Ein amerikanischer Thriller
Spießer heulten. Lenny verzog den Mund.
»Ich hab’ dich festgebunden am Bett. Gleitcreme am Po
macht sich so nett! Ich geh’ tief in dich rein, du kannst gern
schrein! Jetzt bin ich tief in dir drin!«
Die Clowns kicherten und glucksten. Peter Lawford kam
herein und wollte nach dem Rechten sehen – der Chefarsch-
kriecher von Frank Sinatra.
Der Trommler schlug einen Wirbel. Lenny strich sich
mit dem Mikro über den Hosenschlitz.
»Ihr tol en Kerle von den Chicagoer Columbusrittern, ich
finde euch einfach geil!«
Das Publikum jubelte – »Und ich will, daß ihr wißt, daß
ich all meine Weibergeschichten nur habe, damit niemand
erfährt, daß ich auf EUCH scharf bin, auf euch Männer von
der Filiale 384 der Columbusritter, ihr tollen Manicotti mit
euren Riesen-Braciolas, die ich nur zu gern sautieren und
233
frikassieren und tief, tief in meine entzückenden Tetrazzini
stopfen möchte!«
Lawford war offensichtlich kurz davor zu explodieren. Er
war ohne weiteres bereit, jemanden umzulegen, nur um ein
paar Punkte bei Sinatra zu schinden, das war allgemein
bekannt.
Die Ausflügler tobten. Ein Clown fuchtelte mit der
Columbusritter-Flagge.
»Ich liebe euch, ich liebe euch, ich liebe euch! Ich kann’s
gar nicht erwarten, mir Weiberkleider anzuziehen und euch
alle zu meiner Rat-Pack-Pyjamaparty einzuladen!«
Lawford stürzte auf die Bühne.
Pete stellte ihm das Bein.
Der Arschkriecher machte eine Bauchlandung – und ern-
tete einen gigantischen Lacherfolg.
Frank Sinatra stürzte in den Saal. Die Ausflügler gerieten
völlig aus dem Häuschen.
Sam G. hielt ihn auf. Sam G. flüsterte ihm etwas zu,
freundlich, sanft und ENTSCHIEDEN.
Pete verstand, worum es ging.
Lenny gehört zur Firma. Lenny gehört nicht zu denen,
die man zu seinem Privatvergnügen zusammenschlägt.
Sam lächelte. Sam machte Lennys Nummer Spaß.
Sinatra machte kehrt. Er war von Verehrern umgeben.
Lenny ließ seine Stimme ganz hoooooch hinaufgleiten.
»Frankie, komm zurück! Peter, du schnuckeliges Volltrottel-
chen, steh doch auf!«
Lenny Sands war ein Spitzen-Giftzwerg.
234
Er hatte dem Chefcroupier beim Blackjack eine Nachricht
für Lenny Sands übergeben. Lenny erschien auf die Minute
pünktlich im Coffee Shop.
»Danke, daß Sie gekommen sind«, sagte Pete.
Lenny setzte sich. »Sie erwähnten Geld. Dafür bin ich
stets zu haben.«
Eine Kellnerin brachte Kaffee. Ringsum schepperten
Jackpot-Gongs – an jeden Tisch war eine kleine Spielma-
schine geschraubt.
»Kemper Boyd hat Sie empfohlen. Er sagte, Sie seien ideal
für den Job.«
»Sind Sie für ihn tätig?«
»Nein. Wir sind nur Bekannte.«
Lenny rieb an einer Narbe auf der Oberlippe. »Worin
genau würde meine Aufgabe bestehen?«
»Es geht um den Posten des Stringers für Hush-Hush.
Dessen Aufgabe besteht darin, Geschichten und Skandälchen
zu beschaffen und sie an die Autoren weiterzugeben.«
»Das heißt, ich wäre ein Spitzel.«
»Gewissermaßen. Sie halten Ihre Augen in L. A., Chicago
und Nevada offen und geben Bericht.«
»Was ist für mich drin?«
»Ein Riese pro Monat, cash.«
»Sie sind auf Skandalgeschichten über Filmstars aus, richtig? Sie
wol en geilen Klatsch über Leute aus der Unterhaltungsbranche.«
»Genau. Und über liberale Politiker.«
Lenny goß sich Sahne in den Kaffee. »Da kenn’ ich mich
nicht aus, außer bei den Kennedys. Mit Bobby kann ich
wenig anfangen, aber für Jack hab’ ich was übrig.«
235
»Sie sind mit Sinatra recht hart ins Gericht gegangen. Ist
das nicht ein Kumpel von Jack?«
»Er ist ein Zuhälter von Jack und kriecht der ganzen
Familie in den Arsch. Peter Lawford ist mit einer von Jacks
Schwestern verheiratet und der Verbindungsmann für Franks
Arschkriecherei. Jack meint, bei Frank gebe es manchmal
was zu lachen, zu viel mehr tauge er nicht, und das haben
Sie nicht von mir gehört.«
Pete nahm einen Schluck Kaffee. »Erzählen Sie mir mehr.«
»Nein, Sie fragen.«
»Okay. Ich bin auf dem Sunset Strip und möchte einen
Hunderter für einen Fick springen lassen. Wie gehe ich vor?«
»Sie wenden sich an Mel, den Parkplatzwächter von Dino’s
Lodge. Für ein paar Cents schickt er Sie zu einem Puff in
der Havenhurst, Ecke Fountain.«
»Wenn ich was Schwarzes will?«
»Fahren Sie zum Drive-In Washington, Ecke La Brea,
und sprechen die schwarzen Kellner an.«
»Angenommen ich steh’ auf Jungs?«
Lenny zuckte zusammen. »Ich weiß, daß Sie Schwule
hassen«,
Weitere Kostenlose Bücher