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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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– ich krieg
    sonst eine Laufmasche!«
    »Mr. Hoffa, Ihre Teamster sind einfach ZUUUUU sexy!
    Sie verdrehen mir und dem McClellan-Ausschuß VÖLLIG
    den Kopf!«
    Lenny blieb am Ball. Etwa nach drei Drinks fiel Littell
    etwas auf: Er machte sich nie über John Kennedy lustig.
    Kemper nannte das die Bobby-Jack-Dichotomie: Wer für
    den einen war, war gegen den anderen.
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    Drei andere Männer setzten sich zu ihm an den Tisch.
    Fremde schlugen ihm auf den Rücken.
    Lenny Sands trat auf, wirbelte die Mikrofonschnur à la
    Sinatra durch die Luft. Lenny kopierte Sinatra – bis hin zu
    Schmachtlocke und Stimme:
    »Flieg mich zum Mond, mein Teamstervertrag lohnt!
    Den Bossen tritt in den Hintern, denn mein Teamster-
    vertrag lohnt! Mit anderen Worten: ein Teamster ist ein
    King! «
    Das Publikum jubelte und johlte. Ein Mann schnappte
    sich eine Stripperin und zwang sie zu ein paar obszönen
    Tanzschritten.
    Lenny Sands verbeugte sich: »Danke, danke, danke! Und
    ab geht die Post, Männer der Northern-Illinois-Abteilung
    der International Brotherhood of Teamsters!«
    Die Menge applaudierte. Eine Stripperin brachte neues
    Eis vorbei – Littell bekam eine Brust ins Gesicht.
    »Heiß hier oben«, sagte Lenny.
    Die Stripperin hüpfte auf die Bühne und steckte ihm Eis-
    würfel in den Hosenbund. Das Publikum tobte: Der Mann
    neben Littell quietschte und spuckte Bourbon.
    Lenny zog eine begeisterte Miene. Lenny schüttelte das
    Hosenbein, bis die Eiswürfel herausfielen.
    Die Menge pfiff und schrie und hämmerte auf die Tische
    – Die Stripperin verschwand hinter einem Vorhang. Lenny
    verfiel in den Bostoner Akzent – Bobby Kennedys Stimme
    zu einem Sopran geschraubt.
    »Also wirklich, Mr. Hoffa! Sie hören auf, sich mit den bösen
    Gangstern und schlimmen Lastwagenfahrern rumzutreiben
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    und verpfeifen alle Ihre Freunde, oder ich sag’s meinem
    Daddy!«
    »Mr. Hoffa, hören Sie endlich auf, mich mit Fakten zu
    verwirren.«
    »Mr. Hoffa, hören Sie endlich auf, mir zuzusetzen, sonst
    verrate ich Ihrer Frau nicht das Geheimnis meiner Frisur!«
    Die Elks Hall kochte. Aus geöffneten Fenstern drang
    kalte Luft herein. Die Eiswürfel waren ausgegangen – die
    Stripperinnen füllten die Schüsseln mit Schnee.
    Zwischen den Tischen spazierten Gangster herum. Littell
    erkannte Gesichter nach den Fotos aus der Akte.
    Sam »Mo«/»Momo«/»Mooney« Giancana. Icepick Tony
    Iannone, der zweite Mann der Chicagoer Unterwelt. Donkey
    Dan Versace, Fat Bob Paolucci und Mad Sal D’Onofrio
    höchstselbst.
    Lenny setzte zum Finale an. Die Stripperinnen tanzten
    auf die Bühne und verbeugten sich.
    »Flieg mich zu den Sternen, mit dickem Gewerkschaftslohn!
    Jimmy Hoffa ist unser Tiger – Bobby eine kümmerliche Ratte!
    Mit anderen Worten: Ein Teamster ist immer ein King! ! «
    Beifall, Jubelgeschrei, Juchzer, Pfeifen, Brüllen – Littell
    rannte zum Hinterausgang hinaus und atmete tief durch.
    Der Schweiß gefror ihm auf der Haut; ihm zitterten die
    Beine, der Scotch kam ihm nicht hoch.
    Er warf einen Blick zur Tür hinein. Eine Polonaise wand
    sich durch den Saal – Stripperinnen und Teamster hatten
    einander um die Hüften gefaßt. Mad Sal schloß sich ihnen
    an – seine durchnäßten Tennisschuhe hinterließen überall
    schneefeuchte Abdrücke.
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    Littell hatte sich beruhigt und spazierte zum Parkplatz
    zurück.
    Lenny Sands ruhte sich neben seinem Wagen aus und
    formte kleine Schneebälle.
    Mad Sal ging auf ihn zu und umarmte ihn. Lenny verzog
    das Gesicht und machte sich los.
    Littel ging hinter einer Limousine in Deckung. Der Wind
    trug ihm ihre Stimmen zu.
    »Lenny, wie soll ich sagen? Du warst umwerfend.«
    »Geschlossene Gesellschaften sind leicht zu handhaben,
    Sal. Du mußt nur wissen, auf welche Knöpfe du zu drü-
    cken hast.«
    »Ein Publikum, Lenny, ist ein Publikum. Die Teamster
    sind Arbeiter, genau wie meine Spieler. Laß die Politik weg
    und mach was Italienisches. Ich garantier’ dir, verdammt
    noch mal, jedesmal, wenn du die Italo-Nummer abziehst,
    hast du einen Saal voller Hyänen in der Hand.«
    »Ich weiß nicht recht, Sal. Ich hab’ vielleicht ein Angebot
    aus Vegas.«
    »Scheiße, ich bitte dich darum, Lenny. Und meine Itali-
    ener sind als die wildesten Spielhöllenverlierer diesseits vom
    Irrenhaus bekannt. Das geht eins, zwei, drei, Lenny. Je mehr
    die verlieren, desto mehr verdienen wir.«
    »Ich weiß nicht recht, Sal. Vielleicht kann ich als Vor-
    nummer von Tony Bennett im Dunes

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