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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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den er ansprach, sagte NEIN. Jeder wußte, daß die
    Ausgabe mit der Kennedy-Sudelei von der Polizei von L. A.
    konfisziert worden war. Hush-Hush war die Leprakolonie
    des Skandaljournalismus.
    Hughes STAND auf Dreck. Hughes STAND darauf,
    Schweinkram an Mr. Hoover weiterzuleiten. Worauf Hughes
    STAND, das KAUFTE er.
    Der Schweinkram, den Pete aufgetrieben hatte, reichte
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    gerade für eine Ausgabe. Befreundete Bullen hatten ihm
    eine Wochenladung flauer Sauereien verschafft.
    »Spade Cooley, schnapsgetränkter Frauenhasser!« – »Sal
    Mineo bei Marihuana-Razzia geschnappt!« – »Beatnik-Fest-
    nahmen schocken Hermosa Beach!«
    Der reine Bockmist. Alles andere als Miami.
    Miami tat guuuuut. Miami war eine Droge, die Entzugs-
    erscheinungen hervorrief. Er hatte Miami mit einer kleinen
    Gehirnerschütterung verlassen – angesichts der Prügel, die
    er eingesteckt hatte, gar nicht so schlimm.
    Jimmy Hoffa hatte ihn kommen lassen, um Ordnung zu
    schaffen. Er wurde aus dem Gefängnis entlassen und machte
    sich an die Arbeit.
    Der Taxistand brauchte Ordnung – die politischen Zwis-
    tigkeiten brachten das Geschäft zum Erliegen. Die Schläge-
    reien nahmen ein Ende, aber Tiger Kab war nach wie vor
    in heftig zerstrittene Parteien gespalten. Er mußte sich um
    Batista-Fans und Castro-Fans kümmern – linke und rechte
    Schläger, die erst einmal stubenrein werden und die Regeln
    des weißen Mannes lernen mußten.
    Er legte die Regeln fest.
    Keinen Alkohol und keine Plakate oder Flugblätter
    im Dienst. Keine Pistolen oder Messer – Waffen sind
    beim Dienstleiter abzugeben. Keine politischen Verbrü-
    derungen – rivalisierende Fraktionen müssen auf Dis-
    tanz bleiben.
    Ein Batista-Fan versuchte, die Regeln zu verletzen. Pete
    prügelte den Mann halbtot.
    Er legte weitere Regeln fest.
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    Keine Zuhälterei im Dienst – die Nutten bleiben daheim.
    Keine Einbrüche oder Raubüberfälle im Dienst.
    Er machte Chuck Rogers zum neuen Tagesdienstleiter. Er
    fand das einen geschickten politischen Schachzug.
    Rogers war ein CIA-Schläger. Der andere Schichtleiter,
    Fulo Machado, war ebenfalls ein CIA-Mann.
    John Stanton gehörte dem mittleren CIA-Kader an – und
    war seit kurzem Stammgast beim Taxistand. Ein Fingerschnip-
    sen – und die Mordanklage gegen Fulo hatte sich erledigt.
    Stantons Kumpel Guy Banister haßte Ward Littell. Ba-
    nister und Stanton fuhren auf Kemper Boyd ab.
    Jimmy Hoffa war Eigentümer von Tiger Kab. Jimmy Hoffa
    besaß Anteile an zwei Casinos in Havanna.
    Littell und Boyd lasteten ihm zwei Morde an. Davon
    wußten Stanton und Banister wahrscheinlich nichts. Stanton
    hatte ihm den Mund wäßrig gemacht: »Eines Tages könnte
    ich dich um einen Gefallen bitten.«
    Die Dinge paßten gut und innig zusammen. Seine An-
    tennen empfingen lauter Positives.
    Pete klingelte die Empfangsdame an. »Donna, ich brau-
    che eine persönliche Verbindung, Ferngespräch. Ich möchte
    einen Mann namens Kemper Boyd im Büro des McClellan-
    Untersuchungsausschusses in Washington sprechen. Sag der
    Telefonistin, sie soll es im Senatsgebäude versuchen.«
    »Ja, Sir.«
    Pete legte auf und wartete. Der Anruf war ein reines
    Glücksspiel – Boyd trieb sich wahrscheinlich irgendwo herum.
    Die Sprechanlage leuchtete auf. Pete nahm den Hörer ab.
    »Boyd?«
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    »Am Apparat. Und überrascht.«
    »Nun, ich stehe in Ihrer Schuld und wollte mich erkennt-
    lich zeigen.«
    »Laß hören.«
    »Ich bin letzte Woche in Miami gewesen. Ich bin dort zwei
    Männern namens John Stanton und Guy Banister begegnet,
    und die scheinen echt an Ihnen interessiert.«
    »Mr. Stanton und ich haben uns bereits unterhalten. Trotz-
    dem, vielen Dank. Freut mich zu hören, daß sie nach wie
    vor interessiert sind.«
    »Ich habe Ihnen gute Noten gegeben.«
    »Alle Achtung. Kann ich was für dich tun?«
    »Mir einen neuen Skandaljäger für Hush-Hush besorgen.«
    Boyd legte lachend auf.
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    (Miami, 13. 1. 59)
    Der Untersuchungsausschuß hatte ihm ein Zimmer in einem
    Howard Johnson reserviert. Kemper stockte das zu einer
    Zweizimmer-Suite im Fontainebleau auf.
    Die Differenz zahlte er aus eigener Tasche. Er kassier-
    te jetzt drei Gehälter – er konnte sich die Extravaganz
    leisten.
    Bobby hatte ihn nach Miami zurückgeschickt. Er selbst
    hatte die Reise angeregt – und versprochen, mit einigen
    wichtigen Aussagen zu Sun Val ey zurückzukehren. Von dem
    CIA-Angebot hatte er Bobby nichts gesagt.
    Die Reise war ein kleiner Urlaub. Wenn

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