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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Texas. (Hote-
    leintragungen zufolge wurde die Suite von Herschel
    »Heshie« Ryskind gemietet, Akte Nr. 887.8, Büro Dallas).
    Bisherige Gesprächsdauer: drei Minuten.
    LB: Du hast immer auf Hotelsuiten gestanden, Hesh.
    Eine Hotelsuite und ein Blow Job – das war für
    dich der Himmel auf Erden.
    HR: Sprich mir nicht von Himmel, Leon. Mir tut die
    Prostata weh, wenn ich nur dran denke.
    LB: Ach so. Du bist krank, da willst du nicht ans
    Diesseits denken.
    HR: Es heißt Jenseits, Leon. Und du hast recht. Und
    angerufen hab’ ich dich, weil ich ein bißchen quat-
    schen wollte und du deine Nase gern in anderer
    Leute Probleme steckst, und ich dachte, du könntest
    mir was von Leuten erzählen, denen es noch dre-
    ckiger geht als mir, und mich ein bißchen ablenken.
    LB: Ich tu’ mein Bestes, Hesh. Übrigens, Carlos läßt
    dich grüßen.
    HR: Was treibt der übergeschnappte Ithaker?
    LB: Leider kaum was Neues. Nur die alte Deportati-
    onsgeschichte, die immer noch nicht ausgestanden
    ist und an der er ganz schwer zu knapsen hat.
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    HR: Der kann dem Herrgott für seinen Anwalt danken.
    LB: Genau, Littell. Der Bursche arbeitet auch für Jimmy
    Hoffa. Onkel Carlos meint, der habe einen solchen
    Haß auf die Kennedys, daß er’s auch gratis machen
    würde.
    HR: Das ist doch so ein Verzögerungskünstler. Der
    immer alles verzögert und verzögert und verzögert.
    LB: Genau. Onkel Carlos meint, daß sein Fall wahr-
    scheinlich erst Ende nächsten Jahres vor Gericht
    kommt. Littell treibt die Leute im Justizministerium
    in den Wahnsinn.
    HR: Das heißt, Carlos ist optimistisch?
    LB: Absolut. Genau wie Jimmy. Das Problem bei Jim-
    mys Problem besteht darin, daß scheißsechsund-
    achtzigtausend Grand Jurys hinter ihm her sind. Ir-
    gendwer kriegt irgendwann irgendeine Verurteilung
    zustande. Egal, was für ein Spitzenanwalt Littell ist.
    HR: Das hör’ ich gern. Jimmy Hoffa geht es mindes-
    tens so dreckig wie mir. Kannst du dir vorstellen,
    was es heißt, in Leavenworth von irgendwelchen
    Schwarzen fertiggemacht zu werden?
    LB: Keine erfreuliche Aussicht.
    HR: Das gilt auch für Krebs, du gojischer Scheißer.
    LB: Wir drücken dir die Daumen, Hesh. Wir beten
    für dich.
    HR: Eure Gebete könnt Ihr euch sonstwohin stecken.
    Erzähl mir Klatsch. Deswegen habe ich angerufen.
    LB: Nun ja.
    HR: Nun ja, was? Leon, du schuldest mir noch Geld.
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    Du weißt, daß ich abkratze, ehe ich’s mir wieder-
    holen kann. Einem Sterbenden wirst du doch das
    bißchen Klatsch gönnen.
    LB: Nun, ich hab’ Gerüchte gehört.
    HR: Zum Beispiel?
    LB: Daß Littell für Howard Hughes arbeiten soll. Hughes
    soll angeblich sämtliche Hotels in Vegas kaufen
    wollen, wobei Sam G. alles daran setzt, einen Fuß
    ins Geschäft zu bekommen.
    HR: Wovon Littell nicht die geringste Ahnung hat?
    LB: Genau.
    HR: Unser Scheißleben ist doch so schön. Nie langweilig.
    LB: Da hast du absolut recht. Wenn du dran denkst,
    was unsereiner so alles zu hören kriegt.
    HR: Ich will nicht sterben, Leon. Der ganze Mist ist
    viel zu schön, um sich davon zu verabschieden.
    Weiteres Gespräch irrelevant.
    Chicago, 19. 11. 62. BL4-8869 (Celano’s Tailor Shop)
    an AX8-9600 (Haus von Johnny Rosselli). Teilnehmer:
    Johnny Rosselli, Sam »Mo«, »Momo«, »Mooney« Gian-
    cana. Bisherige Gesprächsdauer: zwei Minuten.
    JR: Sinatra kannst du vergessen.
    SG: Den kannst du mehr als vergessen.
    JR: Nicht mal seine Telefonanrufe nehmen die Ken-
    nedys entgegen.
    SG: Keiner haßt diese irischen Schwanzlutscher mehr
    als ich.
    JR: Wenn du von Carlos und seinem Rechtsanwalt
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    absiehst. Carlos denkt die ganze Zeit, daß er wieder
    abgeschoben wird. Daß er sich wieder in El Salva-
    dor die Kaktusstacheln aus dem Arsch pulen muß.
    SG: Carlos hat seine Probleme. Und ich meine. Bobbys
    Polypen rücken mir andauernd auf den Pelz, und
    die sind von ganz anderem Kaliber als die normalen
    FBI-Typen. Ich würde am liebsten ein Hämmerchen
    nehmen und Bobby den Scheißschädel einschlagen.
    JR: Und seinem Bruder.
    SG: Dem vor allem. Der Mann ist ein Verräter, der sich
    als Held aufspielt. Ein Kommunisten-Lämmchen im
    Wolfspelz.
    JR: Dem Chruschtschow hat er aber den Marsch ge-
    blasen, Mo. Das muß ich ihm lassen. Chruschtschow
    hat die Scheißraketen abmontiert.
    SG: Unsinn. Alles nur Arschkriecherei mit Zuckerguß.
    Ich weiß von einem Bekannten bei der CIA, daß
    Kennedy mit Chruschtschow eine Geheimabsprache
    getroffen hat. Okay, er hat die Raketen entfernt. Aber
    ich

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