Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Tochter«, sagte er. »Ihre Mutter ist
    Gloria Swanson.«
    218
    Littell schloß die Augen. Das Verhör ergab überhaupt
    keinen –
    »Weiter«, sagte Kemper.
    »Was weiter? Außer mir weiß nur die Familie Bescheid.«
    »Weiter«, sagte Kemper.
    Lenny holte nochmals Luft. Seine Oberlippe war bis zu
    den Nasenlöchern gespalten.
    »Mr. Kennedy unterstützt Laura. Laura liebt ihn und haßt
    ihn. Gloria Swanson haßt Mr. Kennedy, weil er sie um viel
    Geld betrogen hat, als er noch Filmproduzent war. Sie hat
    Laura schon vor Jahren enterbt, und das ist alles, was ich
    weiß, du gottverdammtes Schwein.«
    Littell öffnete die Augen. Lenny hob das Tischchen auf
    und fiel in einen Stuhl.
    Kemper wirbelte den Schlagring um den Finger. »Wo hat
    sie den Namen Hughes her?«
    »Von Howard Hughes. Mr. Kennedy haßt Hughes, also
    hat Laura den Namen angenommen, um ihn zu kränken.«
    Littell schloß die Augen.
    »Stell Mr. Sands eine Frage, Ward.«
    Ein Bild war ihm im Gedächtnis geblieben – Lenny mit
    einem phallusförmigen Kugelschreiber.
    »Ward, mach die Augen auf und stell Mr. Sands eine –«
    Littell machte die Augen auf und nahm die Brille ab.
    Das Zimmer verschwamm angenehm.
    »Ich habe gesehen, wie du dich mit Mad Sal vor der
    Kirche gestritten hast. Was war los?«
    Lenny zog einen Zahn aus dem Gaumen. »Ich wollte
    die Tour absagen.«
    219
    »Wieso?«
    »Weil Sal Gift ist. Weil er Gift ist wie ihr.«
    Er schien sich damit abgefunden zu haben, daß er von
    nun an ein Spitzel war.
    »Aber er hat dich nicht gehen lassen?«
    »Nein. Ich hab’ ihm gesagt, ich würde noch sechs Monate
    weitermachen, wenn er …«
    Kemper ließ den Schlagring kreisen. »Wenn er was?«
    »Wenn er bis dahin noch gottverdammt am Leben ist.«
    Er sprach ganz ruhig. Er sprach wie ein Schauspieler, der
    seine Rolle begriffen hatte.
    »Wieso sollte das nicht der Fall sein?«
    »Weil er ein hoffnungsloser Zocker ist. Weil er Sam G.
    zwölf Riesen schuldet und weil jemand auf ihn angesetzt
    wird, wenn er nicht zahlen kann.«
    Littell setzte die Brille wieder auf. »Ich möchte, daß du
    bei Sal bleibst und sein Schuldenproblem mir überläßt.«
    Lenny wischte den Mund am Kissen ab. Von dem einen
    Schlag mit dem Ring hatte er jetzt eine Hasenscharte.
    »Antworte Mr. Littell«, sagte Kemper.
    »Aber ja, gewiß, Mr. Littell, Sir«, sagte Lenny mit betont
    hoher Stimme.
    Kemper steckte den Schlagring in den Hosenbund. »Daß
    du Laura Hughes ja nichts sagst. Daß du niemandem was
    über unsere Abmachung sagst.«
    Lenny stand auf. Ihm zitterten die Knie. »Nicht im Traum.«
    Kemper zwinkerte ihm zu. »Du hast Mut, Junge. Und
    ich kenne einen Zeitungsmann in Los Angeles, der einen
    Insider wie dich brauchen kann.«
    220
    Lenny hielt die Fetzen seiner Lippe zusammen. Littell
    sandte ein Stoßgebet zum Himmel: »Bitte, lieber Gott, laß
    mich diese eine Nacht traumlos durchschlafen.«
    221
    DOKUMENTENEINSCHUB: 16. 1. 59. Offizielles FBI-
    Telefontranskript. »Aufgenommen auf Anweisung des
    Direktors.« »Vertraulichkeitsstufe 1-A: Nur für den Di-
    rektor bestimmt.« Teilnehmer: Direktor Hoover, Special
    Agent Kemper Boyd.
    JEH: Guten Morgen, Mr. Boyd.
    KB: Guten Morgen, Sir.
    JEH: Wir haben eine ausgezeichnete Verbindung. Sind
    Sie in der Nähe?
    KB: Ich bin in einem Restaurant in der »I« Street.
    JEH: Aha. Die Büros des Untersuchungsausschusses
    sind ganz in der Nähe, was darauf schließen läßt,
    daß Sie fleißig für Kleinen Bruder arbeiten.
    KB: Tue ich, Sir. Zumindest dem Anschein nach.
    JEH: Bitte bringen Sie mich auf den neuesten Stand.
    KB: Ich habe Kleinen Bruder überzeugt, mich nach
    Miami zurückzuschicken. Ich gab ihm zu verstehen,
    daß ich gewisse Zeugenaussagen über Grundstücks-
    schwindel bekommen könnte, und habe tatsächlich
    einige nichtssagende Erklärungen mitgebracht.
    JEH: Fahren Sie fort.
    KB: Der eigentliche Grund meiner Reise nach Florida
    war, Informationen für Sie über die Fälle Gretzler
    und Kirpaski zu beschaffen. Sie werden sich freu-
    en, zu hören, daß sowohl die Polizeibehörden von
    Miami wie die von Lake Weir auf meine Anfrage
    hin mitgeteilt haben, beide Fälle seien bis auf wei-
    teres zu den Akten gelegt. Ich betrachte dies als
    222
    stillschweigendes Eingeständnis, daß beide Mord-
    fälle ungelöst bleiben.
    JEH: Vorzüglich. Und wie sieht es bei den Brüdern aus?
    KB: Das Mandat des Ausschusses zur Untersuchung
    von Gewerkschaftskriminalität läuft in neunzig
    Tagen aus. Zur Zeit werden die

Weitere Kostenlose Bücher