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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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präzise Anweisungen: bis zur Morgen-
    dämmerung auf die Pauke hauen und überall rumerzählen,
    daß ihr nach Rio verschwindet!
    Die Limousinen fuhren los. Spade brachte Pete zum Flug-
    hafen Burbank.
    Er erwischte einen Flug nach Tahoe. Der Pilot setzte
    genau über der Cal Neva Lodge zur Landung an.
    Lenny, zeig was du kannst.
    Das Casino bot Spielautomaten, Würfeltische, Roulette,
    Blackjack, Poker und die dicksten Teppiche der Welt. Die
    Eingangshalle war ein Urwald von Papp-Frank-Sinatras.
    Den Sinatra bei der Tür mußte man gesehen haben –
    jemand hatte Frankie einen Schwanz in den Mund gemalt.
    Die winzige Pappfigur auf dem Tresen mußte man ge-
    sehen haben:
    »Lenny Sands in der Swingeroo Lounge!«
    »Pete! Das ist doch Pete der Franzmann!« Laut und deut-
    lich. Entweder einer von der Firma – oder ein potentieller
    Selbstmörder.
    Pete sah sich um. Er sah, wie ihn Johnny Rosselli aus
    einer Nische bei der Bar zu sich winkte.
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    Er ging hin. In der Nische saßen lauter Stars: Rosselli,
    Sam G., Heshie Ryskind, Carlos Marcello.
    Rossel i zwinkerte ihm zu: »Frenchman Pete, che se dice?«
    »Gut, Johnny. Und du?«
    »Ça va, Pete, ça va. Kennst du die Jungs? Carlos, Mo
    und Heshie?«
    »Nur dem Namen nach.«
    Pete gab ihnen die Hand und blieb stehen – er wußte,
    was sich gehört. Rossel i sagte: »Pete ist Frankokanadier, mag
    aber nicht, daß man’s ihm unter die Nase reibt.«
    »Wir kommen alle irgendwoher«, sagte Giancana.
    »Außer mir«, sagte Marcello. »Ich hab’ keine Scheiß-
    geburtsurkunde. Ich bin entweder in Tunis, Nordafrika,
    oder in Guatemala geboren. Meine Eltern waren sizilianische
    Greenhorns ohne Scheißpässe. Hätte sie fragen müssen, wo
    ich eigentlich auf die Welt gekommen bin, als das noch
    möglich war.«
    »Na«, sagte Ryskind, »ich bin Jude mit Prostata-Problemen.
    Meine Leute kommen aus Rußland. Und das kriegst du in
    der Firma ganz schön zu spüren …«
    »Pete geht Jimmy seit kurzem in Miami zur Hand«, sagte
    Marcello.
    »Am Taxistand, wie ihr wißt.«
    »Und glaub nicht, daß wir das nicht zu schätzen wissen«,
    sagte Rosselli.
    »Kuba muß es noch schlechter gehen, bevor es mit Kuba
    aufwärts geht«, sagte Giancana. »Jetzt hat der Scheiß-Bart
    unsere Kasinos ›verstaatlicht‹. Er hält Santo T. fest und kostet
    uns täglich Hunderttausende von Dollars.«
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    »Als ob Castro jedem anständigen Amerikaner eine Atom-
    bombe in den Arsch geschoben hätte«, sagte Rosselli.
    Sam G. deutete auf einen Spieler, der im Vorbeigehen
    Münzen abzählte.
    »Solches Pack schleppt uns D’Onofrio an. Sie stinken
    die Räume voll und verlieren nie soviel, daß es sich lohnt.
    Vierzig Prozent der Lodge gehören Frank und mir. Das ist
    eine Spitzenanlage, kein Reiseziel für Sonntagsausflügler.«
    Rosselli lachte. »Dein Lenny arbeitet gerade mit Sal
    zusammen.«
    Giancana tat, als lege er auf den Spießer an, und betä-
    tigte einen imaginären Abzug. »Mad Sal D’Onofrio gehört
    mal ordentlich der Kopf gewaschen. Buchmacher, die mehr
    Schulden haben, als sie einnehmen, sind wie Scheißkommu-
    nisten, die ständig bei der Wohlfahrt anstehen.«
    Rossel i nippte an seinem Highbal . »Also, Pete, was führt
    dich hierher?«
    »Ich hab’ ein Einstellungsgespräch mit Lenny Sands zu
    führen. Ich dachte, er könnte einen guten freien Mitarbeiter
    für Hush-Hush abgeben.«
    Sam G. zog ein paar Chips raus. »Da, Franzmann, verlier
    einen Tausender auf meine Kosten. Aber laß mir Lenny in
    Chicago, ja? Ich hab’ ihn ganz gern in der Nähe.«
    Pete lächelte. Die »Jungs« lächelten. Kapiert? Du hast
    gekriegt, was du ihnen wert bist.
    Pete ging. Er erwischte noch die Nachzügler – ärmliche
    Spieler auf dem Weg in die Billig-Lounge.
    Er folgte ihnen. Der Raum war rappelvoll: jeder Tisch
    besetzt, Zuspätkommende drängten sich an den Wänden.
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    Lenny Sands war auf der Bühne, von einem Piano und
    einem Schlagzeug begleitet.
    Der Pianospieler klimperte einen Blues. Lenny stupste
    ihn mit dem Mikro an den Kopf.
    »Lew, Lew, Lew. Sind wir denn Maulesel? Wie, was spielst
    du? ›Reich mir die Wassermelone, Mama‹?«
    Das Publikum kicherte. »Spiel was von Frankie«, sagte
    Lenny.
    Piano-Lew legte ein Vorspiel hin. Lenny sang, halb Sinatra,
    halb schwuler Falsett.
    »I’ve got you under my skin. Ich hab’ dich tief in mir drin.
    Tief im Hintern drin. Die Hämorrhoiden zucken, kriegen
    was zu schlucken. Ich hab’ dich – WOW! – tief in mir drin!«
    Die

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