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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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nicht von der Stelle.
    Littell warf sein Glas aufs Sofa. »Ich weiß, daß du einen
    Vertrag mit Sal D’Onofrio abgeschlossen hast.«
    Keine Antwort.
    »Ich weiß, daß du seine Touren begleiten sollst.«
    Keine Antwort.
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    »Sal ist ein Wucherer. Ist er in der Lage, Kunden an die
    Pensionskasse weiterzuleiten?«
    Keine Antwort.
    »Los, raus mit der Sprache«, sagte Littell. »Ich geh’ nicht
    von hier weg, ehe ich mein Ziel nicht erreicht habe.«
    Lenny wischte sich das Blut von den Händen. »Ich weiß
    es nicht. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Als Kredithai ist
    Sal nur ein kleiner Fisch.«
    »Und was ist mit Jack Ruby? Der manchmal in Dallas
    als Kredithai tätig ist?«
    »Jack ist eine Witzfigur. Kennt viele Leute, ist aber eine
    Witzfigur.«
    Littell dämpfte seine Stimme: »Wissen die Jungs in Chi-
    cago, daß du homosexuell bist?«
    Lenny erstickte einen Schluchzer. »Antworte und leg ein
    Geständnis ab.«
    Lenny schloß die Augen und nickte: »Nein, nein, nein.«
    »Dann beantworte mir folgende Frage: Willst du mein
    Informant sein? «
    Lenny schloß die Augen und nickte: »Ja, ja, ja.«
    »In den Zeitungen heißt es, Iannone war verheiratet.«
    Keine Antwort.
    »Lenny …«
    »Ja. Er ist verheiratet gewesen.«
    »Hat er eine Absteige gehabt?«
    »Bestimmt.«
    Littell knöpfte den Mantel zu: »Vielleicht kann ich dir
    mal einen Gefallen tun, Lenny.«
    Keine Antwort.
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    »Du wirst von mir hören. Du weißt, was ich will, also
    sieh zu, daß du’s kriegst.«
    Lenny ignorierte ihn. Lenny zupfte sich die Scherben
    aus den Händen.
    Er hatte dem toten Iannone einen Schlüsselbund abgenom-
    men. An dem Ding waren vier Schlüssel befestigt, und eine
    Adresse war darauf geprägt: »Schlosserei Di Giorgio, 947
    Hudnut Drive, Evanston.«
    Zwei Autoschlüssel und wahrscheinlich ein Hausschlüssel.
    Der vierte Schlüssel paßte vermutlich in die Tür einer Absteige.
    Littel fuhr nach Evanston. Er hatte unverschämtes Glück.
    Der Schlosser wohnte über dem Laden.
    Der unerwartete FBI-Besuch erschreckte den Mann. Er
    identifizierte die Schlüssel als von ihm hergestel t. Er sagte, er
    habe al e Schlösser von Iannone eingebaut – an zwei Adressen.
    2409 Kenilworth in Oak Park. 84 Wolverton in Evanston.
    Iannone wohnte in Oak Park – das stand in den Zeitun-
    gen. Die Adresse in Evanston war vermutlich die Absteige.
    Der Schlosser erklärte ihm den Weg. Littell fand in we-
    nigen Minuten hin.
    Es handelte sich um eine Garagenwohnung hinter dem
    Gebäude einer Verbindung der Northwestern University. Die
    Umgebung war dunkel und totenstill.
    Der Schlüssel paßte ins Schloß. Littel öffnete die Tür, den
    Revolver in der Hand. Die Wohnung war leer und stickig.
    Er drehte in beiden Zimmern das Licht an. Er durch-
    stöberte jeden Schrank, jede Schublade, jedes Regal und
    jeden Winkel. Er fand Dildos, Peitschen, Hundehalsbänder
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    mit Stacheln, Amylnitrit-Ampul en, zwölf Dosen Gleitcreme,
    ein Säckchen Marihuana, eine Motorradjacke mit Messing-
    knöpfen, eine abgesägte Flinte, neun Rollen Benzedrin, eine
    Nazi-Armbinde, diverse Ölbilder von Männern, die Sodomie
    und Neunundsechzig trieben, sowie einen Schnappschuß,
    der Icepick Tony und einen Collegestudenten Wange an
    Wange zeigte.
    Wie sagte Kemper Boyd – IMMER DEN INFORMAN-
    TEN SCHÜTZEN.
    Littell rief in Celanos Schneiderei an. Ein Mann nahm
    ab. »Ja?« Eindeutig Butch Montrose.
    Littell verstellte die Stimme. »Regt euch nicht wegen der
    Scheißschwuchtel Tony Iannone auf. Fahrt zur Wolverton
    84 in Evanston und guckt selber nach.«
    »He, was zum –«
    Littell legte auf. Den Schnappschuß nagelte er unüber-
    sehbar an die Wand.
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    (Los Angeles, 11. 1. 59)
    Hush-Hush stand kurz vor Redaktionsschluß. Die Mitarbeiter
    hielten sich mit Benzedrin im Kaffee in Form.
    Ein paar »Künstler« gestalteten das Titelblatt: »Paul Robe-
    son – Rubinroter Rückfal täter.« Ein »Korrespondent« tippte:
    »Frauenprügler Spade Cooley – probt der Country-Musiker
    die Ohrfeigenpolka im eigenen Haus?« Ein »Redakteur« blät-
    terte in Pamphleten, versuchte, gesundheitliche Daten über
    Neger mit Krebs in Verbindung zu bringen.
    Pete sah zu.
    Pete langweilte sich.
    Er mußte an MIAMI denken. Hush-Hush war wie ein
    Riesenkaktus im Arsch.
    Sol Maltzman war tot. Gail Hendee seit Ewigkeiten weg.
    Die neuen Hush-Hush -Mitarbeiter waren durch die Bank
    Clowns. Howard Hughes war darauf versessen, einen neuen
    Skandalaufreißer zu finden.
    Jeder,

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