzuspionieren,
und ich werde ihn an dem Tag damit konfrontieren, an dem
ihn mein Bruder zum Rücktritt zwingt.«
Kemper ballte die Fäuste. Die verrenkten Knochen
splitterten.
»Ich werde jede Verbindung zwischen Mafia und CIA
kappen. Ich werde jede Beteiligung des organisierten Ver-
brechens am Kubaprojekt verhindern. Ich werde Sie aus dem
Justizministerium und der CIA rauswerfen, Ihnen die An-
waltslizenz entziehen und Sie und Ihre franko-kubanischen
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Freunde wegen Waffen- und Drogenbesitzes unter Anklage
stellen.«
Kemper befeuchtete die Lippen und sprach mit dem Mund
voller Spucke.
»Wenn du meine Männer verscheißerst oder es wagst, mich
unter Anklage zu stellen, gehe ich an die Öffentlichkeit. Ich
sage alles, was ich über deine Saufamilie weiß. Ich hänge
dem Namen Kennedy derart viel Dreck an, daß er für im-
mer besudelt ist.«
Bobby gab ihm eine Ohrfeige.
Kemper spuckte ihm ins Gesicht.
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DOKUMENTENEINSCHUB: 14. 5. 62. Wörtliches FBI-
Telefontranskript. »AUFGENOMMEN AUF ANWEI-
SUNG DES DIREKTORS.« – »NUR FÜR DEN DIREKTOR
BESTIMMT.« Teilnehmer: Direktor J. Edgar Hoover,
Ward J. Littell.
WJL: Guten Morgen, Sir.
JEH: Guten Morgen. Und fragen Sie mich nicht, ob ich es
schon gehört habe, denn ich gehe wohl mit Recht davon
aus, daß ich mehr über die Geschichte weiß als Sie.
WJL: Ja, Sir.
JEH: Ich hoffe, Kemper hat ein bißchen was beiseite
gelegt. Der Entzug der Anwaltslizenz kommt ihn
teuer zu stehen, und ich weiß nicht, ob ein Mann
mit seinen Vorlieben von einer FBI-Pension anstän-
dig leben kann.
WJL: Ich bin sicher, daß Kleiner Bruder keine Klage
gegen ihn anstrengen wird.
JEH: Natürlich nicht.
WJL: Jetzt ist Kemper der Sündenbock.
JEH: Was keineswegs der Ironie entbehrt.
WJL: Ja, Sir.
JEH: Haben Sie mit ihm gesprochen?
WJL: Nein, Sir.
JEH: Ich bin neugierig, was er nun anstellt. Können
Sie sich Kemper C. Boyd ohne polizeilichen Freibrief
vorstellen?
WJL: Ich nehme an, daß Mr. Marcello ihn beschäfti-
gen wird.
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JEH: Oh? Als Stiefelknecht der Mafia?
WJL: Als Provokateur, Sir. Mr. Marcello fühlt sich der
kubanischen Sache nach wie vor verbunden.
JEH: Dann ist er ein
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