Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
verfallen!«
    »Verdeckte Ermittlungen.«
    »So? Die juristische Fakultät hat mich angenommen, und
    ich bin auf Wohnungssuche und habe meine liebe Mühe!«
    190
    »Die hat man mit allem, was gut ist. Frag deinen gesetzten
    Herrn, er wird’s dir bestätigen.«
    Helen flüsterte. »Ward ist in letzter Zeit so launisch und
    geheimnisvoll. Könntest du nicht versuchen –?«
    Littell nahm den Hörer ab. »Hi, Kemper.«
    Helen schickte ihm ein paar Küsse durch den Hörer.
    »Guten Tag, alter Junge«, sagte Kemper.
    »Ich bin nicht gern so direkt, aber hast du –?«
    »Hab’ ich.«
    »Und?«
    »Und Bobby hat zugesagt. Er möchte, daß du heimlich
    für uns arbeitest und daß du Roland Kirpaskis Hinweis
    nachgehst und rauszukriegen versuchst, ob es tatsächlich
    geheime Pensionskassenbücher gibt, in denen die Gangster-
    milliarden versteckt sind.«
    »Gut. Das … freut mich sehr.«
    Kemper dämpfte die Stimme. »Bobby hat noch einmal
    wiederholt, was ich dir gesagt habe. Geh keine unnötigen
    Risiken ein. Denk dran. In puncto Legalität ist Bobby pin-
    geliger als ich, also denk dran, und nimm dich in acht, und
    denk auch dran, vor wem du auf der Hut sein mußt.«
    »Ich passe auf«, sagte Littell. »Ich glaube, ich hab einen
    Gangster bei einem Mord erwischt, und vielleicht wird der
    mein Informant.«
    Die Frau mit dem Nerz ging durch die Lobby. Ein Trupp
    Pagen schwärmte aus, um ihr die Tür aufzuhalten.
    »Ward, ich muß gehen.«
    »Vergelt’s dir Gott, Kemper. Und sag Mr. Kennedy, daß
    ich ihn nicht enttäuschen werde.«
    191
    Kemper legte auf und ging nach draußen. Ein scharfer
    Wind blies durch die 76. Straße und warf die am Straßen-
    rand aufgestellten Mülltonnen um.
    Die Frau im Nerz stand unter dem Hotelvordach. Sie
    packte Joe Kennedys Geschenk aus.
    Kemper stand nur wenige Meter von ihr entfernt. Das
    Geschenk war eine Diamantbrosche, die in ein Bündel Tau-
    senddollarnoten eingewickelt war.
    Ein Säufer stolperte vorbei. Die Frau im Nerz gab ihm
    die Brosche. Der Wind blätterte das Geldbündel auf, min-
    destens fünfzig Riesen.
    Der Trunkenbold kicherte und schaute sich die Brosche
    an. Kemper lachte laut auf.
    Ein Taxi fuhr vor. Die Frau im Nerz beugte sich hinein
    und sagte: »881 Fifth Avenue.«
    Kemper öffnete ihr die Tür.
    »Sind die Kennedys nicht vulgär?« sagte die Frau.
    Ihre Augen waren umwerfend grün.
    192
    15

    (Chicago, 6. 1. 59)
    Eine feine Drehung, und das Schloß ging auf. Littell zog
    den Dietrich heraus und die Tür hinter sich zu.
    Die Fenster wurden von den Scheinwerfern vorbeifah-
    render Wagen erhellt. Das Vorderzimmer war klein und mit
    Antiquitäten und Art Déco-Schnickschnack möbliert.
    Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Von
    draußen kam ausreichend Licht herein – er mußte nicht das
    Risiko eingehen, die Lampen anzudrehen.
    Die Wohnung von Lenny Sands war ordentlich aufgeräumt
    und winterlich stickig.
    Der Mord an Icepick Tony war fünf Tage her und
    ungelöst. Fernsehen und Presse verschwiegen: daß Ian-
    none vor einer Schwulenkneipe zu Tode gekommen war.
    Court Meade zufolge hatte Giancana dafür gesorgt: Er
    wollte nicht, daß Tony als Schwuchtel beschimpft wur-
    de, und weigerte sich selber, dies zu glauben. Meade
    hatte beängstigende Abhörmitschnitte zitiert: »Sam hat
    Kundschafter ausgeschickt, um stadtbekannten warmen
    Brüdern auf den Zahn zu fühlen«; »Mo sagt, Tonys Killer
    wird kastriert.«
    Giancana wollte nicht an eine offensichtliche Tatsache
    glauben. Giancana meinte, Tony habe sich versehentlich in
    »Perry’s Little Log Cabin« verirrt.
    Littell holte Taschenlampe und Minox heraus. Seit
    193
    neuestem pflegte Lenny, bis Mitternacht Spielautomaten zu
    leeren. Es war 21 Uhr 20 – er hatte ausreichend Zeit.
    Lennys Adreßbuch lag unter dem Wohnzimmertelefon.
    Littell blätterte es durch und bemerkte einige auffällige
    Namen.
    Der vielseitige Lenny kannte Rock Hudson und Carlos
    Marcello. Der Hollywood-Insider Lenny kannte Gail Russel
    und Johnnie Ray.
    Der Gangster Lenny kannte Giancana, Butch Montrose
    und Rocco Malvaso.
    Nur eines war seltsam: Die Adressen und Telefonnummern
    der Gangster stimmten nicht mit denen auf den THP-Listen
    überein.
    Littell blätterte weiter. Er stieß auf eigenartige Namen.
    Senator John Kennedy, Hyannis Port, Mass.; Spike Knode,
    114 Gardenia, Mobile, Alabama; Laura Hughes, 881 5th Ave.,
    New York City, Paul Bogaards, 1489 Fountain, Milwaukee.
    Er fotografierte das Adreßbuch in alphabetischer

Weitere Kostenlose Bücher