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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Rausgehen
    Geld. Mad Sal notierte die Transaktionen in einem Gebet-
    buch. Mad Sal bohrte zwanghaft in der Nase und lief im
    Schneesturm mit einfachen Tennisschuhen herum.
    Mad Sal schaute in Fenster hinein. Mad Sal nahm Geld
    von einem Streifenpolizisten an: fünf Dollar auf den Ausgang
    des Wiederholungskampfs zwischen Moore und Durelle.
    Die Straßen waren praktisch leer. Die Beschattungsaktion
    kam ihm vor wie ein quälend langer Wachtraum.
    Ein Verkäufer im Lebensmittelgeschäft wollte es mit Sal
    aufnehmen. Mad Sal griff sich die Heftmaschine und heftete
    ihm die Hände auf den Tresen. Mad Sal betrat ein Pfarrhaus.
    Littel wartete gegenüber beim Münztelefon und rief Helen an.
    Sie hob beim zweiten Läuten ab: »Hallo?«
    »Ich bin’s, Helen.«
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    »Was ist das für ein Krach?«
    »Der Wind. Ich rufe von einem Münzfernsprecher an.«
    »Bist du jetzt im Freien?«
    »Ja. Bist du am Lernen?«
    »Ich lese Schadensersatzrecht und freue mich über die
    Ablenkung. Übrigens: Susan hat angerufen.«
    »Oh je. Und?«
    »Und sie sagte, ich sei vol jährig und du seist ungebunden,
    weiß und fünfundvierzig. Sie sagte: ›Ich warte mal ab, wie
    sich das mit euch beiden entwickelt, ehe ich es meiner Mutter
    erzähle.‹ Ward, schaust du heute abend vorbei?«
    Mad Sal kam heraus und rutschte auf den Treppenstufen
    des Pfarrhauses aus. Der Priester half ihm auf die Beine und
    winkte ihm zum Abschied nach.
    Littell zog die Handschuhe aus und blies in die Hände.
    »Bei mir wird’s spät. Ich muß mir noch eine Nachtclub-
    Show ansehen.«
    »Ich verstehe das nicht. Ständig tust du so, als ob dir
    Mr. Hoover über die Schulter schauen würde. Kemper erzählt
    seiner Tochter alles über seine Arbeit.«
    Littell lachte. »Die Freudsche Fehlleistung laß dir mal
    auf der Zunge zergehen.«
    Helen schrie auf. »Großer Gott, du hast recht!«
    Ein schwarzer Junge ging vorbei. Mad Sal rannte ihm
    nach.
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte Littell.
    »Komm noch bei mir vorbei.«
    »Versprochen.«
    Mad Sal blieb dem Burschen auf den Fersen. Wegen der
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    Schneewehen und der Tennisschuhe kam er nur langsam
    vom Fleck.
    Auf den Stufen der Elks Hall drängelten sie sich. Nicht-
    Teamstern war der Eintritt untersagt: Teamsterschläger kon-
    trollierten die Ausweise an der Tür.
    Männer mit Flaschen in Papiertüten und Sixpacks hatten
    sich vor dem Eingang angestellt. Sie hatten das Gewerk-
    schaftsabzeichen an ihre Mäntel geheftet – etwa so groß
    wie eine FBI-Marke.
    Eine neue Gruppe drängte die Treppe hinauf. Littel hielt
    sein FBI-Abzeichen hoch und schob sich in ihre Mitte. Er
    wurde mit hineingedrängt.
    Als Garderobiere fungierte eine Blondine im Tangaslip.
    Die Eingangshal e war gesäumt von unlizensierten Spielauto-
    maten. Jedes Spiel brachte den Hauptgewinn – die Teamster
    scharrten Münzen zusammen und jauchzten.
    Littell steckte seine Abzeichen ein. Er ließ sich mit der
    Menge in eine große Versammlungshalle treiben.
    Vor der Bühne waren Kartentischchen aufgebaut. Auf
    jedem Tisch standen Whiskey-Flaschen, Pappbecher und Eis.
    Stripperinnen verteilten Zigarren. Für ein Trinkgeld durfte
    man sie betatschen.
    Littell setzte sich in die Nähe der Bühne. Ein Rotschopf
    entwand sich grabschenden Händen. Splitternackt – die
    Dollarscheine hatten ihr Höschen gesprengt.
    Die Lichter gingen aus. Spärliches Scheinwerferlicht fiel
    aufs Podest. Littel machte sich einen kleinen Whiskey mit Eis.
    Der Saal bebte. Der Saal zitterte. Das Getrampel brachte
    den Fußboden zum Schwingen.
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    »Mr. Hoffa, Sie sind ein Nichtsnutz und Bösewicht! Wenn
    Sie nicht aufhören, meine sechs Kinder in die Gewerkschaft
    zu locken, sag’ ich’s meinem Daddy und meinem großen
    Bruder Jack! Wenn Sie nicht lieb sind, sag’ ich Daddy, er
    soll Ihre Gewerkschaft kaufen und die bösen Lastwagen-
    fahrer zu Dienern auf unserem Familiensitz in Hyannis
    Port machen!«
    Der Saal tobte. Littell war heiß, schwindelig und be-
    schwingt zumute.
    Lenny verzog den Mund. Lenny zupfte die Kleider zu-
    recht. Lenny WURDE Robert F. Kennedy. Kennedy als
    schwuler Kreuzritter.
    »Mr. Hoffa, geben Sie augenblicklich Ihren harten Ver-
    handlungsstil auf!«
    »Mr. Hoffa, hören Sie auf zu brüllen, sie ruinieren mir
    die Frisur!«
    »Mr. Hoffa, wollen Sie wohl BRAAAAAV sein!«
    Lenny sorgte dafür, daß kein Auge trocken blieb. Lenny
    mischte das Publikum auf.
    »Mr. Hoffa, Sie sind SOOOOO ein Pfundskerl!«
    »Mr. Hoffa, seien Sie nicht so kratzbürstig

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