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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Lenny schnippte ihm die
    seine ins Gesicht und lächelte.
    Er spürte das Brennen. Die Asche versengte ihm das
    Jackett. Er nahm ihn genau ins Visier und drückte ab.
    Die Waffe hatte Ladehemmung.
    Lenny lächelte.
    Laura schrie.
    Claires Schrei ließ ihn auf dem Absatz kehrtmachen und
    davonrennen.
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    (New Orleans, 12. 5. 62)
    Beide waren sie gute Bluffer. Banisters Abteilung hatte jede
    Menge Ärger mit Rechtsextremisten.
    Guy bedauerte, daß der Klan ein paar Kirchen angezün-
    det hatte. Pete bedauerte Heshie Ryskinds Krebserkrankung.
    Boyds Castro-Attentäter waren einsame Klasse. Dougie
    Frank Lockhart war ein Spitzenwaffenschmuggler.
    Pete erwähnte, daß Wilfredo Delsol Santo Junior bei ei-
    nem Drogenhandel verscheißert hatte. Um daraufhin selber
    von einem oder mehreren Scheißern verscheißert zu werden.
    Banister nippte an einem Bourbon. Pete trieb das Spiel
    weiter. »Sag mal, Guy, hast du was darüber gehört?«
    »Überhaupt nichts«, meinte Guy. Was du nicht sagst,
    Sherlock – ist auch alles erstunken und erlogen.
    Pete lümmelte auf seinem Stuhl herum und spielte mit
    einem großen Glas Jack Daniel’s. Er trank medizinische
    Schlückchen gegen seine Migräne.
    Es war heiß in New Orleans. Und in diesem Büro war es
    noch heißer. Guy hockte hinter dem Schreibtisch und schabte
    sich mit einem Taschenmesser den Schweiß von der Stirn.
    Pete mußte immer wieder an Barb denken. Er konnte
    sich keine sechs Sekunden auf etwas anderes konzentrieren.
    Das Telefon klingelte. Banister wühlte sich durch sein
    Schreibtisch-Chaos und nahm den Hörer ab.
    »Ja? … Ja, ist er. Augenblick.«
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    Pete stand auf und nahm das Telefon vom Schreibtisch.
    »Wer ist dran?«
    »Fred. Und verlier nicht gleich die Scheißbeherrschung.
    Ich muß dir nämlich was sagen.«
    »Dann beruhige du dich erst mal.«
    »Wie soll man sich beruhigen, wenn man eine Scheißge-
    hirnerschütterung hat. Wie soll man sich –«
    Pete ging mit dem Telefon zum anderen Ende des Büros.
    Die Schnur straffte sich.
    »Beruhige dich mal, Freddy. Sag einfach, was geschehen
    ist.«
    Freddy schnappte nach Luft. »Okay. Heute früh hat
    Kemper Boyd auf dem Posten angerufen. Er hat behaup-
    tet, er sucht dich, aber ich wußte gleich, daß er lügt.
    Vor einer Stunde erschien er persönlich. Er hat wie ein
    Verrückter gegen die Tür gehämmert. Ich habe ihn nicht
    reingelassen und beobachtet, wie er eine alte Dame mehr
    oder weniger niedergeschlagen hat, um daraufhin ihr Taxi
    zu besteigen.«
    Die Telefonschnur riß beinahe.
    »War das alles?«
    »Scheiße, nein!«
    »Freddy, was willst du damit –«
    »Daß Lenny Sands ein paar Minuten später vorbeikam.
    Ich habe ihn reingelassen, weil ich dachte, er weiß, was
    mit Boyd los ist. Er hat mich niedergeschlagen und den
    Laden geplündert. Er hat sämtliche Bänder und Transkripte
    gestohlen und ist verschwunden. Nach einer, Scheiße, ich
    weiß nicht genau, halben Stunde etwa bin ich wieder zu
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    mir gekommen. Ich bin zum Carlyle gegangen und habe
    jede Menge Streifenwagen davor gesehen. Pete, Pete, Pete –«
    Seine Beine gaben nach. Er fand Halt an der Wand.
    »Pete, das war Lenny. Er hat die Tür eingetreten und die
    Kennedy-Suite auseinandergenommen. Er hat die Mikrophone
    rausgerissen und ist durch einen Notausgang verschwunden.
    Pete, Pete, Pete –«
    »Pete, wir sind verscheißert –«
    »Pete, das muß Lenny gewesen sein –«
    »Pete, ich habe überall die Fingerabdrücke abgewischt
    und mein ganzes Zeugs samt –«
    Die Verbindung brach ab – Pete hatte mit einer jähen
    Bewegung die Leitung aus der Wand gerissen.
    Boyd wußte, daß er in New Orleans war. Boyd nahm be-
    stimmt den nächsten Flug.
    Die Operation war geplatzt. Boyd und Lenny waren anei-
    nandergeraten und hatten das ganze Unternehmen gesprengt.
    Unterdessen wußte das FBI Bescheid. Ebenso der Ge-
    heimdienst. Boyd konnte nun nicht mehr vor Bobby treten,
    um ihm alles zu erklären – mit seinen Verbindungen zum
    Mob war er endgültig kompromittiert. Boyd kam bestimmt.
    Boyd wußte, daß er im Hotel gegenüber wohnte. Pete trank
    Bourbon und drückte sämtliche Twist-Songs in der Musicbox.
    Die Kellnerin füllte regelmäßig sein Glas nach.
    Ein Taxi würde vorfahren. Boyd würde aussteigen. Den
    Mann an der Rezeption einschüchtern und in Zimmer 614
    eindringen.
    Dort würde Boyd eine Nachricht finden. Er würde die
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    Anweisungen befolgen. Das Tonbandgerät hierher in seine
    Nische ins »Ray Becker’s

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