Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Reihen-
    folge durch. Die Taschenlampe zwischen die Zähne geklemmt,
    knipste er ein Bild pro Seite. Bei »M« hatte er 32 Bilder
    verschossen.
    Die Beine taten ihm weh von der Hockstellung. Ständig
    fiel ihm die Taschenlampe aus dem Mund.
    Er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloß drehte. Er hörte,
    wie die Tür aufsprang. NEUNZIG MINUTEN VOR DER
    ZEIT – Littell drückte sich an die Wand neben der Tür. Er
    ging in Gedanken jeden Karatehieb durch, den ihm Kemper
    beigebracht hatte.
    Lenny Sands betrat das Zimmer. Littell packte ihn von
    194
    hinten und hielt ihm den Mund zu. Daran denken: »Den
    Daumen auf die Halsschlagader des Verdächtigen pressen
    und ihn auf den Rücken werfen.«
    Kemper wäre zufrieden gewesen. Lenny ging widerstandslos
    zu Boden. Littell nahm die Hand von seinem Mund und
    trat die Tür zu.
    Lenny gab keinen Laut von sich. Der Teppich hatte sich
    aufgebauscht und lag über seinem Gesicht.
    Littell lockerte die Umklammerung. Lenny hustete und
    schnappte nach Luft.
    Littell kniete sich neben ihn. Littell zog den Revolver
    und entsicherte ihn.
    »Ich bin vom FBI Chicago. Ich weiß, daß du Tony Ianno-
    ne umgebracht hast, und wenn du nicht kooperierst, liefere
    ich dich an Giancana und an die Polizei von Chicago aus.
    Du brauchst nicht deine Freunde zu bespitzeln. Ich will was
    über die Pensionskasse der Teamster erfahren.«
    Lenny schnappte keuchend nach Luft. Littell stand auf
    und knipste das Licht an – das Zimmer erstrahlte.
    Neben dem Sofa stand ein Tablett mit Getränken. Scotch,
    Bourbon und Brandy in Kristallkaraffen.
    Lenny zog die Knie an und umklammerte sie mit beiden
    Armen. Littell steckte die Waffe in den Hosenbund und
    holte eine Zellophantüte hervor.
    Sie enthielt zwei blutverkrustete Messer.
    Er zeigte sie Lenny. »Ich habe sie auf Fingerabdrücke
    untersucht«, sagte er, »und vier Abdrücke stimmen mit dei-
    nen überein.«
    Das war ein Bluff. Er hatte nur Schmierspuren gefunden.
    195
    »Du hast keine Wahl, Lenny. Du weißt, was Sam mit
    dir machen würde.«
    Lenny schwitzte. Littell schenkte ihm einen Drink ein
    – schon der Schnapsgeruch ließ ihm das Wasser im Mund
    zusammenlaufen.
    Lenny führte das Glas mit beiden Händen zum Mund.
    Seine Toughguy-Stimme kam nicht ganz.
    »Von der Pensionskasse hab’ ich keinen Schimmer. Ich
    weiß nur, daß Kerle mit den richtigen Beziehungen und eine
    bestimmte Sorte von Geschäftsleuten hochverzinsliche Darle-
    hen beantragen und dann irgendwie weitergereicht werden.«
    »An Sam Giancana?«
    »Das sagt man.«
    »Erklär mir das genauer.«
    »Angeblich soll sich Giancana wegen aller größeren Dar-
    lehen mit Jimmy Hoffa in Verbindung setzen. Über Zustim-
    mung oder Ablehnung entscheiden sie gemeinsam.«
    »Gibt es geheime Bücher der Pensionskasse? So was wie
    kodierte Bücher, in denen versteckte Kapitalien verbucht sind?«
    »Keine Ahnung.«
    Wie sagte Kemper Boyd – DEN INFORMANTEN
    EINSCHÜCHTERN.
    Lenny stemmte sich in einen Stuhl hoch. Lenny mit dem
    Doppelleben wußte, daß sich harte Jungs nicht auf dem
    Fußboden winden.
    Littell schenkte sich einen doppelten Scotch ein. »Fühlen
    Sie sich ganz zu Hause«, sagte Lenny, der Nachtclubstar.
    Littell steckte die Messer in die Tasche. »Ich hab’ dein
    Adreßbuch überprüft und festgestel t, daß die Adressen nicht
    196
    mit den Adressen in den Akten vom Top-Hoodlum-Programm
    übereinstimmen.«
    »Welche Adressen?«
    »Die Adressen der Chicagoer Gangster.«
    »Ach so, die Adressen.«
    »Was stimmt da nicht?«
    »Das sind die Bumsabsteigen«, sagte Lenny. »Die Absteigen,
    wo die Kerle ihre Frauen betrügen. Ich hab’ die Schlüssel
    zu einigen, weil ich dort die Einnahmen aus dem Jukebox-
    Geschäft abgebe. Ich war ja gerade dabei, die Gelder in der
    Scheißschwulenbar zu kassieren, als die Scheißschwuchtel
    Iannone auf mich losging.«
    Littel kippte den Drink. »Ich hab’ gesehen, wie du Iannone
    getötet hast. Ich weiß , wieso du in ›Perry’s Little Log Cabin‹
    warst und warum du Stammgast bei ›Hernando’s Hideaway‹
    bist. Ich weiß , daß du zwei Leben und zwei Arten zu reden
    hast und zwei Versionen von Gott weiß was. Ich weiß , daß
    Iannone auf dich losging, weil er nicht wollte, daß du weißt,
    daß das auch auf ihn zutraf.«
    Lenny ZERDRÜCKTE sein Glas zwischen den Händen.
    Kristall splitterte in Stücke.
    Whiskey ergoß sich zu Boden. Wurde zum Blut-Whiskey-
    Mix. Lenny gab keinen Laut von sich, verzog keine Miene
    und rührte sich

Weitere Kostenlose Bücher