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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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nur darüber lustig machte,
    wenn man ihm mit Enthüllung drohte.
    Durch die Michigan Avenue wehte Schnee. Littell sah
    sich das eine Foto in seiner Brieftasche an.
    Ein Schnappschuß von Helen. Die Frisur hob ihre Narben
    besonders stark hervor.
    Als er die Narben zum ersten Mal küßte, war sie in Tränen
    ausgebrochen. Kemper nannte sie »das Lastwagen-Mädchen«.
    Er hatte ihr zu Weihnachten ein Bulldoggenmaskottchen
    geschenkt.
    Claire Boyd hatte Susan von ihrer Affäre erzählt. Susans
    Antwort: »Wenn ich über den Schock hinweggekommen bin,
    werde ich Dad gründlich die Meinung sagen.«
    Sie hatte nach wie vor nicht angerufen.
    Littell setzte die Kopfhörer auf. Er hörte, wie die Tür zur
    Schneiderei ins Schloß fiel.
    Unidentifizierter Mann Nr. 1: »Sal, Sal D. Sal, wenn
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    das kein Sauwetter ist? Gäbst du nicht alles dafür, jetzt in
    Havanna zu sein und mit dem Bart um die Wette würfeln
    zu dürfen?«
    »Sal D.«: wahrscheinlich Mario Salvatore D’Onofrio, alias
    »Mad Sal«. Wichtigste Top-Hoodlum-Angaben: Selbständiger
    Buchmacher/Kredithai. Eine Verurteilung wegen Körper-
    verletzung mit Todesfolge 1951. Eingestuft als »Psychopath
    und kriminel er Sadist mit unkontrolliertem psychosexuellem
    Drang, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen«.
    Unidentifizierter Mann Nr. 2: » Che se dice, Salvatore?
    Was gibt’s Neues in der Welt?«
    Sal D.: »Neues? Ich habe beim Spiel der Colts gegen die
    Giants jede Menge Geld verloren und habe bei Sam um
    einen Scheißkredit anstehen müssen.«
    Unidentifizierter Mann Nr. 1: »Hast du immer noch die
    Kirchennummer laufen, Sal? Wo du deine Landsleute nach
    Tahoe und Vegas schleppst?«
    Ein Rauschen störte den Empfang. Littell versetzte dem
    Verstärker einen Schlag und entstaubte das Ansaugloch der
    Lüftung.
    Sal D.: »… und nach Gardena und L. A. Wir schauen
    uns Sinatra und Dino an, und die Casinos stellen uns pri-
    vate Spielzimmer zur Verfügung und geben mir Prozente.
    So Spritztouren eben – Unterhaltung und Glücksspiel und
    Blödsinn. Sag mal, Lou, kennst du Lenny den Juden?«
    Lou/Mann Nr. 1: »Klar, Sands. Lenny Sands.«
    Mann Nr. 2: »Jewboy Lenny. Sam G.s verdammter
    Hofnarr.«
    Nebengeräusche ließen die Stimmen unverständlich werden.
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    Littell schlug auf die Anlage und zupfte ein paar Kabel
    auseinander.
    Sal D.: »… sag ich, ›Lenny, ich brauche jemanden, der
    mitreist. Ich brauche jemanden, der meine Ausflügler in Hoch-
    stimmung kriegt, damit sie mehr Geld verlieren und ich einen
    größeren Anteil kriege.‹ Sagt er: ›Sal, Versprechen mach’ ich
    nicht, aber guck doch mal beim Treffen der North Side Elks
    am 1. Januar rein. Ich gebe einen Unterhaltungsabend für
    die Teamster, und wenn du was damit anfangen kannst –«
    Der Temperaturanzeiger zuckte in den roten Bereich. Lit-
    tell drückte den Aus-Schalter und spürte, wie der Verstärker
    allmählich abkühlte.
    Die D’Onofrio/Sands-Verbindung klang vielversprechend.
    Er schaute sich Sal D.s Akte an. Die Zusammenfassung
    des Agenten wirkte erschreckend.
    D’Onofrio wohnt in einer italienischen Enklave der South
    Side, mitten in einem von Negern bewohnten Sozialwoh-
    nungsviertel. Die meisten seiner Wettkunden und Kredit-
    nehmer leben in der Enklave und D’Onofrio macht seine
    Abkassierrunde zu Fuß, wobei er kaum einen Tag ausläßt.
    D’Onofrio betrachtet sich als einer der Honoratioren seiner
    Gemeinde, und die für organisiertes Verbrechen zuständige
    Sonderkommission der Bezirkspolizei von Cook County
    geht davon aus, daß er die Funktion des »Beschützers«
    übernimmt, indem er Italo-Amerikaner vor kriminellen
    Schwarzen schützt, was, in Verbindung mit seinen äußerst
    brutalen Eintreibungs- und Einschüchterungsmethoden,
    wesentlich dazu beigetragen haben dürfte, daß er derart
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    lange und unumstritten als Buchmacher und Wucherer
    im Geschäft ist. D’Onofrio wird des Mordes in Verbin-
    dung mit Folter an Maurice Theodor Wilkins vom 19. 12.
    57 verdächtigt, einem schwarzen Jugendlichen, dem ein
    Einbruch ins nahegelegene Pfarrhaus angelastet wurde.
    Dem Aktenordner war ein Fahndungsfoto beigeheftet. Mad
    Sal hatte Pockennarben im Gesicht und sah aus wie der
    Glöckner von Notre Dame.
    Littell fuhr zur South Side und suchte D’Onofrios Revier
    ab. Er fand ihn 59. Straße, Ecke Prairie.
    Der Typ ging zu Fuß. Littell stellte den Wagen ab und
    beschattete ihn aus knapp dreißig Metern Entfernung.
    Mad Sal betrat ein Mietshaus und zählte beim

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