Ein amerikanischer Thriller
nicht schlafen. Den Champagner rührte er
nicht an – Alkohol wurde allmählich zur Schwäche.
Das Telefon klingelte. Er stand auf und ging zum Apparat
in der Diele.
»Ja?«
»Ich bin’s, Pete.«
»Ward. Um Himmels willen, wie bist du an die –«
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»Banister hat mich soeben angerufen«, sagte Littell. »Juan
Canestel ist in Dal as verschwunden. Ich schicke dir Kemper
rüber, damit ihr zwei ihn findet und sicherstellt, daß am
Freitag alles glatt geht.«
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(Dallas, 20. 11. 63)
Das Flugzeug rollte vor einem Frachtdeck aus. Sie hatten
seit Meridian Rückenwinde gehabt und die Entfernung in
weniger als zwei Stunden geschafft.
Littell hatte eine Privatmaschine gechartert. Und den
Piloten angewiesen, auf Teufel komm raus zu fliegen. Der
winzige Zweisitzer wurde derartig hin- und hergerüttelt, daß
Kemper fast nicht glauben konnte, daß sie sich in der Luft
zu halten vermochten.
Es war 23 Uhr 48. Sechsunddreißig Stunden vor dem
EINSATZ.
Autoscheinwerfer gingen an – Petes Signal.
Kemper löste seinen Sicherheitsgurt. Der Pilot öffnete
ihm die Tür.
Kemper sprang raus. Der Wagen fuhr vor. Kemper stieg
ein. Pete preschte mit Vollgas über ein paar Rollfelder.
Über ihnen rauschte ein Jet. Love Field wirkte wie aus
einer anderen Welt.
»Was hat Ward dir erzählt?« fragte Pete.
»Daß Juan abgehauen ist. Und daß Guy befürchtet, Carlos
und die anderen könnten daraus schließen, er habe Mist gebaut.«
»Das hat er mir auch erzählt. Und ich habe ihm klarge-
macht, daß mir die Aktion zu riskant ist, wenn nicht jemand
Carlos erzählt, daß wir eingesprungen sind und Banister aus
der Scheiße geholfen haben.«
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Kemper öffnete das Fenster. Die Ohren taten ihm gott-
verdammt weh.
»Wie hat Ward reagiert?«
»Er will es Carlos nach dem Attentat sagen. Wenn wir
Canestel finden und das Scheißunternehmen retten.«
Ein Funkgerät knisterte. Pete drehte es leiser.
»J. D. Tippits Privatwagen. Er und Rogers schauen sich um,
und wenn sie Juan zu sehen kriegen, greifen wir ein. Tippit
kann seine Streife nicht verlassen, und Chuck darf nichts
unternehmen, was ihn irgendwie davon abhalten könnte, bei
dem Attentat rechtzeitig auf seinem Posten zu sein.«
Sie mußten Gepäckwagen ausweichen. Kemper beugte
sich zum Fenster hinaus und schluckte drei Dexedrin.
»Wo ist Banister?«
»Er fliegt später aus New Orleans ein. Er hält Juan für
zuverlässig, und fal s sie ihn aus irgendeinem Grund verlieren
sollten, wird er ihn durch Rogers ersetzen.«
Sie wußten, daß Juan labil war. Daß er möglicherweise
auch ein Sexualmörder war, hatten sie nicht geschnallt. Die
ganze Operation war versaut und stank zehn Meilen gegen
den Wind nach banausenhaftem Flickwerk.
»Wo fahren wir hin?«
»Zu Jack Rubys Club. Laut Rogers soll Juan die Nutten
dort mögen. Du gehst rein – Ruby kennt dich nicht.«
Kemper lachte. »Ward hat Carlos geraten, einem Psycho-
pathen mit knallrotem Wagen nicht zu trauen.«
»Du hast ihm getraut«, sagte Pete.
»Ich habe dazugelernt.«
»Heißt das, daß ich nicht alles über Juan weiß?«
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»Das heißt, daß ich aufgehört habe, Jack zu hassen. Und
daß es mir letztlich ziemlich egal ist, ob sie ihn umbringen
oder nicht.«
Im Carousel Club war während der Woche kaum was los.
Eine Stripperin zog sich auf der Bühne aus. Die vorderen
Tische waren von zwei Bullen in Zivil und einer Nuttenc-
lique besetzt.
Kemper saß beim Hintereingang. Er hatte die Birne der
Tischlampe herausgeschraubt – von der Hüfte aufwärts saß
er im Dunkeln.
Er konnte die Vorder- und Hintertüren überblicken. Er
konnte die Bühne und die vorderen Tische überblicken. Im
Schatten war er so gut wie unsichtbar.
Pete wartete am Hinterausgang im Wagen. Er wol te nicht
von Jack Ruby erkannt werden.
Die Stripperin zog sich zu Musik von André Kostelanetz
aus. Der Plattenspieler eierte.
Kemper nippte an einem Scotch. Der löste einen unmit-
telbaren Dexedrinschub aus. Und er begriff: Er hatte die
Möglichkeit, mit dem Attentat zu spielen, mit dem Schicksal
zu spielen.
Ein Hund rannte über die Bühne. Die Stripperin kickte
ihn weg. Juan Canestel kam zur Vordertür herein.
Er war allein. Trug Militärhemd und Jeans.
Er ging schnurstracks zum Nuttentisch.
Er hatte sich den Hosenlatz noch mehr ausgestopft als
sonst. Aus der linken Hintertasche ragte, deutlich sichtbar,
ein Messer.
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Im Hosenbund hatte er eine Rolladenschnur stecken.
Juan
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