Ein amerikanischer Thriller
gestalten, und auf einen Wink von ihm wäre ich
ebenfalls über dich hergefallen.«
Littell lächelte. »Kemper, du führst mich an der Nase
herum. Du benimmst dich wie ein Rechtsanwalt, der einen
Zeugen aufs Glatteis führen will.«
»Ja, und einen sehr provozierenden Zeugen dazu. Ich möch-
te dich mal was fragen. Was, meinst du, hat Pete Bondurant
mit dir im Sinn?«
»Mich umbringen?«
»Vermutlich erst nach deiner Pensionierung. Er hat seinen
eigenen Bruder ermordet, Ward. Und die Eltern haben Selbst-
mord begangen, als sie das rausbekamen. Das gehört zu den
Bondurant-Geschichten, die ich gern zu glauben bereit bin.«
»Mein Gott«, sagte Littell.
Er war überwältigt. Wie anders hätte er reagieren können?
Kemper spießte die Olive in seinem Glas auf. »Und was
die Untersuchungen angeht, die du ohne die Sanktionierung
des FBI begonnen hast – machst du da weiter?«
»Ja. Es sieht so aus, als ob ich einen guten Informanten
in petto hätte, und –«
»Ich will keine Einzelheiten, jedenfalls noch nicht. Ich
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möchte nur sicherstellen, daß du weißt, welches Risiko du
eingehst, sowohl innerhalb des FBI wie außerhalb, und daß
du dich zu keinen Dummheiten hinreißen läßt.«
Littell lächelte – und sah beinahe verwegen aus. »Hoover
würde mich vierteilen. Wenn der Chicagoer Mob rauskriegt,
daß ich auf eigene Rechnung hinter ihm her bin, wird man
mich foltern und umbringen. Kemper, ich glaube, ich weiß,
worauf du hinaus willst.«
»Sag schon.«
»Du spielst mit dem Gedanken, ernsthaft für Robert
Kennedy zu arbeiten. Er imponiert dir, und du schätzt die
Arbeit, die er leistet. Du kehrst die Verhältnisse einfach um,
und Hoover kriegt von dir nur noch ein Minimum an In-
formationen und gezielte Desinformationen geliefert.«
Lyndon Johnson tanzte mit einem Rotschopf an den hin-
teren Nischen vorbei. Er hatte sie bereits zuvor gesehen -Jack
hatte gesagt, er könne sie ihm vorstellen.
»Da hast du recht, nur daß ich lieber für den Senator
arbeiten möchte. Bobby ist eher dein Typ. Er ist ebenso
katholisch wie du, und wie du braucht er den Mob als
Daseinsberechtigung.«
»Und du fütterst Hoover nur noch so weit mit Information,
wie du es für richtig hältst.«
»Genau.«
»Das Doppelspiel läßt dich ungerührt?«
»Du sollst nicht über mich richten, Ward.«
Littell lachte. »Du hast meine Urteile gern. Du bist froh,
daß es außer Mr. Hoover noch einen Menschen gibt, dem
du nichts vormachen kannst. Also laß mich zur Abwechslung
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einmal dich warnen. Nimm du dich vor den Kennedys in
acht.«
Kemper hob sein Glas. »Tu’ ich. Und du, laß dir gesagt
sein, daß Jack verdammt gute Chancen hat, in zwei Jahren
zum Präsidenten gewählt zu werden. Wenn das der Fall ist,
kriegt Bobby freie Hand bei der Bekämpfung des organisier-
ten Verbrechens. Eine Kennedy-Regierung bietet uns beiden
jede Menge Chancen.«
Littell hob sein Glas. »Ein Opportunist wie du kennt
sich da aus.«
» Prost. Kann ich Bobby sagen, daß du deine Erkenntnisse
mit dem Untersuchungsausschuß teilst? Anonym.«
»Ja. Wobei mir gerade klar wird, daß ich vier Tage vor der
Vereidigung des nächsten Präsidenten aufhöre. Wenn dein
lebenslustiger Freund Jack es wird, könntest du vielleicht
einen tüchtigen Juristen mit einschlägigen Erfahrungen auf
dem Gebiet der Verbrechensbekämpfung erwähnen, der eine
passende Stelle sucht.«
Kemper zog einen Umschlag heraus. »Du hast schon immer
schnell geschaltet. Aber du hast, scheint’s, vergessen, daß es
noch einen Menschen gibt, dem wir beide nichts vormachen
können, nämlich Claire.«
»Was grinst du so, Kemper? Lies vor.«
Kemper strich ein aus einem Notizbuch herausgerissenes
Blatt glatt.
»Ich zitiere: ›Dad, du wirst nie darauf kommen, wieso
mich Helen um ein Uhr früh angerufen hat. Zuerst mußt
du dich setzen. Helen hat ein Rendezvous mit Onkel Ward
gehabt (geboren am 8. März 1913, Helen ist geboren am
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29. Oktober 1937) und in ihrem Zimmer mit ihm rumge-
knutscht. Wenn Susan davon erfährt! Helen hat stets eine
Schwäche für ältere Männer gehabt, aber das hier ist so, als
fiele Schneewittchen über Walt Disney her! Und ich habe
immer geglaubt, sie sei in dich verknallt.‹ Zitatende.«
Littell stand auf und wurde rot. »Ich treffe sie nachher
in meinem Hotel. Ich habe ihr gesagt, daß Männer es zu
schätzen wissen, wenn Frauen ihretwegen eine Reise auf sich
nehmen. Bis jetzt ist immer
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