Ein amerikanischer Thriller
ver-
drehte er die Augen. »Da kommt Ihr Boss. Nehmen Sie
einem alten Mann das offene Wort nicht übel, aber ist er
nicht ein Ekelpaket?«
»Auf seine Art, ein bißchen.«
»Jetzt werfen Sie mit Euphemismen nur so um sich. Wis-
sen Sie, Joe und ich haben mal gegrunzt vor Lachen, wie
wir vor dreißig Jahren Howard Hughes bei einem Handel
gestopft haben. Bobby empörte sich über das Wort ›Stopfen‹,
weil die Kinder im Nebenzimmer waren. Sie konnten uns
nicht mal hören, aber –«
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Bobby winkte ihm zu. Kemper nickte zurück.
»Entschuldigen Sie mich, Mr. Schiffrin.«
»Ab mit Ihnen. Ihr Boss ruft. Joe hat neun Kinder zustan-
degebracht. Da kann ein Kotzbrocken das Gesamtergebnis
nicht beeinträchtigen.«
Kemper ging hinüber. Bobby dirigierte ihn direkt in die
Garderobe. Nerzmäntel und Abendcapes umgaben sie.
»Jack hat gesagt, daß Sie mich sprechen wollten?«
»Richtig. Sie sollen für mich über ein paar Beweismateri-
alien Akten anlegen und die Arbeit des Komitees schriftlich
zusammenfassen, damit wir in der Lage sind, den Grand
Jurys, die unsere Arbeit fortführen, einen Standardbericht zu
schicken. Ich weiß, daß Sie Papierkram nicht mögen, aber
das ist von eminenter Wichtigkeit.«
»Ich mach mich morgen früh an die Arbeit.«
»Gut.«
Kemper hüstelte. »Bob, da ist etwas, das ich mit Ihnen
besprechen möchte.«
»Das wäre?«
»Ich habe einen guten Freund. Er ist Agent beim Chi-
cagoer FBI-Büro. Ich kann Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt
den Namen nicht nennen, aber es handelt sich um einen
fähigen und tüchtigen Mann.«
Bobby wischte sich Schnee vom Mantel. »Kemper, Sie
versuchen, mir was unterzujubeln. Ich weiß, daß Sie gewohnt
sind, Leute herumzukriegen, möchte Sie aber bitten, zur
Sache zu kommen.«
»Sache ist, daß er gegen seinen Willen aus dem Top-
Hoodlum-Programm versetzt wurde. Er haßt Mr. Hoover
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und Mr. Hoovers Behauptung, die Mafia gebe es nicht, und
möchte Ihnen durch mich diesbezüglich nachrichtendienst-
liche Erkenntnisse übermitteln. Er kennt das Risiko und
ist bereit, sich darauf einzulassen. Immerhin war er mal
Jesuitenschüler.«
Bobby hängte den Mantel auf. »Kann man ihm trauen?«
»Unbedingt.«
»Legen wir uns damit kein Kuckucksei von Hoover ins
Nest?«
Kemper lachte. »Wohl kaum.«
Bobby sah ihn an. Bobby blickte ihm drohend in die
Augen, wie einem Zeugen.
»Na schön. Aber sagen Sie dem Mann, daß er keine ille-
galen Schritte unternehmen soll. Ich will nicht, daß ein frei
glottierender Eiferer sich in irgendwelche Abhörmaßnahmen
und Gott weiß was hineinsteigert, nur weil er meint, ich
würde ihm den Rücken freihalten.«
»Ich werd’s ausrichten. Nun, woran sind Sie –?«
»Sagen Sie ihm, daß ich an der möglichen Existenz ge-
heimer Pensionskassenbücher interessiert bin. Sagen Sie ihm,
daß wahrscheinlich Chicagoer Gangster sie führen. Davon
soll er ausgehen und zusehen, ob er dabei an weitere nach-
richtendienstliche Erkenntnisse über Hoffa herankommt.«
Gäste gingen durch die Garderobe. Eine Frau schleifte
ihren Nerzmantel hinter sich her. Dean Acheson war beinahe
darüber gestolpert.
Bobby zuckte zusammen. Kemper beobachtete, wie sich
sein Blick trübte.
»Was ist?«
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»Nichts.«
»Kann ich sonst noch was für Sie –?«
»Nein, nichts. Nun, wenn Sie mich entschuldigen –«
Kemper lächelte und kehrte zur Party zurück. Der große
Saal war voll von Leuten, man konnte sich nur mühsam
hindurchschlängeln.
Immer wieder schauten die Leute zu der Frau mit dem
Nerz hinüber. Sie ließ den Mantel vom Butler streicheln. Sie
bestand darauf, daß Leonard Bernstein ihn anprobierte. Sie
schlängelte sich im Mambo-Schritt durch die Menge und
stibitzte Joe Kennedys Drink.
Joe überreichte ihr ein kleines, in Geschenkpapier gepacktes
Schächtelchen. Die Frau steckte es in die Handtasche. Drei
Kennedy-Schwestern zogen sich beleidigt zurück.
Peter Lawford begaffte die Frau. Benett Cerf glitt vorbei
und blinzelte ihr verstohlen in den Ausschnitt. Vladimir
Horowitz winkte sie zum Klavier.
Kemper nahm einen Privataufzug in die Lobby. Er ging zu
einem der Gästetelefone, zeigte der Telefonistin die Dienst-
marke und verlangte eine Direktverbindung nach Chicago.
Sie stellte die Verbindung her. Helen nahm beim zweiten
Klingeln ab.
»Hallo?«
»Ich bin’s, Süße. Dein Ex-Schwarm.«
»Kemper! Wie bist du denn auf einen so klebrigen Süd-
staatenakzent
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