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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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gestalten, und auf einen Wink von ihm wäre ich
    ebenfalls über dich hergefallen.«
    Littell lächelte. »Kemper, du führst mich an der Nase
    herum. Du benimmst dich wie ein Rechtsanwalt, der einen
    Zeugen aufs Glatteis führen will.«
    »Ja, und einen sehr provozierenden Zeugen dazu. Ich möch-
    te dich mal was fragen. Was, meinst du, hat Pete Bondurant
    mit dir im Sinn?«
    »Mich umbringen?«
    »Vermutlich erst nach deiner Pensionierung. Er hat seinen
    eigenen Bruder ermordet, Ward. Und die Eltern haben Selbst-
    mord begangen, als sie das rausbekamen. Das gehört zu den
    Bondurant-Geschichten, die ich gern zu glauben bereit bin.«
    »Mein Gott«, sagte Littell.
    Er war überwältigt. Wie anders hätte er reagieren können?
    Kemper spießte die Olive in seinem Glas auf. »Und was
    die Untersuchungen angeht, die du ohne die Sanktionierung
    des FBI begonnen hast – machst du da weiter?«
    »Ja. Es sieht so aus, als ob ich einen guten Informanten
    in petto hätte, und –«
    »Ich will keine Einzelheiten, jedenfalls noch nicht. Ich
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    möchte nur sicherstellen, daß du weißt, welches Risiko du
    eingehst, sowohl innerhalb des FBI wie außerhalb, und daß
    du dich zu keinen Dummheiten hinreißen läßt.«
    Littell lächelte – und sah beinahe verwegen aus. »Hoover
    würde mich vierteilen. Wenn der Chicagoer Mob rauskriegt,
    daß ich auf eigene Rechnung hinter ihm her bin, wird man
    mich foltern und umbringen. Kemper, ich glaube, ich weiß,
    worauf du hinaus willst.«
    »Sag schon.«
    »Du spielst mit dem Gedanken, ernsthaft für Robert
    Kennedy zu arbeiten. Er imponiert dir, und du schätzt die
    Arbeit, die er leistet. Du kehrst die Verhältnisse einfach um,
    und Hoover kriegt von dir nur noch ein Minimum an In-
    formationen und gezielte Desinformationen geliefert.«
    Lyndon Johnson tanzte mit einem Rotschopf an den hin-
    teren Nischen vorbei. Er hatte sie bereits zuvor gesehen -Jack
    hatte gesagt, er könne sie ihm vorstellen.
    »Da hast du recht, nur daß ich lieber für den Senator
    arbeiten möchte. Bobby ist eher dein Typ. Er ist ebenso
    katholisch wie du, und wie du braucht er den Mob als
    Daseinsberechtigung.«
    »Und du fütterst Hoover nur noch so weit mit Information,
    wie du es für richtig hältst.«
    »Genau.«
    »Das Doppelspiel läßt dich ungerührt?«
    »Du sollst nicht über mich richten, Ward.«
    Littell lachte. »Du hast meine Urteile gern. Du bist froh,
    daß es außer Mr. Hoover noch einen Menschen gibt, dem
    du nichts vormachen kannst. Also laß mich zur Abwechslung
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    einmal dich warnen. Nimm du dich vor den Kennedys in
    acht.«
    Kemper hob sein Glas. »Tu’ ich. Und du, laß dir gesagt
    sein, daß Jack verdammt gute Chancen hat, in zwei Jahren
    zum Präsidenten gewählt zu werden. Wenn das der Fall ist,
    kriegt Bobby freie Hand bei der Bekämpfung des organisier-
    ten Verbrechens. Eine Kennedy-Regierung bietet uns beiden
    jede Menge Chancen.«
    Littell hob sein Glas. »Ein Opportunist wie du kennt
    sich da aus.«
    » Prost. Kann ich Bobby sagen, daß du deine Erkenntnisse
    mit dem Untersuchungsausschuß teilst? Anonym.«
    »Ja. Wobei mir gerade klar wird, daß ich vier Tage vor der
    Vereidigung des nächsten Präsidenten aufhöre. Wenn dein
    lebenslustiger Freund Jack es wird, könntest du vielleicht
    einen tüchtigen Juristen mit einschlägigen Erfahrungen auf
    dem Gebiet der Verbrechensbekämpfung erwähnen, der eine
    passende Stelle sucht.«
    Kemper zog einen Umschlag heraus. »Du hast schon immer
    schnell geschaltet. Aber du hast, scheint’s, vergessen, daß es
    noch einen Menschen gibt, dem wir beide nichts vormachen
    können, nämlich Claire.«
    »Was grinst du so, Kemper? Lies vor.«
    Kemper strich ein aus einem Notizbuch herausgerissenes
    Blatt glatt.
    »Ich zitiere: ›Dad, du wirst nie darauf kommen, wieso
    mich Helen um ein Uhr früh angerufen hat. Zuerst mußt
    du dich setzen. Helen hat ein Rendezvous mit Onkel Ward
    gehabt (geboren am 8. März 1913, Helen ist geboren am
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    29. Oktober 1937) und in ihrem Zimmer mit ihm rumge-
    knutscht. Wenn Susan davon erfährt! Helen hat stets eine
    Schwäche für ältere Männer gehabt, aber das hier ist so, als
    fiele Schneewittchen über Walt Disney her! Und ich habe
    immer geglaubt, sie sei in dich verknallt.‹ Zitatende.«
    Littell stand auf und wurde rot. »Ich treffe sie nachher
    in meinem Hotel. Ich habe ihr gesagt, daß Männer es zu
    schätzen wissen, wenn Frauen ihretwegen eine Reise auf sich
    nehmen. Bis jetzt ist immer

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