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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Akten kompiliert
    für die Überstellung an die Anklagejurys, und von
    jeder Aktennotiz, die an die von uns ausgewählten
    Grand Jurys geht und nur halbwegs interessant ist,
    bekommen Sie von mir eine Kopie. Und was Jimmy
    Hoffa betrifft, glaube ich nach wie vor, daß er zur
    Zeit juristisch unantastbar ist, Sir.
    JEH: Fahren Sie fort.
    KB: Großer Bruder hat sich mit Gewerkschaftsfunk-
    tionären, die mit der Demokratischen Partei ver-
    bündet sind, in Verbindung gesetzt, um ihnen zu
    versichern, daß die Auseinandersetzung zwischen
    Kleinem Bruder und Hoffa keineswegs bedeutet, daß
    er gegen die Gewerkschaften ist. Soviel ich weiß,
    wird er die Kandidatur Anfang Januar nächsten
    Jahres bekanntgeben.
    JEH: Und Sie sind sicher, daß die Brüder das FBI in
    keiner Weise der Beteiligung im Fall Darleen Shoftel
    verdächtigen?
    KB: Ganz sicher, Sir. Pete Bondurants Freundin hat
    Kleinen Bruder über den Hush-Hush-Artikel infor-
    miert, und Ward Littell hat unabhängig von ihr
    sowohl unsere wie Bondurants Abhöreinrichtung
    enttarnt.
    223
    JEH: Ich habe gehört, daß der Vater der Brüder How-
    ard Hughes öffentlich gedemütigt hat.
    KB: Das stimmt, Sir.
    JEH: Hush-Hush macht in letzter Zeit einen matten
    Eindruck. Was mir Mr. Hughes an Vorabinformati-
    onen schickte, war recht flau.
    KB: Ich habe eine gewisse Verbindung zu Pete Bondu-
    rant aufrechterhalten und glaube, einen Mann mit
    Hollywood-Beziehungen aufgetrieben zu haben, der
    als freier Mitarbeiter in Betracht kommt.
    JEH: Wenn meine Gutenacht-Lektüre besser wird, weiß
    ich, daß Sie Erfolg hatten.
    KB: Ja, Sir.
    JEH: Den Betriebsunfall mit Großem Bruder haben wir
    ausschließlich Ward Littell zu verdanken.
    KB: Ich bin durch Chicago gekommen und habe Littell
    vor zwei Tagen getroffen, Sir.
    JEH: Fahren Sie fort.
    KB: Anfangs befürchtete ich, der Rausschmiß aus dem
    Top-Hoodlum-Programm könnte ihn dazu bringen,
    auf eigene Faust gegen das organisierte Verbrechen
    vorzugehen, und so beschloß ich, mal nach dem
    Rechten zu schauen.
    JEH: Und?
    KB: Meine Befürchtungen waren unbegründet. Littell
    scheint sich widerstandslos in seine Tätigkeit in der
    Überwachung zu fügen. Die einzige Veränderung,
    die ich entdecken konnte, ist, daß er eine Affäre mit
    Helen, der Tochter von Tom Agee, angefangen hat.
    224
    JEH: Eine sexuelle Affäre?
    KB: Ja, Sir.
    JEH: Ist das Mädchen volljährig?
    KB: Sie ist einundzwanzig, Sir.
    JEH: Ich will, daß Sie Littell im Auge behalten.
    KB: Das werde ich, Sir. Und Sir, dürfte ich auf eine et-
    was abseitige Angelegenheit zu sprechen kommen?
    JEH: Selbstverständlich.
    KB: Es betrifft die politische Situation in Kuba.
    JEH: Fahren Sie fort.
    KB: Während meines Florida-Besuchs bin ich verschie-
    denen Exilkubanern begegnet, die teils Batista- und
    teils Castro-Anhänger waren. Nun scheint sich Castro
    für den Kommunismus entschieden zu haben. Ich
    habe gehört, daß unerwünschte Personen unter-
    schiedlichster politischer Schattierungen aus Kuba
    ausgewiesen werden und in den USA Asyl erhalten
    sollen, wobei die meisten sich in Miami niederlassen
    dürften. Wünschen Sie diesbezüglich Informationen?
    JEH: Haben Sie eine Quelle?
    KB: Ja, Sir.
    JEH: Die Sie aber nicht nennen möchten?
    KB: Nein, Sir.
    JEH: Ich hoffe, daß die Ihnen was zahlen.
    KB: Eine vielschichtige Situation, Sir.
    JEH: Sie sind ein vielschichtiger Mann. Ja, was immer
    Sie an nachrichtendienstlichen Informationen über
    Kuba bekommen können, interessiert mich. Noch
    etwas? Ich muß in eine Konferenz.
    225
    KB: Ein Letztes, Sir. Wußten Sie, daß der Vater der
    Brüder eine illegitime Tochter mit Gloria Swanson
    hat?
    JEH: Nein, das wußte ich nicht. Sind Sie sich da sicher?
    KB: So ziemlich. Soll ich der Angelegenheit nachgehen?
    JEH: Ja. Aber vermeiden Sie irgendwelche persönlichen
    Verwicklungen, die Ihre Ermittlungen beeinträch-
    tigen könnten.
    KB: Ja, Sir.
    JEH: Gefahr bekannt, Gefahr gebannt. Sie neigen dazu,
    Menschen unter Ihre Fittiche zu nehmen, wie zum
    Beispiel den moralisch schwachen Ward Littell. Hü-
    ten Sie sich, diese Ihre Neigung bei den Kennedys
    auszuleben. Ich fürchte, deren Verführungskraft
    dürfte sogar die Ihre übertreffen.
    KB: Ich werde mich in acht nehmen, Sir.
    JEH: Auf Wiederhören, Mr. Boyd.
    KB: Auf Wiederhören, Sir.
    226
    19

    (Los Angeles, 18. 1. 59)
    »Wenn Mr. Hughes sich so gut mit J. Edgar Hoover versteht«,
    sagte Dick Steisel, »warum stellt der dann die gottverdamm-
    ten Vorladungen nicht

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